Benvenuto, sprich, was schmiedest Du wie rasend in der Werkstatt? Welches ungeheure Kunstwerk? -- "Messer! Scharfe feine Messer!"
Benvenuto, sprich, was prahlst du? Welche ungeheure Lüge Tischest auf du den Gesellen? -- "Ich bin stummer als ein Fischchen."
Benvenuto, sprich, was drohst du? Welche ungeheure Mordthat, Die vor Abend du begehn wirst? -- "Ich bin frömmer als ein Lämmlein."
Benvenuto bringt die Eisen Meister Jakob von Perugia, Der den kranken Finger schneidet Dem geduld'gen Kind des Goldschmieds.
Benvenuto's glühnde Blicke Folgen jedem Schnitt des Stahles. "Rafaella, schmerzt mein Messer?" "Benvenuto, nein, es schmerzt nicht."
Der Schreckliche.
Benvenuto, ſprich, was ſchmiedeſt Du wie raſend in der Werkſtatt? Welches ungeheure Kunſtwerk? — „Meſſer! Scharfe feine Meſſer!“
Benvenuto, ſprich, was prahlſt du? Welche ungeheure Lüge Tiſcheſt auf du den Geſellen? — „Ich bin ſtummer als ein Fiſchchen.“
Benvenuto, ſprich, was drohſt du? Welche ungeheure Mordthat, Die vor Abend du begehn wirſt? — „Ich bin frömmer als ein Lämmlein.“
Benvenuto bringt die Eiſen Meiſter Jakob von Perugia, Der den kranken Finger ſchneidet Dem geduld'gen Kind des Goldſchmieds.
Benvenuto's glühnde Blicke Folgen jedem Schnitt des Stahles. „Rafaella, ſchmerzt mein Meſſer?“ „Benvenuto, nein, es ſchmerzt nicht.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbn="299"facs="#f0313"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b">Der Schreckliche.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Benvenuto, ſprich, was ſchmiedeſt</l><lb/><l>Du wie raſend in der Werkſtatt?</l><lb/><l>Welches ungeheure Kunſtwerk?</l><lb/><l>—„Meſſer! Scharfe feine Meſſer!“</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Benvenuto, ſprich, was prahlſt du?</l><lb/><l>Welche ungeheure Lüge</l><lb/><l>Tiſcheſt auf du den Geſellen?</l><lb/><l>—„Ich bin ſtummer als ein Fiſchchen.“</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Benvenuto, ſprich, was drohſt du?</l><lb/><l>Welche ungeheure Mordthat,</l><lb/><l>Die vor Abend du begehn wirſt?</l><lb/><l>—„Ich bin frömmer als ein Lämmlein.“</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Benvenuto bringt die Eiſen</l><lb/><l>Meiſter Jakob von Perugia,</l><lb/><l>Der den kranken Finger ſchneidet</l><lb/><l>Dem geduld'gen Kind des Goldſchmieds.</l><lb/></lg><lgn="5"><l>Benvenuto's glühnde Blicke</l><lb/><l>Folgen jedem Schnitt des Stahles.</l><lb/><l>„Rafaella, ſchmerzt mein Meſſer?“</l><lb/><l>„Benvenuto, nein, es ſchmerzt nicht.“</l><lb/></lg></lg><milestoneunit="section"rendition="#hr"/></div></div></body></text></TEI>
[299/0313]
Der Schreckliche.
Benvenuto, ſprich, was ſchmiedeſt
Du wie raſend in der Werkſtatt?
Welches ungeheure Kunſtwerk?
— „Meſſer! Scharfe feine Meſſer!“
Benvenuto, ſprich, was prahlſt du?
Welche ungeheure Lüge
Tiſcheſt auf du den Geſellen?
— „Ich bin ſtummer als ein Fiſchchen.“
Benvenuto, ſprich, was drohſt du?
Welche ungeheure Mordthat,
Die vor Abend du begehn wirſt?
— „Ich bin frömmer als ein Lämmlein.“
Benvenuto bringt die Eiſen
Meiſter Jakob von Perugia,
Der den kranken Finger ſchneidet
Dem geduld'gen Kind des Goldſchmieds.
Benvenuto's glühnde Blicke
Folgen jedem Schnitt des Stahles.
„Rafaella, ſchmerzt mein Meſſer?“
„Benvenuto, nein, es ſchmerzt nicht.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/313>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.