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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Weihnacht in Ajaccio.
Reife Goldorangen fallen sahn wir heute, Myrte blühte,
Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.
Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog ein Falter --
Keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.
Eh' das welke Blatt verweht ist, wird die Knospe neu geboren --
Eine liebliche Verwirrung, schwebt der Zug der Horen.
Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein
bleicher?
Theures Weib, du bist um einen lichten Frühling reicher!
Liebst du doch die langen Sonnen und die Kraft und Gluth
der Farben!
Und du sehnst dich nach der Heimath, wo sie längst erstarben?
Horch! Durch paradieseswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken!
Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen Flocken?

Weihnacht in Ajaccio.
Reife Goldorangen fallen ſahn wir heute, Myrte blühte,
Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.
Uns zu Häupten neben einem morſchen Laube flog ein Falter —
Keine herbe Grenze ſcheidet Jugend hier und Alter.
Eh' das welke Blatt verweht iſt, wird die Knospe neu geboren —
Eine liebliche Verwirrung, ſchwebt der Zug der Horen.
Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein
bleicher?
Theures Weib, du biſt um einen lichten Frühling reicher!
Liebſt du doch die langen Sonnen und die Kraft und Gluth
der Farben!
Und du ſehnſt dich nach der Heimath, wo ſie längſt erſtarben?
Horch! Durch paradieſeswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken!
Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen Flocken?

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[175/0189] Weihnacht in Ajaccio. Reife Goldorangen fallen ſahn wir heute, Myrte blühte, Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte. Uns zu Häupten neben einem morſchen Laube flog ein Falter — Keine herbe Grenze ſcheidet Jugend hier und Alter. Eh' das welke Blatt verweht iſt, wird die Knospe neu geboren — Eine liebliche Verwirrung, ſchwebt der Zug der Horen. Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein bleicher? Theures Weib, du biſt um einen lichten Frühling reicher! Liebſt du doch die langen Sonnen und die Kraft und Gluth der Farben! Und du ſehnſt dich nach der Heimath, wo ſie längſt erſtarben? Horch! Durch paradieſeswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken! Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weißen Flocken?

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/189>, abgerufen am 22.12.2024.