Wir kehrten von dem Besuche des Häuptlings der Badinankurden zurück. Als wir auf der letzten Höhe ankamen und das Thal der Teufelsanbeter überblicken konnten, bemerkten wir ganz in der Nähe des Hauses, welches dem Bey gehörte, einen ungeheuern Haufen von Reisholz, der von einer Anzahl von Dschesidi immer noch vergrößert wurde. Pir Kamek stand dabei und warf von Zeit zu Zeit ein Stück Erdharz hinein.
"Das ist sein Opferhaufen," meinte Ali Bey.
"Was wird er opfern?"
"Ich weiß es nicht."
"Vielleicht ein Tier?"
"Nur bei den Heiden werden Tiere verbrannt."
"Dann vielleicht Früchte?"
"Die Dschesidi verbrennen weder Tiere noch Früchte. Der Pir hat mir nicht gesagt, was er verbrennen wird, aber er ist ein großer Heiliger, und was er thut, wird keine Sünde sein."
Noch immer ertönten von der gegenüberliegenden Höhe die Salven der ankommenden Pilger, und noch immer wurde denselben im Thale geantwortet: und doch bemerkte ich, als wir unten ankamen, daß dieses Thal kaum noch mehr Menschen zu fassen vermöge. Wir über-
II. 1
Erſtes Kapitel.
Der Opfertod des Heiligen.
Wir kehrten von dem Beſuche des Häuptlings der Badinankurden zurück. Als wir auf der letzten Höhe ankamen und das Thal der Teufelsanbeter überblicken konnten, bemerkten wir ganz in der Nähe des Hauſes, welches dem Bey gehörte, einen ungeheuern Haufen von Reisholz, der von einer Anzahl von Dſcheſidi immer noch vergrößert wurde. Pir Kamek ſtand dabei und warf von Zeit zu Zeit ein Stück Erdharz hinein.
„Das iſt ſein Opferhaufen,“ meinte Ali Bey.
„Was wird er opfern?“
„Ich weiß es nicht.“
„Vielleicht ein Tier?“
„Nur bei den Heiden werden Tiere verbrannt.“
„Dann vielleicht Früchte?“
„Die Dſcheſidi verbrennen weder Tiere noch Früchte. Der Pir hat mir nicht geſagt, was er verbrennen wird, aber er iſt ein großer Heiliger, und was er thut, wird keine Sünde ſein.“
Noch immer ertönten von der gegenüberliegenden Höhe die Salven der ankommenden Pilger, und noch immer wurde denſelben im Thale geantwortet: und doch bemerkte ich, als wir unten ankamen, daß dieſes Thal kaum noch mehr Menſchen zu faſſen vermöge. Wir über-
II. 1
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Erſtes Kapitel.
Der Opfertod des Heiligen.
Wir kehrten von dem Beſuche des Häuptlings der
Badinankurden zurück. Als wir auf der letzten Höhe
ankamen und das Thal der Teufelsanbeter überblicken
konnten, bemerkten wir ganz in der Nähe des Hauſes,
welches dem Bey gehörte, einen ungeheuern Haufen von
Reisholz, der von einer Anzahl von Dſcheſidi immer
noch vergrößert wurde. Pir Kamek ſtand dabei und warf
von Zeit zu Zeit ein Stück Erdharz hinein.
„Das iſt ſein Opferhaufen,“ meinte Ali Bey.
„Was wird er opfern?“
„Ich weiß es nicht.“
„Vielleicht ein Tier?“
„Nur bei den Heiden werden Tiere verbrannt.“
„Dann vielleicht Früchte?“
„Die Dſcheſidi verbrennen weder Tiere noch Früchte.
Der Pir hat mir nicht geſagt, was er verbrennen wird,
aber er iſt ein großer Heiliger, und was er thut, wird
keine Sünde ſein.“
Noch immer ertönten von der gegenüberliegenden
Höhe die Salven der ankommenden Pilger, und noch
immer wurde denſelben im Thale geantwortet: und doch
bemerkte ich, als wir unten ankamen, daß dieſes Thal
kaum noch mehr Menſchen zu faſſen vermöge. Wir über-
II. 1
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/15>, abgerufen am 21.11.2024.
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