Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Die Veltlinertraube. Brütend liegt ein heißes Schweigen Ueber Thal und Bergesjoch, Evoe und Winzerreigen Schlummern in der Traube noch. Purpurne Veltlinertraube, Kochend in der Sonne Schein, Heute möcht' ich unterm Laube Deine vollste Beere sein! Mein unbändiges Geblüte, Strotzend von der Scholle Kraft, Trunken von des Himmels Güte, Sprengte schier der Hülse Haft! Aus der Laube niederhangend, Gluthdurchwogt und üppig rund, Schwebt' ich dunkelpurpurprangend Ueber einem rothen Mund! Die Veltlinertraube. Brütend liegt ein heißes Schweigen Ueber Thal und Bergesjoch, Evoë und Winzerreigen Schlummern in der Traube noch. Purpurne Veltlinertraube, Kochend in der Sonne Schein, Heute möcht' ich unterm Laube Deine vollſte Beere ſein! Mein unbändiges Geblüte, Strotzend von der Scholle Kraft, Trunken von des Himmels Güte, Sprengte ſchier der Hülſe Haft! Aus der Laube niederhangend, Gluthdurchwogt und üppig rund, Schwebt' ich dunkelpurpurprangend Ueber einem rothen Mund! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="56" facs="#f0070"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Veltlinertraube.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Brütend liegt ein heißes Schweigen</l><lb/> <l>Ueber Thal und Bergesjoch,</l><lb/> <l>Evoë und Winzerreigen</l><lb/> <l>Schlummern in der Traube noch.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Purpurne Veltlinertraube,</l><lb/> <l>Kochend in der Sonne Schein,</l><lb/> <l>Heute möcht' ich unterm Laube</l><lb/> <l>Deine vollſte Beere ſein!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Mein unbändiges Geblüte,</l><lb/> <l>Strotzend von der Scholle Kraft,</l><lb/> <l>Trunken von des Himmels Güte,</l><lb/> <l>Sprengte ſchier der Hülſe Haft!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Aus der Laube niederhangend,</l><lb/> <l>Gluthdurchwogt und üppig rund,</l><lb/> <l>Schwebt' ich dunkelpurpurprangend</l><lb/> <l>Ueber einem rothen Mund!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0070]
Die Veltlinertraube.
Brütend liegt ein heißes Schweigen
Ueber Thal und Bergesjoch,
Evoë und Winzerreigen
Schlummern in der Traube noch.
Purpurne Veltlinertraube,
Kochend in der Sonne Schein,
Heute möcht' ich unterm Laube
Deine vollſte Beere ſein!
Mein unbändiges Geblüte,
Strotzend von der Scholle Kraft,
Trunken von des Himmels Güte,
Sprengte ſchier der Hülſe Haft!
Aus der Laube niederhangend,
Gluthdurchwogt und üppig rund,
Schwebt' ich dunkelpurpurprangend
Ueber einem rothen Mund!
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/70>, abgerufen am 03.03.2025. |