Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Die Cartäuser. Ich sehe sie auf Sacchi's süßem Bilde Beschreiten ihrer todten Brüder Grüfte, Gegürtet mit dem Knotenstrick die Hüfte, In weißen Kleidern, festlich, göttlich milde -- Manch einer schleppte sich mit Schwert und Schilde, Gepanzert saust' zu Roß er durch die Lüfte, Bevor er suchte die verlornen Klüfte Und weltentsagend trat in diese Gilde. Sie alle wollen hier in öder Wildniß Vergessen ein verführerisches Bildniß, Sie alle wollen hier ein Stündlein büßen, Um mit den Reinen rein sich zu begrüßen, Sie alle wollen hier ein Stündlein beten, Bevor sie vor den strengen Richter treten. Die Cartäuſer. Ich ſehe ſie auf Sacchi's ſüßem Bilde Beſchreiten ihrer todten Brüder Grüfte, Gegürtet mit dem Knotenſtrick die Hüfte, In weißen Kleidern, feſtlich, göttlich milde — Manch einer ſchleppte ſich mit Schwert und Schilde, Gepanzert ſauſt' zu Roß er durch die Lüfte, Bevor er ſuchte die verlornen Klüfte Und weltentſagend trat in dieſe Gilde. Sie alle wollen hier in öder Wildniß Vergeſſen ein verführeriſches Bildniß, Sie alle wollen hier ein Stündlein büßen, Um mit den Reinen rein ſich zu begrüßen, Sie alle wollen hier ein Stündlein beten, Bevor ſie vor den ſtrengen Richter treten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="124" facs="#f0138"/> </div> <div n="2"> <head>Die Cartäuſer.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Ich ſehe ſie auf Sacchi's ſüßem Bilde</l><lb/> <l>Beſchreiten ihrer todten Brüder Grüfte,</l><lb/> <l>Gegürtet mit dem Knotenſtrick die Hüfte,</l><lb/> <l>In weißen Kleidern, feſtlich, göttlich milde —</l><lb/> <l>Manch einer ſchleppte ſich mit Schwert und Schilde,</l><lb/> <l>Gepanzert ſauſt' zu Roß er durch die Lüfte,</l><lb/> <l>Bevor er ſuchte die verlornen Klüfte</l><lb/> <l>Und weltentſagend trat in dieſe Gilde.</l><lb/> <l>Sie alle wollen hier in öder Wildniß</l><lb/> <l>Vergeſſen ein verführeriſches Bildniß,</l><lb/> <l>Sie alle wollen hier ein Stündlein büßen,</l><lb/> <l>Um mit den Reinen rein ſich zu begrüßen,</l><lb/> <l>Sie alle wollen hier ein Stündlein beten,</l><lb/> <l>Bevor ſie vor den ſtrengen Richter treten.</l><lb/> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0138]
Die Cartäuſer.
Ich ſehe ſie auf Sacchi's ſüßem Bilde
Beſchreiten ihrer todten Brüder Grüfte,
Gegürtet mit dem Knotenſtrick die Hüfte,
In weißen Kleidern, feſtlich, göttlich milde —
Manch einer ſchleppte ſich mit Schwert und Schilde,
Gepanzert ſauſt' zu Roß er durch die Lüfte,
Bevor er ſuchte die verlornen Klüfte
Und weltentſagend trat in dieſe Gilde.
Sie alle wollen hier in öder Wildniß
Vergeſſen ein verführeriſches Bildniß,
Sie alle wollen hier ein Stündlein büßen,
Um mit den Reinen rein ſich zu begrüßen,
Sie alle wollen hier ein Stündlein beten,
Bevor ſie vor den ſtrengen Richter treten.
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/138>, abgerufen am 03.03.2025. |