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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
Unfall mit einer Hungersnoth zusammen, so werden zahlreiche
Menschen dem Hungertode anheimfallen. In jedem der drei
Fälle sind nämlich von jeder concreten Theilquantität des dem
betreffenden Volke verfügbaren Getreides, dem Grade der Wich-
tigkeit nach sehr verschiedene Bedürfnissbefriedigungen ab-
hängig und somit ist denn auch der Werth solcher Quantitäten
in allen drei Fällen ein sehr verschiedener.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich als
Resultat unserer bisherigen Untersuchungen die nachfolgenden
Grundsätze:

1. Die Bedeutung, welche die Güter für uns haben, und
welche wir Werth nennen, ist lediglich eine übertragene. Ur-
sprünglich haben nur die Bedürfnissbefriedigungen für uns eine
Bedeutung, weil von ihnen die Aufrechterhaltung unseres Lebens
und unserer Wohlfahrt abhängt, wir übertragen aber in logi-
scher Consequenz diese Bedeutung auf jene Güter, von deren
Verfügung wir in der Befriedigung dieser Bedürfnisse abhängig
zu sein uns bewusst sind.

2. Die Grösse der Bedeutung, welche die verschiedenen
concreten Bedürfnissbefriedigungen (die einzelnen Acte derselben,
welche eben durch concrete Güter herbeigeführt werden kön-
nen) für uns haben, ist eine ungleiche und das Mass derselben
liegt in dem Grade ihrer Wichtigkeit für die Aufrechterhaltung
unseres Lebens und unserer Wohlfahrt.

3. Die Grösse der auf die Güter übertragenen Bedeutung
unserer Bedürfnissbefriedigungen, das ist die Grösse des Wer-
thes, ist somit gleichfalls eine verschiedene und das Mass der-
selben liegt in dem Masse der Bedeutung, welche die von den
betreffenden Gütern abhängigen Bedürfnissbefriedigungen für
uns haben.

4. In jedem concreten Falle sind von der Verfügung über
eine bestimmte Theilquantität der einem wirthschaftenden
Subjecte verfügbaren Gesammtquantität eines Gutes nur jene
der durch die letztere noch gesicherten Bedürfnissbefriedigungen
abhängig, welche für dies Subject die geringste Bedeutung unter
diesen letzteren haben.

5. Der Werth eines concreten Gutes, oder einer bestimmten
Theilquantität der einem wirthschaftenden Subjecte verfügbaren

Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
Unfall mit einer Hungersnoth zusammen, so werden zahlreiche
Menschen dem Hungertode anheimfallen. In jedem der drei
Fälle sind nämlich von jeder concreten Theilquantität des dem
betreffenden Volke verfügbaren Getreides, dem Grade der Wich-
tigkeit nach sehr verschiedene Bedürfnissbefriedigungen ab-
hängig und somit ist denn auch der Werth solcher Quantitäten
in allen drei Fällen ein sehr verschiedener.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich als
Resultat unserer bisherigen Untersuchungen die nachfolgenden
Grundsätze:

1. Die Bedeutung, welche die Güter für uns haben, und
welche wir Werth nennen, ist lediglich eine übertragene. Ur-
sprünglich haben nur die Bedürfnissbefriedigungen für uns eine
Bedeutung, weil von ihnen die Aufrechterhaltung unseres Lebens
und unserer Wohlfahrt abhängt, wir übertragen aber in logi-
scher Consequenz diese Bedeutung auf jene Güter, von deren
Verfügung wir in der Befriedigung dieser Bedürfnisse abhängig
zu sein uns bewusst sind.

2. Die Grösse der Bedeutung, welche die verschiedenen
concreten Bedürfnissbefriedigungen (die einzelnen Acte derselben,
welche eben durch concrete Güter herbeigeführt werden kön-
nen) für uns haben, ist eine ungleiche und das Mass derselben
liegt in dem Grade ihrer Wichtigkeit für die Aufrechterhaltung
unseres Lebens und unserer Wohlfahrt.

3. Die Grösse der auf die Güter übertragenen Bedeutung
unserer Bedürfnissbefriedigungen, das ist die Grösse des Wer-
thes, ist somit gleichfalls eine verschiedene und das Mass der-
selben liegt in dem Masse der Bedeutung, welche die von den
betreffenden Gütern abhängigen Bedürfnissbefriedigungen für
uns haben.

4. In jedem concreten Falle sind von der Verfügung über
eine bestimmte Theilquantität der einem wirthschaftenden
Subjecte verfügbaren Gesammtquantität eines Gutes nur jene
der durch die letztere noch gesicherten Bedürfnissbefriedigungen
abhängig, welche für dies Subject die geringste Bedeutung unter
diesen letzteren haben.

5. Der Werth eines concreten Gutes, oder einer bestimmten
Theilquantität der einem wirthschaftenden Subjecte verfügbaren

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[107/0125] Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. Unfall mit einer Hungersnoth zusammen, so werden zahlreiche Menschen dem Hungertode anheimfallen. In jedem der drei Fälle sind nämlich von jeder concreten Theilquantität des dem betreffenden Volke verfügbaren Getreides, dem Grade der Wich- tigkeit nach sehr verschiedene Bedürfnissbefriedigungen ab- hängig und somit ist denn auch der Werth solcher Quantitäten in allen drei Fällen ein sehr verschiedener. Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich als Resultat unserer bisherigen Untersuchungen die nachfolgenden Grundsätze: 1. Die Bedeutung, welche die Güter für uns haben, und welche wir Werth nennen, ist lediglich eine übertragene. Ur- sprünglich haben nur die Bedürfnissbefriedigungen für uns eine Bedeutung, weil von ihnen die Aufrechterhaltung unseres Lebens und unserer Wohlfahrt abhängt, wir übertragen aber in logi- scher Consequenz diese Bedeutung auf jene Güter, von deren Verfügung wir in der Befriedigung dieser Bedürfnisse abhängig zu sein uns bewusst sind. 2. Die Grösse der Bedeutung, welche die verschiedenen concreten Bedürfnissbefriedigungen (die einzelnen Acte derselben, welche eben durch concrete Güter herbeigeführt werden kön- nen) für uns haben, ist eine ungleiche und das Mass derselben liegt in dem Grade ihrer Wichtigkeit für die Aufrechterhaltung unseres Lebens und unserer Wohlfahrt. 3. Die Grösse der auf die Güter übertragenen Bedeutung unserer Bedürfnissbefriedigungen, das ist die Grösse des Wer- thes, ist somit gleichfalls eine verschiedene und das Mass der- selben liegt in dem Masse der Bedeutung, welche die von den betreffenden Gütern abhängigen Bedürfnissbefriedigungen für uns haben. 4. In jedem concreten Falle sind von der Verfügung über eine bestimmte Theilquantität der einem wirthschaftenden Subjecte verfügbaren Gesammtquantität eines Gutes nur jene der durch die letztere noch gesicherten Bedürfnissbefriedigungen abhängig, welche für dies Subject die geringste Bedeutung unter diesen letzteren haben. 5. Der Werth eines concreten Gutes, oder einer bestimmten Theilquantität der einem wirthschaftenden Subjecte verfügbaren

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/125>, abgerufen am 27.04.2024.