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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Der menschliche Bedarf.
ändert, indem der obige Krieg das Bedürfniss nach diesen Gü-
tern nicht wesentlich ändern konnte. In soweit nun dieser Be-
darf an Baumwollstoffen für gegebene Zeiträume nicht bereits
durch fertige Manufacturproducte gedeckt war, entstand folge-
recht ein Bedarf an den entsprechenden Quantitäten der zur
Hervorbringung von Baumwollstoffen erforderlichen Gütern höhe-
rer
Ordnung und es ist klar, dass auch dieser Bedarf im Gros-
sen und Ganzen durch den Bürgerkrieg in keinerlei Weise be-
trächtlich alterirt werden konnte. Da indess die verfügbare
Quantität eines der hier erforderlichen Güter höherer Ordnung,
der rohen Baumwolle nämlich, sich beträchtlich verminderte, so
hatte dies zur naturgemässen Folge, dass ein Theil des bisheri-
gen Bedarfes an den mit Rücksicht auf die Erzeugung von
Baumwollstoffen complementären Gütern der Baumwolle (Ar-
beitsleistungen, Maschinen etc.) latent wurde, der effective
Bedarf an den complementären Gütern der rohen Baumwolle
sich aber bis auf die zur Verarbeitung der verfügbaren Quanti-
tät von roher Baumwolle erforderlichen Quantitäten herabmin-
derte. Sobald indess die Zufuhr von roher Baumwolle wieder
einen Aufschwung nahm, musste auch sofort der effective Bedarf
an diesen Gütern eine Steigerung erfahren, und zwar in dem
Verhältnisse, als der latente Bedarf sich verminderte.

Auswanderer verfallen in Folge der Anschauungen, die sie
aus hochentwickelten Mutterländern mitbringen, nicht selten in
den Fehler, zunächst und mit Hintansetzung wichtigerer Rück-
sichten, nach einem ausgedehnten Grundbesitze zu streben, selbst
ohne Rücksicht darauf, ob ihnen die entsprechenden Quantitäten
der übrigen complementären Güter jener Ländereien verfügbar
sind. Und doch ist nichts sicherer, als dass sie in der Heran-
ziehung von Grundstücken zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse
nur in dem Masse fortschreiten können, als sie sich die ent-
sprechenden complementären Quantitäten von Samen-Getreide,
Vieh, Ackerbauwerkzeugen, landwirthschaftlichen Arbeitsleistungen
u. dgl. m. zu verschaffen im Stande sind. Es liegt aber in ihrer
Handlungsweise ein Verkennen des obigen Gesetzes, das sich
unabweisbar geltend macht und dem sich die Menschen in
seinem Geltungsgebiete entweder fügen, oder aber die verderb-
lichen Folgen seiner Ausserachtlassung tragen müssen.


Der menschliche Bedarf.
ändert, indem der obige Krieg das Bedürfniss nach diesen Gü-
tern nicht wesentlich ändern konnte. In soweit nun dieser Be-
darf an Baumwollstoffen für gegebene Zeiträume nicht bereits
durch fertige Manufacturproducte gedeckt war, entstand folge-
recht ein Bedarf an den entsprechenden Quantitäten der zur
Hervorbringung von Baumwollstoffen erforderlichen Gütern höhe-
rer
Ordnung und es ist klar, dass auch dieser Bedarf im Gros-
sen und Ganzen durch den Bürgerkrieg in keinerlei Weise be-
trächtlich alterirt werden konnte. Da indess die verfügbare
Quantität eines der hier erforderlichen Güter höherer Ordnung,
der rohen Baumwolle nämlich, sich beträchtlich verminderte, so
hatte dies zur naturgemässen Folge, dass ein Theil des bisheri-
gen Bedarfes an den mit Rücksicht auf die Erzeugung von
Baumwollstoffen complementären Gütern der Baumwolle (Ar-
beitsleistungen, Maschinen etc.) latent wurde, der effective
Bedarf an den complementären Gütern der rohen Baumwolle
sich aber bis auf die zur Verarbeitung der verfügbaren Quanti-
tät von roher Baumwolle erforderlichen Quantitäten herabmin-
derte. Sobald indess die Zufuhr von roher Baumwolle wieder
einen Aufschwung nahm, musste auch sofort der effective Bedarf
an diesen Gütern eine Steigerung erfahren, und zwar in dem
Verhältnisse, als der latente Bedarf sich verminderte.

Auswanderer verfallen in Folge der Anschauungen, die sie
aus hochentwickelten Mutterländern mitbringen, nicht selten in
den Fehler, zunächst und mit Hintansetzung wichtigerer Rück-
sichten, nach einem ausgedehnten Grundbesitze zu streben, selbst
ohne Rücksicht darauf, ob ihnen die entsprechenden Quantitäten
der übrigen complementären Güter jener Ländereien verfügbar
sind. Und doch ist nichts sicherer, als dass sie in der Heran-
ziehung von Grundstücken zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse
nur in dem Masse fortschreiten können, als sie sich die ent-
sprechenden complementären Quantitäten von Samen-Getreide,
Vieh, Ackerbauwerkzeugen, landwirthschaftlichen Arbeitsleistungen
u. dgl. m. zu verschaffen im Stande sind. Es liegt aber in ihrer
Handlungsweise ein Verkennen des obigen Gesetzes, das sich
unabweisbar geltend macht und dem sich die Menschen in
seinem Geltungsgebiete entweder fügen, oder aber die verderb-
lichen Folgen seiner Ausserachtlassung tragen müssen.


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[42/0060] Der menschliche Bedarf. ändert, indem der obige Krieg das Bedürfniss nach diesen Gü- tern nicht wesentlich ändern konnte. In soweit nun dieser Be- darf an Baumwollstoffen für gegebene Zeiträume nicht bereits durch fertige Manufacturproducte gedeckt war, entstand folge- recht ein Bedarf an den entsprechenden Quantitäten der zur Hervorbringung von Baumwollstoffen erforderlichen Gütern höhe- rer Ordnung und es ist klar, dass auch dieser Bedarf im Gros- sen und Ganzen durch den Bürgerkrieg in keinerlei Weise be- trächtlich alterirt werden konnte. Da indess die verfügbare Quantität eines der hier erforderlichen Güter höherer Ordnung, der rohen Baumwolle nämlich, sich beträchtlich verminderte, so hatte dies zur naturgemässen Folge, dass ein Theil des bisheri- gen Bedarfes an den mit Rücksicht auf die Erzeugung von Baumwollstoffen complementären Gütern der Baumwolle (Ar- beitsleistungen, Maschinen etc.) latent wurde, der effective Bedarf an den complementären Gütern der rohen Baumwolle sich aber bis auf die zur Verarbeitung der verfügbaren Quanti- tät von roher Baumwolle erforderlichen Quantitäten herabmin- derte. Sobald indess die Zufuhr von roher Baumwolle wieder einen Aufschwung nahm, musste auch sofort der effective Bedarf an diesen Gütern eine Steigerung erfahren, und zwar in dem Verhältnisse, als der latente Bedarf sich verminderte. Auswanderer verfallen in Folge der Anschauungen, die sie aus hochentwickelten Mutterländern mitbringen, nicht selten in den Fehler, zunächst und mit Hintansetzung wichtigerer Rück- sichten, nach einem ausgedehnten Grundbesitze zu streben, selbst ohne Rücksicht darauf, ob ihnen die entsprechenden Quantitäten der übrigen complementären Güter jener Ländereien verfügbar sind. Und doch ist nichts sicherer, als dass sie in der Heran- ziehung von Grundstücken zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nur in dem Masse fortschreiten können, als sie sich die ent- sprechenden complementären Quantitäten von Samen-Getreide, Vieh, Ackerbauwerkzeugen, landwirthschaftlichen Arbeitsleistungen u. dgl. m. zu verschaffen im Stande sind. Es liegt aber in ihrer Handlungsweise ein Verkennen des obigen Gesetzes, das sich unabweisbar geltend macht und dem sich die Menschen in seinem Geltungsgebiete entweder fügen, oder aber die verderb- lichen Folgen seiner Ausserachtlassung tragen müssen.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/60>, abgerufen am 26.04.2024.