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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.

Die Untersuchung einiger concreter Fälle wird die hier
dargelegten Grundsätze vollständig ins Licht stellen, und ich
möchte mich dieser wichtigen Aufgabe nicht entziehen, so wohl
ich auch weiss, dass ich dadurch Einzelnen langweilig erscheinen
werde. Ich will es nämlich, nach dem Grundsatze Adam Smith's,
immerhin mit etwas Langweile wagen, wenn dadurch die Klar-
heit der Darlegungen gewinnt.

Denken wir uns, um mit dem einfachsten Falle zu beginnen,
ein isolirt wirthschaftendes Subject, das eine felsige Meeresinsel
bewohnt, auf welcher sich eine einzige Quelle befindet, auf
die es in der Befriedigung seines Bedürfnisses nach Süss-
wasser ausschliesslich angewiesen ist. Setzen wir nun den Fall,
dieser isolirte Mensch hätte, um sein Leben zu erhalten, täglich
eine Mass Wasser für sich und neunzehn Mass für diejenigen
Thiere nöthig, deren Milch und Fleisch ihm den nothdürftigsten
Lebensunterhalt gewähren. Setzen wir weiter den Fall, er hätte
überdies vierzig Mass Wasser nöthig, theils um die volle, zur
Erhaltung nicht nur seines Lebens, sondern auch seiner Gesund-
heit nöthige Quantität hievon zu sich nehmen zu können, theils
zum Zwecke der Reinigung seines Körpers, seiner Kleider und
Geräthschaften, theils für die Erhaltung einiger Thiere, deren
Milch und Fleisch er benöthigt, alles dies, in soweit die Erhaltung
seiner Gesundheit und überhaupt seiner dauernden Wohlfahrt
davon abhängig ist; schliesslich bedarf derselbe noch weiterer
vierzig Mass Wasser täglich, theils für seinen Blumengarten,
theils für einige Thiere, die er, ohne ihrer zur Erhaltung seines
Lebens und seiner Gesundheit zu bedürfen, lediglich um der

erwähnten Theilquantitäten verfügte, der Werth jedes einzelnen Gutes, be-
ziehungsweise jeder einzelnen Theilquantität. Nur eine Bedürfnissbefrie-
digung von diesem Masse der Bedeutung wäre nämlich in dem gegebenen
Falle von jenem Gute, beziehungsweise von jener Theilquantität der verfüg-
baren Gütermenge abhängig. Befänden sich aber unter sonst gleichen Ver-
hältnissen nur fünf Güter, beziehungsweise fünf der obigen Theilquantitäten,
in der Verfügung des in Rede stehenden wirthschaftenden Subjectes, so ist
ebenso klar, dass, insolange diese ökonomische Sachlage vorhanden wäre,
jedes concrete Gut, beziehungsweise jede der obigen Theilquantitäten, eine
Bedeutung für dasselbe hätte, die in der Zahl 6, bei 3 Gütern oder Theil-
quantitäten eine solche, die in der Zahl 8, bei einem einzigen Gute endlich
eine solche, die in der Zahl 10 ihren ziffermässigen Ausdruck fände.
Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.

Die Untersuchung einiger concreter Fälle wird die hier
dargelegten Grundsätze vollständig ins Licht stellen, und ich
möchte mich dieser wichtigen Aufgabe nicht entziehen, so wohl
ich auch weiss, dass ich dadurch Einzelnen langweilig erscheinen
werde. Ich will es nämlich, nach dem Grundsatze Adam Smith’s,
immerhin mit etwas Langweile wagen, wenn dadurch die Klar-
heit der Darlegungen gewinnt.

Denken wir uns, um mit dem einfachsten Falle zu beginnen,
ein isolirt wirthschaftendes Subject, das eine felsige Meeresinsel
bewohnt, auf welcher sich eine einzige Quelle befindet, auf
die es in der Befriedigung seines Bedürfnisses nach Süss-
wasser ausschliesslich angewiesen ist. Setzen wir nun den Fall,
dieser isolirte Mensch hätte, um sein Leben zu erhalten, täglich
eine Mass Wasser für sich und neunzehn Mass für diejenigen
Thiere nöthig, deren Milch und Fleisch ihm den nothdürftigsten
Lebensunterhalt gewähren. Setzen wir weiter den Fall, er hätte
überdies vierzig Mass Wasser nöthig, theils um die volle, zur
Erhaltung nicht nur seines Lebens, sondern auch seiner Gesund-
heit nöthige Quantität hievon zu sich nehmen zu können, theils
zum Zwecke der Reinigung seines Körpers, seiner Kleider und
Geräthschaften, theils für die Erhaltung einiger Thiere, deren
Milch und Fleisch er benöthigt, alles dies, in soweit die Erhaltung
seiner Gesundheit und überhaupt seiner dauernden Wohlfahrt
davon abhängig ist; schliesslich bedarf derselbe noch weiterer
vierzig Mass Wasser täglich, theils für seinen Blumengarten,
theils für einige Thiere, die er, ohne ihrer zur Erhaltung seines
Lebens und seiner Gesundheit zu bedürfen, lediglich um der

erwähnten Theilquantitäten verfügte, der Werth jedes einzelnen Gutes, be-
ziehungsweise jeder einzelnen Theilquantítät. Nur eine Bedürfnissbefrie-
digung von diesem Masse der Bedeutung wäre nämlich in dem gegebenen
Falle von jenem Gute, beziehungsweise von jener Theilquantität der verfüg-
baren Gütermenge abhängig. Befänden sich aber unter sonst gleichen Ver-
hältnissen nur fünf Güter, beziehungsweise fünf der obigen Theilquantitäten,
in der Verfügung des in Rede stehenden wirthschaftenden Subjectes, so ist
ebenso klar, dass, insolange diese ökonomische Sachlage vorhanden wäre,
jedes concrete Gut, beziehungsweise jede der obigen Theilquantitäten, eine
Bedeutung für dasselbe hätte, die in der Zahl 6, bei 3 Gütern oder Theil-
quantitäten eine solche, die in der Zahl 8, bei einem einzigen Gute endlich
eine solche, die in der Zahl 10 ihren ziffermässigen Ausdruck fände.
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[100/0118] Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. Die Untersuchung einiger concreter Fälle wird die hier dargelegten Grundsätze vollständig ins Licht stellen, und ich möchte mich dieser wichtigen Aufgabe nicht entziehen, so wohl ich auch weiss, dass ich dadurch Einzelnen langweilig erscheinen werde. Ich will es nämlich, nach dem Grundsatze Adam Smith’s, immerhin mit etwas Langweile wagen, wenn dadurch die Klar- heit der Darlegungen gewinnt. Denken wir uns, um mit dem einfachsten Falle zu beginnen, ein isolirt wirthschaftendes Subject, das eine felsige Meeresinsel bewohnt, auf welcher sich eine einzige Quelle befindet, auf die es in der Befriedigung seines Bedürfnisses nach Süss- wasser ausschliesslich angewiesen ist. Setzen wir nun den Fall, dieser isolirte Mensch hätte, um sein Leben zu erhalten, täglich eine Mass Wasser für sich und neunzehn Mass für diejenigen Thiere nöthig, deren Milch und Fleisch ihm den nothdürftigsten Lebensunterhalt gewähren. Setzen wir weiter den Fall, er hätte überdies vierzig Mass Wasser nöthig, theils um die volle, zur Erhaltung nicht nur seines Lebens, sondern auch seiner Gesund- heit nöthige Quantität hievon zu sich nehmen zu können, theils zum Zwecke der Reinigung seines Körpers, seiner Kleider und Geräthschaften, theils für die Erhaltung einiger Thiere, deren Milch und Fleisch er benöthigt, alles dies, in soweit die Erhaltung seiner Gesundheit und überhaupt seiner dauernden Wohlfahrt davon abhängig ist; schliesslich bedarf derselbe noch weiterer vierzig Mass Wasser täglich, theils für seinen Blumengarten, theils für einige Thiere, die er, ohne ihrer zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit zu bedürfen, lediglich um der *) *) erwähnten Theilquantitäten verfügte, der Werth jedes einzelnen Gutes, be- ziehungsweise jeder einzelnen Theilquantítät. Nur eine Bedürfnissbefrie- digung von diesem Masse der Bedeutung wäre nämlich in dem gegebenen Falle von jenem Gute, beziehungsweise von jener Theilquantität der verfüg- baren Gütermenge abhängig. Befänden sich aber unter sonst gleichen Ver- hältnissen nur fünf Güter, beziehungsweise fünf der obigen Theilquantitäten, in der Verfügung des in Rede stehenden wirthschaftenden Subjectes, so ist ebenso klar, dass, insolange diese ökonomische Sachlage vorhanden wäre, jedes concrete Gut, beziehungsweise jede der obigen Theilquantitäten, eine Bedeutung für dasselbe hätte, die in der Zahl 6, bei 3 Gütern oder Theil- quantitäten eine solche, die in der Zahl 8, bei einem einzigen Gute endlich eine solche, die in der Zahl 10 ihren ziffermässigen Ausdruck fände.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/118>, abgerufen am 26.04.2024.