§. 1. Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes.
Wenn der Bedarf an einem Gute innerhalb eines Zeitrau- mes, auf welchen sich die vorsorgliche Thätigkeit der Menschen erstreckt, grösser ist, als die ihnen für diesen Zeitraum verfüg- bare Quantität desselben, so empfinden die Menschen in dem Streben, ihre Bedürfnisse so vollständig zu befriedigen, als dies bei der gegebenen Sachlage möglich ist, rücksichtlich des in Rede stehenden Gutes den Antrieb zu der von uns oben dar- gelegten Thätigkeit, welche wir ihre Wirthschaft nannten. Die Erkenntniss des obigen Verhältnisses fördert indess noch eine andere Erscheinung zu Tage, deren tieferes Verständniss von massgebender Wichtigkeit für unsere Wissenschaft ist -- wir meinen den Güterwerth.
Ist nämlich der Bedarf an einem Gute grösser, als die verfügbare Quantität desselben, so steht zugleich fest, dass, nachdem ein Theil der bezüglichen Bedürfnisse ohnehin wird un- befriedigt bleiben müssen, die verfügbare Quantität des in Rede stehenden Gutes um keine irgendwie practisch beachtenswerthe Theilquantität verringert werden kann, ohne dass hiedurch irgend ein Bedürfniss, für welches bis dahin vorgesorgt war, nicht, oder doch nur minder vollständig befriedigt werden könnte, als dies ohne den Eintritt der obigen Eventualität der Fall sein würde. Bei allen Gütern, welche in dem obigen Quantitäten-Verhält- nisse stehen, ist demnach von der Verfügung über jede concrete, practisch noch beachtenswerthe Quantität derselben die Be- friedigung irgend eines menschlichen Bedürfnisses abhängig. Werden sich nun die wirthschaftenden Menschen dieses Um-
Drittes Capitel. Die Lehre vom Werthe.
§. 1. Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes.
Wenn der Bedarf an einem Gute innerhalb eines Zeitrau- mes, auf welchen sich die vorsorgliche Thätigkeit der Menschen erstreckt, grösser ist, als die ihnen für diesen Zeitraum verfüg- bare Quantität desselben, so empfinden die Menschen in dem Streben, ihre Bedürfnisse so vollständig zu befriedigen, als dies bei der gegebenen Sachlage möglich ist, rücksichtlich des in Rede stehenden Gutes den Antrieb zu der von uns oben dar- gelegten Thätigkeit, welche wir ihre Wirthschaft nannten. Die Erkenntniss des obigen Verhältnisses fördert indess noch eine andere Erscheinung zu Tage, deren tieferes Verständniss von massgebender Wichtigkeit für unsere Wissenschaft ist — wir meinen den Güterwerth.
Ist nämlich der Bedarf an einem Gute grösser, als die verfügbare Quantität desselben, so steht zugleich fest, dass, nachdem ein Theil der bezüglichen Bedürfnisse ohnehin wird un- befriedigt bleiben müssen, die verfügbare Quantität des in Rede stehenden Gutes um keine irgendwie practisch beachtenswerthe Theilquantität verringert werden kann, ohne dass hiedurch irgend ein Bedürfniss, für welches bis dahin vorgesorgt war, nicht, oder doch nur minder vollständig befriedigt werden könnte, als dies ohne den Eintritt der obigen Eventualität der Fall sein würde. Bei allen Gütern, welche in dem obigen Quantitäten-Verhält- nisse stehen, ist demnach von der Verfügung über jede concrete, practisch noch beachtenswerthe Quantität derselben die Be- friedigung irgend eines menschlichen Bedürfnisses abhängig. Werden sich nun die wirthschaftenden Menschen dieses Um-
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[[77]/0095]
Drittes Capitel.
Die Lehre vom Werthe.
§. 1.
Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes.
Wenn der Bedarf an einem Gute innerhalb eines Zeitrau-
mes, auf welchen sich die vorsorgliche Thätigkeit der Menschen
erstreckt, grösser ist, als die ihnen für diesen Zeitraum verfüg-
bare Quantität desselben, so empfinden die Menschen in dem
Streben, ihre Bedürfnisse so vollständig zu befriedigen, als dies
bei der gegebenen Sachlage möglich ist, rücksichtlich des in
Rede stehenden Gutes den Antrieb zu der von uns oben dar-
gelegten Thätigkeit, welche wir ihre Wirthschaft nannten.
Die Erkenntniss des obigen Verhältnisses fördert indess noch
eine andere Erscheinung zu Tage, deren tieferes Verständniss
von massgebender Wichtigkeit für unsere Wissenschaft ist —
wir meinen den Güterwerth.
Ist nämlich der Bedarf an einem Gute grösser, als die
verfügbare Quantität desselben, so steht zugleich fest, dass,
nachdem ein Theil der bezüglichen Bedürfnisse ohnehin wird un-
befriedigt bleiben müssen, die verfügbare Quantität des in Rede
stehenden Gutes um keine irgendwie practisch beachtenswerthe
Theilquantität verringert werden kann, ohne dass hiedurch irgend
ein Bedürfniss, für welches bis dahin vorgesorgt war, nicht, oder
doch nur minder vollständig befriedigt werden könnte, als dies
ohne den Eintritt der obigen Eventualität der Fall sein würde.
Bei allen Gütern, welche in dem obigen Quantitäten-Verhält-
nisse stehen, ist demnach von der Verfügung über jede concrete,
practisch noch beachtenswerthe Quantität derselben die Be-
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Werden sich nun die wirthschaftenden Menschen dieses Um-
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. [77]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/95>, abgerufen am 21.11.2024.
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