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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Capitel 19.

Wie der leidige Satan unter des gerechten Gottes
Zulassung uns ganz zu unterdrücken beflissen, und
wir alle Hoffnung fahren lassen.


Selbigen Tages, wohl umb 3 Uhren Nachmittags,
als ich zu dem Krüger Conrad Seep gangen war,
umb doch etwas zu genüßen, anerwogen ich nunmehro
in 2 Tagen Nichtes nicht in meinen Mund bekommen,
denn meine Thränen, er mir auch etwas Brod und Wurst
benebst einer Kannen Bier fürgesetzet, tritt der Büttel
ins Zimmer, und grüßete von dem Amtshaubtmann doch
ohne daß er seine Küsse *) anrührete: Ob ich nicht wölle
bei Sr. Gestrengen das Mittagsmahl speisen, S. G. hätt
es nicht gleich beachtet, daß ich wohl noch nüchtern wär,
dieweil das Verhör so lange gezögert. Ich gab hier¬
auf dem Büttel zur Antwort: daß ich mir allbereits,
wie er wohl einsäh, mein Mittagsbrod hätte verabrei¬
chen lassen und mich bei Sr. Gestrengen bedanket. Dar¬
über verwunderte sich der Kerl und gab zur Antwort:
ob ich nicht säh, wie gut es Se. Gestrengen mit mir
vermeinete, wiewohl ich ihn, wie einen Juden abgekan¬
zelt. Söllte doch an mein Töchterken denken, und nach¬

*) wahrscheinlich Mütze.
Capitel 19.

Wie der leidige Satan unter des gerechten Gottes
Zulaſſung uns ganz zu unterdrücken befliſſen, und
wir alle Hoffnung fahren laſſen.


Selbigen Tages, wohl umb 3 Uhren Nachmittags,
als ich zu dem Krüger Conrad Seep gangen war,
umb doch etwas zu genüßen, anerwogen ich nunmehro
in 2 Tagen Nichtes nicht in meinen Mund bekommen,
denn meine Thränen, er mir auch etwas Brod und Wurſt
benebſt einer Kannen Bier fürgeſetzet, tritt der Büttel
ins Zimmer, und grüßete von dem Amtshaubtmann doch
ohne daß er ſeine Küſſe *) anrührete: Ob ich nicht wölle
bei Sr. Geſtrengen das Mittagsmahl ſpeiſen, S. G. hätt
es nicht gleich beachtet, daß ich wohl noch nüchtern wär,
dieweil das Verhör ſo lange gezögert. Ich gab hier¬
auf dem Büttel zur Antwort: daß ich mir allbereits,
wie er wohl einſäh, mein Mittagsbrod hätte verabrei¬
chen laſſen und mich bei Sr. Geſtrengen bedanket. Dar¬
über verwunderte ſich der Kerl und gab zur Antwort:
ob ich nicht ſäh, wie gut es Se. Geſtrengen mit mir
vermeinete, wiewohl ich ihn, wie einen Juden abgekan¬
zelt. Söllte doch an mein Töchterken denken, und nach¬

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[151/0167] Capitel 19. Wie der leidige Satan unter des gerechten Gottes Zulaſſung uns ganz zu unterdrücken befliſſen, und wir alle Hoffnung fahren laſſen. Selbigen Tages, wohl umb 3 Uhren Nachmittags, als ich zu dem Krüger Conrad Seep gangen war, umb doch etwas zu genüßen, anerwogen ich nunmehro in 2 Tagen Nichtes nicht in meinen Mund bekommen, denn meine Thränen, er mir auch etwas Brod und Wurſt benebſt einer Kannen Bier fürgeſetzet, tritt der Büttel ins Zimmer, und grüßete von dem Amtshaubtmann doch ohne daß er ſeine Küſſe *) anrührete: Ob ich nicht wölle bei Sr. Geſtrengen das Mittagsmahl ſpeiſen, S. G. hätt es nicht gleich beachtet, daß ich wohl noch nüchtern wär, dieweil das Verhör ſo lange gezögert. Ich gab hier¬ auf dem Büttel zur Antwort: daß ich mir allbereits, wie er wohl einſäh, mein Mittagsbrod hätte verabrei¬ chen laſſen und mich bei Sr. Geſtrengen bedanket. Dar¬ über verwunderte ſich der Kerl und gab zur Antwort: ob ich nicht ſäh, wie gut es Se. Geſtrengen mit mir vermeinete, wiewohl ich ihn, wie einen Juden abgekan¬ zelt. Söllte doch an mein Töchterken denken, und nach¬ *) wahrſcheinlich Mütze.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/167>, abgerufen am 23.11.2024.