Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Staat. Die Politik ist gegenwärtig an der Tagesord¬ Staat. Die Politik iſt gegenwaͤrtig an der Tagesord¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="214"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Staat.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Die Politik iſt gegenwaͤrtig an der Tagesord¬<lb/> nung, auch in Deutſchland, indeß laͤßt ſich leicht<lb/> bemerken, daß wir nicht ſo eigentlich von ſelbſt auf<lb/> dieſe intereſſante Wiſſenſchaft verfallen ſind, daß ſie uns<lb/> vielmehr erſt von außen her und zum Theil <hi rendition="#aq">par forçe</hi><lb/> annehmlich gemacht worden iſt. Bei den Spaniern,<lb/> Italiaͤnern und Franzoſen ſind wir in die Schule des<lb/> Despotismus gegangen, dann wieder bei Franzoſen,<lb/> Englaͤndern und Amerikanern in die Schule der Frei¬<lb/> heit. Die Franzoſen haben uns ihre politiſchen Mei¬<lb/> nungen auf der Spitze des Bajonetts gebracht oder<lb/> als Modeartikel durch den Buchhandel. Faſt alle in¬<lb/> nern politiſchen Veraͤnderungen bei uns ſind von au¬<lb/> ßen bewirkt worden, und nicht minder hat der Mei¬<lb/> nungsſtreit von außen Nahrung empfangen. Darum<lb/> traͤgt auch unſre Politik und deren Literatur auffal¬<lb/> lend ein <hi rendition="#g">fremdes</hi> Gepraͤge, und mit wie viel Theil¬<lb/> nahme wir uns nun auf dieſen Gegenſtand werfen<lb/> moͤgen, ſo bleiben wir doch hinter unſern Meiſtern<lb/> zuruͤck.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0224]
Staat.
Die Politik iſt gegenwaͤrtig an der Tagesord¬
nung, auch in Deutſchland, indeß laͤßt ſich leicht
bemerken, daß wir nicht ſo eigentlich von ſelbſt auf
dieſe intereſſante Wiſſenſchaft verfallen ſind, daß ſie uns
vielmehr erſt von außen her und zum Theil par forçe
annehmlich gemacht worden iſt. Bei den Spaniern,
Italiaͤnern und Franzoſen ſind wir in die Schule des
Despotismus gegangen, dann wieder bei Franzoſen,
Englaͤndern und Amerikanern in die Schule der Frei¬
heit. Die Franzoſen haben uns ihre politiſchen Mei¬
nungen auf der Spitze des Bajonetts gebracht oder
als Modeartikel durch den Buchhandel. Faſt alle in¬
nern politiſchen Veraͤnderungen bei uns ſind von au¬
ßen bewirkt worden, und nicht minder hat der Mei¬
nungsſtreit von außen Nahrung empfangen. Darum
traͤgt auch unſre Politik und deren Literatur auffal¬
lend ein fremdes Gepraͤge, und mit wie viel Theil¬
nahme wir uns nun auf dieſen Gegenſtand werfen
moͤgen, ſo bleiben wir doch hinter unſern Meiſtern
zuruͤck.
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