Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.Capitel 10. Wie wir nach Wolgaft reisen und daselbsten gute Zwei Tage darauf, sagt mein Töchterlein, die alte *) Dorf auf der Hälfte des Weges zwischen Coserow und Wolgast, jetzt Zinnowitz genannt. 4 *
Capitel 10. Wie wir nach Wolgaft reiſen und daſelbſten gute Zwei Tage darauf, ſagt mein Töchterlein, die alte *) Dorf auf der Hälfte des Weges zwiſchen Coſerow und Wolgaſt, jetzt Zinnowitz genannt. 4 *
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Capitel 10.
Wie wir nach Wolgaft reiſen und daſelbſten gute
Raufmannſchaft halten.
Zwei Tage darauf, ſagt mein Töchterlein, die alte
Ilſe aber meint drei Tage (und weiß ich nit
was wahr iſt) ſeind wir endiglichen zur Stadt geweſt,
angeſehen Meiſter Rothoog die Kiſte nit eher fertig hatte.
Mein Töchterlein deckete ein Stück von meiner ſeeligen
Frau ihrem Brautkleid darüber ſo die Kaiſerlichen zwar
zerfetzet, doch als ſie es darauf wohl draußen liegen laſ¬
ſen, von dem Winde in den Pfarrzaum war getrieben,
wo wir es wiederfunden. War auch ſchon vorher ziem¬
lich unlieblich, ſonst achte ich, hätten ſie es wohl mit
ſich geführet. — Umb der Kiſten willen aber nahmen
wir die alte Ilſe gleich mit, ſo ſelbige tragen mußte,
und da Birnſtein eine faſt leichte Waare iſt, gläubete
ſie es leichtlich, daß nur etwas Eßwaar in ſelbiger vor¬
handen ſei. Setzeten alſo bei Tages Anbruch mit Gott
unſern Stecken vor uns. Bei dem Zitze *)lief ein Haaſe
vor uns über den Weg, was nichts Gutes bedeuten ſoll;
ach ja! — Als wir darauf gen Bannemin kamen, fragte
ich einen Kerl, ob es wahr ſei, daß hier eine Mutter
ihr eigen Kind für Hunger geſchlachtet, wie ich vernom¬
*) Dorf auf der Hälfte des Weges zwiſchen Coſerow
und Wolgaſt, jetzt Zinnowitz genannt.
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