Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Die todten Freunde. Das Boot stößt ab von den Leuchten des Gestads. Durch föhnige Wellen dreht sich der Schwung des Rads. Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab' ich schlecht, Das heißt mit lauter jungem Volk gezecht -- Du, der gestürzt ist mit zerschossener Stirn, Und du, verschwunden auf einer Gletscherfirn, Und du, verlodert wie schwüler Blitzesschein, Meine todten Freunde, saget, gedenkt ihr mein? Wogen zischen um Boot und Räderschlag, Dazwischen jubelt ein dumpfes Zechgelag, In den Fluthen braust ein sturmgedämpfter Chor, Becher läuten aus tiefer Nacht empor. Die todten Freunde. Das Boot ſtößt ab von den Leuchten des Geſtads. Durch föhnige Wellen dreht ſich der Schwung des Rads. Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab' ich ſchlecht, Das heißt mit lauter jungem Volk gezecht — Du, der geſtürzt iſt mit zerſchoſſener Stirn, Und du, verſchwunden auf einer Gletſcherfirn, Und du, verlodert wie ſchwüler Blitzesſchein, Meine todten Freunde, ſaget, gedenkt ihr mein? Wogen ziſchen um Boot und Räderſchlag, Dazwiſchen jubelt ein dumpfes Zechgelag, In den Fluthen braust ein ſturmgedämpfter Chor, Becher läuten aus tiefer Nacht empor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0023" n="9"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die todten Freunde.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Boot ſtößt ab von den Leuchten des Geſtads.</l><lb/> <l>Durch föhnige Wellen dreht ſich der Schwung des Rads.</l><lb/> <l>Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab' ich ſchlecht,</l><lb/> <l>Das heißt mit lauter jungem Volk gezecht —</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Du, der geſtürzt iſt mit zerſchoſſener Stirn,</l><lb/> <l>Und du, verſchwunden auf einer Gletſcherfirn,</l><lb/> <l>Und du, verlodert wie ſchwüler Blitzesſchein,</l><lb/> <l>Meine todten Freunde, ſaget, gedenkt ihr mein?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wogen ziſchen um Boot und Räderſchlag,</l><lb/> <l>Dazwiſchen jubelt ein dumpfes Zechgelag,</l><lb/> <l>In den Fluthen braust ein ſturmgedämpfter Chor,</l><lb/> <l>Becher läuten aus tiefer Nacht empor.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0023]
Die todten Freunde.
Das Boot ſtößt ab von den Leuchten des Geſtads.
Durch föhnige Wellen dreht ſich der Schwung des Rads.
Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab' ich ſchlecht,
Das heißt mit lauter jungem Volk gezecht —
Du, der geſtürzt iſt mit zerſchoſſener Stirn,
Und du, verſchwunden auf einer Gletſcherfirn,
Und du, verlodert wie ſchwüler Blitzesſchein,
Meine todten Freunde, ſaget, gedenkt ihr mein?
Wogen ziſchen um Boot und Räderſchlag,
Dazwiſchen jubelt ein dumpfes Zechgelag,
In den Fluthen braust ein ſturmgedämpfter Chor,
Becher läuten aus tiefer Nacht empor.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |