Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Schnitterlied. Wir schnitten die Saaten, wir Buben und Dirnen, Mit nackenden Armen und triefenden Stirnen, Von steigenden dunkeln Gewittern bedroht -- Gerettet das Korn! Und nicht Einer der darbe! Von Aehre zu Garbe Ist Raum für den Tod -- Wie schwellen die Lippen des Lebens so rot! Hoch thronet ihr Schönen auf güldenen Sitzen In strotzenden Garben umflimmert von Blitzen -- Nicht Eine die darbe! Wir bringen das Brot! Zum Reigen! Zum Tanze! Zur tosenden Runde! Von Becher zu Munde Ist Raum für den Tod -- Wie schwellen die Lippen des Lebens so rot! Schnitterlied. Wir ſchnitten die Saaten, wir Buben und Dirnen, Mit nackenden Armen und triefenden Stirnen, Von ſteigenden dunkeln Gewittern bedroht — Gerettet das Korn! Und nicht Einer der darbe! Von Aehre zu Garbe Iſt Raum für den Tod — Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot! Hoch thronet ihr Schönen auf güldenen Sitzen In ſtrotzenden Garben umflimmert von Blitzen — Nicht Eine die darbe! Wir bringen das Brot! Zum Reigen! Zum Tanze! Zur toſenden Runde! Von Becher zu Munde Iſt Raum für den Tod — Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="53" facs="#f0067"/> </div> <div n="2"> <head>Schnitterlied.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir ſchnitten die Saaten, wir Buben und Dirnen,</l><lb/> <l>Mit nackenden Armen und triefenden Stirnen,</l><lb/> <l>Von ſteigenden dunkeln Gewittern bedroht —</l><lb/> <l>Gerettet das Korn! Und nicht Einer der darbe!</l><lb/> <l>Von Aehre zu Garbe</l><lb/> <l>Iſt Raum für den Tod —</l><lb/> <l>Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Hoch thronet ihr Schönen auf güldenen Sitzen</l><lb/> <l>In ſtrotzenden Garben umflimmert von Blitzen —</l><lb/> <l>Nicht Eine die darbe! Wir bringen das Brot!</l><lb/> <l>Zum Reigen! Zum Tanze! Zur toſenden Runde!</l><lb/> <l>Von Becher zu Munde</l><lb/> <l>Iſt Raum für den Tod —</l><lb/> <l>Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0067]
Schnitterlied.
Wir ſchnitten die Saaten, wir Buben und Dirnen,
Mit nackenden Armen und triefenden Stirnen,
Von ſteigenden dunkeln Gewittern bedroht —
Gerettet das Korn! Und nicht Einer der darbe!
Von Aehre zu Garbe
Iſt Raum für den Tod —
Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot!
Hoch thronet ihr Schönen auf güldenen Sitzen
In ſtrotzenden Garben umflimmert von Blitzen —
Nicht Eine die darbe! Wir bringen das Brot!
Zum Reigen! Zum Tanze! Zur toſenden Runde!
Von Becher zu Munde
Iſt Raum für den Tod —
Wie ſchwellen die Lippen des Lebens ſo rot!
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/67>, abgerufen am 03.03.2025. |