genommen wurden, in Folge der Krisis von 1847 und der grossen Kreditlosigkeit im indischen Geschäft. Dies ganze Silber, kaum angekommen, fand bald den Weg nach dem Kontinent, wo die Revolution Schatzbildung an allen Ecken herbeiführte. Dasselbe Silber machte 1850 grossentheils die Reise nach Indien zurück, da der Stand des Wechselkurses dies nun profitlich machte.
Das Monetarsystem ist wesentlich katholisch, das Kreditsystem wesentlich protestantisch. "The Scotch hate gold." Als Papier hat das Gelddasein der Waaren ein nur gesellschaftliches Dasein. Es ist der Glaube, der selig macht. Der Glaube in den Geld- werth als immanenten Geist der Waaren, der Glaube in die Pro- duktionsweise und ihre prädestinirte Ordnung, der Glaube in die einzelnen Agenten der Produktion als blosse Personifikationen des sich selbst verwerthenden Kapitals. So wenig aber der Protestan- tismus von den Grundlagen des Katholicismus sich emancipirt, so wenig das Kreditsystem von der Basis des Monetarsystems.
Das zinstragende Kapital, oder wie wir es in seiner alterthüm- lichen Form bezeichnen können, das Wucherkapital, gehört mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital, zu den ante- diluvianischen Formen des Kapitals, die der kapitalistischen Pro- duktionsweise lange vorhergehn und sich in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden.
Die Existenz des Wucherkapitals erfordert nichts, als dass wenig- stens ein Theil der Produkte sich in Waaren verwandelt, und zu- gleich mit dem Waarenhandel das Geld sich in seinen verschiednen Funktionen entwickelt hat.
Die Entwicklung des Wucherkapitals schliesst sich an die des Kaufmannskapitals und speciell an die des Geldhandlungskapitals. Im alten Rom, von den letzten Zeiten der Republik an, wo die Manufaktur tief unter der antiken Durchschnittsentwicklung stand, war Kaufmannskapital, Geldhandlungskapital und Wucherkapital -- innerhalb der antiken Form -- auf den höchsten Punkt entwickelt.
Man hat gesehn, wie sich mit dem Geld nothwendig die Schatz- bildnerei einfindet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.
Der Kaufmann borgt Geld um Profit mit dem Geld zu machen, um es als Kapital anzuwenden, d. h. zu verausgaben. Auch in
genommen wurden, in Folge der Krisis von 1847 und der grossen Kreditlosigkeit im indischen Geschäft. Dies ganze Silber, kaum angekommen, fand bald den Weg nach dem Kontinent, wo die Revolution Schatzbildung an allen Ecken herbeiführte. Dasselbe Silber machte 1850 grossentheils die Reise nach Indien zurück, da der Stand des Wechselkurses dies nun profitlich machte.
Das Monetarsystem ist wesentlich katholisch, das Kreditsystem wesentlich protestantisch. „The Scotch hate gold.“ Als Papier hat das Gelddasein der Waaren ein nur gesellschaftliches Dasein. Es ist der Glaube, der selig macht. Der Glaube in den Geld- werth als immanenten Geist der Waaren, der Glaube in die Pro- duktionsweise und ihre prädestinirte Ordnung, der Glaube in die einzelnen Agenten der Produktion als blosse Personifikationen des sich selbst verwerthenden Kapitals. So wenig aber der Protestan- tismus von den Grundlagen des Katholicismus sich emancipirt, so wenig das Kreditsystem von der Basis des Monetarsystems.
Das zinstragende Kapital, oder wie wir es in seiner alterthüm- lichen Form bezeichnen können, das Wucherkapital, gehört mit seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital, zu den ante- diluvianischen Formen des Kapitals, die der kapitalistischen Pro- duktionsweise lange vorhergehn und sich in den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden.
Die Existenz des Wucherkapitals erfordert nichts, als dass wenig- stens ein Theil der Produkte sich in Waaren verwandelt, und zu- gleich mit dem Waarenhandel das Geld sich in seinen verschiednen Funktionen entwickelt hat.
Die Entwicklung des Wucherkapitals schliesst sich an die des Kaufmannskapitals und speciell an die des Geldhandlungskapitals. Im alten Rom, von den letzten Zeiten der Republik an, wo die Manufaktur tief unter der antiken Durchschnittsentwicklung stand, war Kaufmannskapital, Geldhandlungskapital und Wucherkapital — innerhalb der antiken Form — auf den höchsten Punkt entwickelt.
Man hat gesehn, wie sich mit dem Geld nothwendig die Schatz- bildnerei einfindet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.
Der Kaufmann borgt Geld um Profit mit dem Geld zu machen, um es als Kapital anzuwenden, d. h. zu verausgaben. Auch in
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[132/0141]
genommen wurden, in Folge der Krisis von 1847 und der grossen
Kreditlosigkeit im indischen Geschäft. Dies ganze Silber, kaum
angekommen, fand bald den Weg nach dem Kontinent, wo die
Revolution Schatzbildung an allen Ecken herbeiführte. Dasselbe
Silber machte 1850 grossentheils die Reise nach Indien zurück,
da der Stand des Wechselkurses dies nun profitlich machte.
Das Monetarsystem ist wesentlich katholisch, das Kreditsystem
wesentlich protestantisch. „The Scotch hate gold.“ Als Papier
hat das Gelddasein der Waaren ein nur gesellschaftliches Dasein.
Es ist der Glaube, der selig macht. Der Glaube in den Geld-
werth als immanenten Geist der Waaren, der Glaube in die Pro-
duktionsweise und ihre prädestinirte Ordnung, der Glaube in die
einzelnen Agenten der Produktion als blosse Personifikationen des
sich selbst verwerthenden Kapitals. So wenig aber der Protestan-
tismus von den Grundlagen des Katholicismus sich emancipirt, so
wenig das Kreditsystem von der Basis des Monetarsystems.
Sechsunddreissigstes Kapitel.
Vorkapitalistisches.
Das zinstragende Kapital, oder wie wir es in seiner alterthüm-
lichen Form bezeichnen können, das Wucherkapital, gehört mit
seinem Zwillingsbruder, dem kaufmännischen Kapital, zu den ante-
diluvianischen Formen des Kapitals, die der kapitalistischen Pro-
duktionsweise lange vorhergehn und sich in den verschiedensten
ökonomischen Gesellschaftsformationen vorfinden.
Die Existenz des Wucherkapitals erfordert nichts, als dass wenig-
stens ein Theil der Produkte sich in Waaren verwandelt, und zu-
gleich mit dem Waarenhandel das Geld sich in seinen verschiednen
Funktionen entwickelt hat.
Die Entwicklung des Wucherkapitals schliesst sich an die des
Kaufmannskapitals und speciell an die des Geldhandlungskapitals.
Im alten Rom, von den letzten Zeiten der Republik an, wo die
Manufaktur tief unter der antiken Durchschnittsentwicklung stand,
war Kaufmannskapital, Geldhandlungskapital und Wucherkapital —
innerhalb der antiken Form — auf den höchsten Punkt entwickelt.
Man hat gesehn, wie sich mit dem Geld nothwendig die Schatz-
bildnerei einfindet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch
erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt.
Der Kaufmann borgt Geld um Profit mit dem Geld zu machen,
um es als Kapital anzuwenden, d. h. zu verausgaben. Auch in
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/141>, abgerufen am 22.02.2025.
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