Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.Die Gesetze, nach welchen sich der Werth der Güter regelt. b) Ueber die Productivität des Capitals. Die Umgestaltung von Gütern höherer in solche niederer Die wirthschaftenden Menschen können demnach dadurch, In diesem Umstande liegt nun aber eine wichtige Schranke Die Gesetze, nach welchen sich der Werth der Güter regelt. b) Ueber die Productivität des Capitals. Die Umgestaltung von Gütern höherer in solche niederer Die wirthschaftenden Menschen können demnach dadurch, In diesem Umstande liegt nun aber eine wichtige Schranke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0145" n="127"/> <fw place="top" type="header">Die Gesetze, nach welchen sich der Werth der Güter regelt.</fw><lb/> <div n="3"> <head>b) Ueber die Productivität des Capitals.</head><lb/> <p>Die Umgestaltung von Gütern höherer in solche niederer<lb/> Ordnung erfolgt gleich jedem andern Wandlungsprocesse in der Zeit<lb/> und die Zeiträume, für welche wir über Güter erster Ordnung mit-<lb/> telbar durch unsern Besitz von Güter höherer Ordnung verfügen,<lb/> liegen um so ferner ab, je höher die Ordnung dieser letztern ist.<lb/> Die fortschreitende Heranziehung von Gütern höherer Ordnung<lb/> zur Befriedigung unserer Bedürfnisse hat demnach, wie wir oben<lb/> sahen (S. 26 ff.), allerdings den Erfolg, die Quantitäten der uns<lb/> verfügbaren Genussmittel fortschreitend zu vermehren, sie ist<lb/> aber nur unter der Voraussetzung möglich, dass die vorsorgliche<lb/> Thätigkeit der Menschen sich auf immer entferntere Zeiträume<lb/> erstreckt. Ein wilder Indianer ist ohne Unterlass damit be-<lb/> schäftigt, den Bedarf der nächsten Tage zu decken, der Nomade,<lb/> welcher die ihm verfügbaren Nutzthiere nicht consumirt, sondern<lb/> zur Aufzucht von Jungen bestimmt, producirt schon Güter, die<lb/> ihm erst nach einigen Monaten verfügbar sein werden, bei<lb/> Culturvölkern aber ist ein nicht geringer Theil der Mitglieder<lb/> der Gesellschaft sogar mit der Hervorbringung von Gütern be-<lb/> schäftigt, welche erst nach Jahren, ja nicht selten erst nach<lb/> Jahrzehnten, zur unmittelbaren Befriedigung menschlicher Be-<lb/> dürfnisse beitragen werden.</p><lb/> <p>Die wirthschaftenden Menschen können demnach dadurch,<lb/> dass sie die occupatorische Wirthschaft verlassen und zur Heran-<lb/> ziehung von Gütern der höheren Ordnungen zur Befriedigung<lb/> ihrer Bedürfnisse fortschreiten, allerdings die ihnen verfügbaren<lb/> Genussmittel nach Massgabe dieses ihres Fortschrittes ver-<lb/> mehren, aber nur mit der Beschränkung, dass sie in demselben<lb/> Masse, als sie zu Gütern höherer Ordnung fortschreiten, die<lb/> Zeiträume hinausrücken, auf welche sich ihre vorsorgliche Thä-<lb/> tigkeit erstreckt.</p><lb/> <p>In diesem Umstande liegt nun aber eine wichtige Schranke<lb/> des wirthschaftlichen Fortschrittes. Auf die Sicherstellung der<lb/> den Menschen zur Erhaltung ihres Lebens und ihrer Wohlfahrt<lb/> in der Gegenwart, oder der nächsten Zukunft erforderlichen Genuss-<lb/> mittel ist stets ihre ängstlichste Sorge gerichtet, eine Sorge, die<lb/> sich in dem Grade abschwächt, je ferner der Zeitraum ist, auf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0145]
Die Gesetze, nach welchen sich der Werth der Güter regelt.
b) Ueber die Productivität des Capitals.
Die Umgestaltung von Gütern höherer in solche niederer
Ordnung erfolgt gleich jedem andern Wandlungsprocesse in der Zeit
und die Zeiträume, für welche wir über Güter erster Ordnung mit-
telbar durch unsern Besitz von Güter höherer Ordnung verfügen,
liegen um so ferner ab, je höher die Ordnung dieser letztern ist.
Die fortschreitende Heranziehung von Gütern höherer Ordnung
zur Befriedigung unserer Bedürfnisse hat demnach, wie wir oben
sahen (S. 26 ff.), allerdings den Erfolg, die Quantitäten der uns
verfügbaren Genussmittel fortschreitend zu vermehren, sie ist
aber nur unter der Voraussetzung möglich, dass die vorsorgliche
Thätigkeit der Menschen sich auf immer entferntere Zeiträume
erstreckt. Ein wilder Indianer ist ohne Unterlass damit be-
schäftigt, den Bedarf der nächsten Tage zu decken, der Nomade,
welcher die ihm verfügbaren Nutzthiere nicht consumirt, sondern
zur Aufzucht von Jungen bestimmt, producirt schon Güter, die
ihm erst nach einigen Monaten verfügbar sein werden, bei
Culturvölkern aber ist ein nicht geringer Theil der Mitglieder
der Gesellschaft sogar mit der Hervorbringung von Gütern be-
schäftigt, welche erst nach Jahren, ja nicht selten erst nach
Jahrzehnten, zur unmittelbaren Befriedigung menschlicher Be-
dürfnisse beitragen werden.
Die wirthschaftenden Menschen können demnach dadurch,
dass sie die occupatorische Wirthschaft verlassen und zur Heran-
ziehung von Gütern der höheren Ordnungen zur Befriedigung
ihrer Bedürfnisse fortschreiten, allerdings die ihnen verfügbaren
Genussmittel nach Massgabe dieses ihres Fortschrittes ver-
mehren, aber nur mit der Beschränkung, dass sie in demselben
Masse, als sie zu Gütern höherer Ordnung fortschreiten, die
Zeiträume hinausrücken, auf welche sich ihre vorsorgliche Thä-
tigkeit erstreckt.
In diesem Umstande liegt nun aber eine wichtige Schranke
des wirthschaftlichen Fortschrittes. Auf die Sicherstellung der
den Menschen zur Erhaltung ihres Lebens und ihrer Wohlfahrt
in der Gegenwart, oder der nächsten Zukunft erforderlichen Genuss-
mittel ist stets ihre ängstlichste Sorge gerichtet, eine Sorge, die
sich in dem Grade abschwächt, je ferner der Zeitraum ist, auf
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