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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Tarpeja.
Am Brunnen überfluthet im Dämmerlicht
Der volle Krug und die Mägde merken's nicht,
Denn Nina plaudert: „Freundinnen, wiſſt ihr wohl,
Daß Eine ſitzt im Geſtein am Capitol?
Mein Schatz, der Beppo, hat ſie unlängſt geſehn
Vor ihrem runden Silberſpiegel ſtehn,
Die ſich zu Haupt das güldene Krönlein hub —
Mein Schatz, der Beppo, da er nach Münzen grub.
Er ſchlüpfte durch einen ſchmalen Felſengang,
Er tappte ſich einen finſtern Pfad entlang —
Sie glomm in Höllenlicht! Er rief: „Wie ſchön!“
Die Treppe brach mit donnerndem Getön.
Sie war des römiſchen Caſtellanes Kind
Und ſie verrieth die Burg und das Burggeſind!
Mit Fingerdeut bedang ſich die ſchlaue Maid
Des Feindes Helmgekrön und Schildgeſchmeid!
Die Krönlein all und die Stein' und die goldnen Ring'
Beäugelt' ſie, die in Feindes Lager ging!
Sie öffnet' ihm ein Thor mit ſünd'gem Mut
Und ſah des Vaters Haupt, es ſchwamm in Blut.
Doch da am Feinde ſie die Löhnung ſucht',
Ward ſie mit Hohn erdrückt und mit Schildeswucht,
Sie ſtürzte, von ihrem eigenen Hort entſeelt,
Erſtickt vom Lohne den ſie ſelbſt gewählt.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/140>, abgerufen am 21.02.2025.