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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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welches er gebildet hatte, nach und nach schichtenweise mit Sand,
welcher fest in das Loch lagenweise eingestampft wird. Alsdann
wurde die Oberfläche des Bodens und dieser Pfähle gut geebnet und
das Mauerwerk darauf erbaut. Um die Holzpfähle herauszuziehen
bediente man sich einer gewöhnlichen Zugmaschine mit Winde.

Jm Jahre 1833 wurde des Oberst Durbach Verfahren in Pa-
ris beim Bau des St. Martinkanals vom Jngenieur Herrn Mery,
jedoch mit einigen Abänderungen befolgt. Der Grund, für den es
benutzt werden sollte, war sehr oft vom Wasser durchzogen, und sehr
stark davon durchdrungen, als man zur Arbeit schritt; der Sand hätte
daher leicht weggespült werden können, man bediente sich deshalb
statt desselben einer Mischung von Mörtel und Sand (Beton), die
aus hydraulischem Kalk und Sand bestand. Diese Mischung
erhärtete sehr bald, nachdem sie an Ort und Stelle gelegt war.

Was den Sand betrifft den man für obige Zwecke im Allge-
meinen empfiehlt, so ist zu bemerken, daß er nur mittelmäßig fein, mög-
lichst gleichkörnig und nicht erdhaltig sein soll. Man muß denselben
durcharbeiten und immer in Lagen von 8 -- 9 Zoll Dicke aufgeben
und festrammen, worauf es sehr ankömmt.

Die Theorie, auf welcher der Widerstand, den diese Sandgrün-
dungen leisten, beruht, ist noch nicht bekannt; es ist jedoch zu ver-
muthen, daß der Druck sich gleichmäßig sowohl auf die Seiten, als
auf die Unterlage des Grundes vertheile.

Daß die Gründung auf Sandschüttungen bereits im Alterthume
bekannt war, ist außer Zweifel, und man hat nach neueren Untersu-
chungen starken Grund zu glauben, daß selbst die ungeheuren ägypti-
schen Pyramiden, welche in dem schlammigen Nilthale sich erheben,
auf eine ähnliche Art gegründet sind.

Jn Bayonne wurde im Jahre 1837 ein Militairhospital ge-
baut, dessen Fundamente auf einer drei bis vier Fuß hohen Schicht
von Sand, die auf den dort liegenden tiefen Moorgrund gebracht,
und dadurch dicht wurde, daß man so viel Wasser auf die
Sandschicht laufen ließ, als sie einzusaugen fähig war.

Man erhielt nun, nachdem diese Sandlage ausgetrocknet war, einen
zusammenhängenden und steinartigen Grund, auf dem man, mit Er-
sparung von Pfahlgründungen, das Gebäude erbaute.

§. 23. Gründung mit Gußmörtel (Beton).

Unter Gußmörtel wird eine Art Mörtel verstanden, die haupt-
sächlich aus magerem Kalke, Puzzolane oder einem anderen Cement,

welches er gebildet hatte, nach und nach ſchichtenweiſe mit Sand,
welcher feſt in das Loch lagenweiſe eingeſtampft wird. Alsdann
wurde die Oberfläche des Bodens und dieſer Pfähle gut geebnet und
das Mauerwerk darauf erbaut. Um die Holzpfähle herauszuziehen
bediente man ſich einer gewöhnlichen Zugmaſchine mit Winde.

Jm Jahre 1833 wurde des Oberſt Durbach Verfahren in Pa-
ris beim Bau des St. Martinkanals vom Jngenieur Herrn Mery,
jedoch mit einigen Abänderungen befolgt. Der Grund, für den es
benutzt werden ſollte, war ſehr oft vom Waſſer durchzogen, und ſehr
ſtark davon durchdrungen, als man zur Arbeit ſchritt; der Sand hätte
daher leicht weggeſpült werden können, man bediente ſich deshalb
ſtatt deſſelben einer Miſchung von Mörtel und Sand (Béton), die
aus hydrauliſchem Kalk und Sand beſtand. Dieſe Miſchung
erhärtete ſehr bald, nachdem ſie an Ort und Stelle gelegt war.

Was den Sand betrifft den man für obige Zwecke im Allge-
meinen empfiehlt, ſo iſt zu bemerken, daß er nur mittelmäßig fein, mög-
lichſt gleichkörnig und nicht erdhaltig ſein ſoll. Man muß denſelben
durcharbeiten und immer in Lagen von 8 — 9 Zoll Dicke aufgeben
und feſtrammen, worauf es ſehr ankömmt.

Die Theorie, auf welcher der Widerſtand, den dieſe Sandgrün-
dungen leiſten, beruht, iſt noch nicht bekannt; es iſt jedoch zu ver-
muthen, daß der Druck ſich gleichmäßig ſowohl auf die Seiten, als
auf die Unterlage des Grundes vertheile.

Daß die Gründung auf Sandſchüttungen bereits im Alterthume
bekannt war, iſt außer Zweifel, und man hat nach neueren Unterſu-
chungen ſtarken Grund zu glauben, daß ſelbſt die ungeheuren ägypti-
ſchen Pyramiden, welche in dem ſchlammigen Nilthale ſich erheben,
auf eine ähnliche Art gegründet ſind.

Jn Bayonne wurde im Jahre 1837 ein Militairhospital ge-
baut, deſſen Fundamente auf einer drei bis vier Fuß hohen Schicht
von Sand, die auf den dort liegenden tiefen Moorgrund gebracht,
und dadurch dicht wurde, daß man ſo viel Waſſer auf die
Sandſchicht laufen ließ, als ſie einzuſaugen fähig war.

Man erhielt nun, nachdem dieſe Sandlage ausgetrocknet war, einen
zuſammenhängenden und ſteinartigen Grund, auf dem man, mit Er-
ſparung von Pfahlgründungen, das Gebäude erbaute.

§. 23. Gründung mit Gußmörtel (Béton).

Unter Gußmörtel wird eine Art Mörtel verſtanden, die haupt-
ſächlich aus magerem Kalke, Puzzolane oder einem anderen Cement,

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[93/0103] welches er gebildet hatte, nach und nach ſchichtenweiſe mit Sand, welcher feſt in das Loch lagenweiſe eingeſtampft wird. Alsdann wurde die Oberfläche des Bodens und dieſer Pfähle gut geebnet und das Mauerwerk darauf erbaut. Um die Holzpfähle herauszuziehen bediente man ſich einer gewöhnlichen Zugmaſchine mit Winde. Jm Jahre 1833 wurde des Oberſt Durbach Verfahren in Pa- ris beim Bau des St. Martinkanals vom Jngenieur Herrn Mery, jedoch mit einigen Abänderungen befolgt. Der Grund, für den es benutzt werden ſollte, war ſehr oft vom Waſſer durchzogen, und ſehr ſtark davon durchdrungen, als man zur Arbeit ſchritt; der Sand hätte daher leicht weggeſpült werden können, man bediente ſich deshalb ſtatt deſſelben einer Miſchung von Mörtel und Sand (Béton), die aus [FORMEL] hydrauliſchem Kalk und [FORMEL] Sand beſtand. Dieſe Miſchung erhärtete ſehr bald, nachdem ſie an Ort und Stelle gelegt war. Was den Sand betrifft den man für obige Zwecke im Allge- meinen empfiehlt, ſo iſt zu bemerken, daß er nur mittelmäßig fein, mög- lichſt gleichkörnig und nicht erdhaltig ſein ſoll. Man muß denſelben durcharbeiten und immer in Lagen von 8 — 9 Zoll Dicke aufgeben und feſtrammen, worauf es ſehr ankömmt. Die Theorie, auf welcher der Widerſtand, den dieſe Sandgrün- dungen leiſten, beruht, iſt noch nicht bekannt; es iſt jedoch zu ver- muthen, daß der Druck ſich gleichmäßig ſowohl auf die Seiten, als auf die Unterlage des Grundes vertheile. Daß die Gründung auf Sandſchüttungen bereits im Alterthume bekannt war, iſt außer Zweifel, und man hat nach neueren Unterſu- chungen ſtarken Grund zu glauben, daß ſelbſt die ungeheuren ägypti- ſchen Pyramiden, welche in dem ſchlammigen Nilthale ſich erheben, auf eine ähnliche Art gegründet ſind. Jn Bayonne wurde im Jahre 1837 ein Militairhospital ge- baut, deſſen Fundamente auf einer drei bis vier Fuß hohen Schicht von Sand, die auf den dort liegenden tiefen Moorgrund gebracht, und dadurch dicht wurde, daß man ſo viel Waſſer auf die Sandſchicht laufen ließ, als ſie einzuſaugen fähig war. Man erhielt nun, nachdem dieſe Sandlage ausgetrocknet war, einen zuſammenhängenden und ſteinartigen Grund, auf dem man, mit Er- ſparung von Pfahlgründungen, das Gebäude erbaute. §. 23. Gründung mit Gußmörtel (Béton). Unter Gußmörtel wird eine Art Mörtel verſtanden, die haupt- ſächlich aus magerem Kalke, Puzzolane oder einem anderen Cement,

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/103>, abgerufen am 26.04.2024.