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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Drittens kommt in Betracht die Produktivität der Arbeit,
deren Einfluss auf die Rate des Mehrwerths in Buch I, Abschnitt IV,
ausführlich erörtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen
direkten Einfluss auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals,
ausüben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 entwickelt, dies Einzel-
kapital mit grösserer als der gesellschaftlich-durchschnittlichen Pro-
duktivität arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigern Werth darstellt,
als dem gesellschaftlichen Durchschnittswerth derselben Waare, und
so einen Extraprofit realisirt. Dieser Fall bleibt hier aber noch un-
berücksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Vor-
aussetzung ausgehn, dass die Waaren unter gesellschaftlich-normalen
Bedingungen producirt und zu ihren Werthen verkauft werden. Wir
gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, dass die
Produktivität der Arbeit konstant bleibt. In der That drückt die
Werthzusammensetzung des in einem Industriezweig angelegten
Kapitals, also ein bestimmtes Verhältniss des variablen zum kon-
stanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivität
der Arbeit aus. Sobald also dies Verhältniss anders, als durch
blosse Werthänderung der stofflichen Bestandtheile des konstanten
Kapitals, oder durch Aenderung des Arbeitslohns, eine Verände-
rung erfährt, muss auch die Produktivität der Arbeit eine Aende-
rung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, dass
die mit den Faktoren c, v und m vorgehenden Veränderungen
ebenfalls Aenderungen in der Produktivität der Arbeit einschliessen.

Dasselbe gilt von den noch übrigen drei Faktoren: Länge des
Arbeitstags, Intensität der Arbeit und Arbeitslohn
. Ihr
Einfluss auf Masse und Rate des Mehrwerths ist im ersten Buch
ausführlich entwickelt. Es ist also begreiflich, dass wenn wir auch,
zur Vereinfachung, stets von der Voraussetzung ausgehn, dass diese
drei Faktoren konstant bleiben, dennoch die Veränderungen, die mit
v und m vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Grösse dieser ihrer Be-
stimmungsmomente in sich schliessen können. Und da ist nur kurz
daran zu erinnern, dass der Arbeitslohn auf Grösse des Mehrwerths
und Höhe der Mehrwerthsrate umgekehrt wirkt wie die Länge des
Arbeitstags und die Intensität der Arbeit; dass Steigerung des Arbeits-
lohns den Mehrwerth verringert, während Verlängerung des Arbeits-
tags und Erhöhung der Intensität der Arbeit ihn vermehren.

Gesetzt z. B. ein Kapital von 100 producire mit 20 Arbeitern
bei zehnstündiger Arbeit und einem Gesammtwochenlohn von 20,
einen Mehrwerth von 20, so haben wir:
[Formel 1] .


Drittens kommt in Betracht die Produktivität der Arbeit,
deren Einfluss auf die Rate des Mehrwerths in Buch I, Abschnitt IV,
ausführlich erörtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen
direkten Einfluss auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals,
ausüben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 entwickelt, dies Einzel-
kapital mit grösserer als der gesellschaftlich-durchschnittlichen Pro-
duktivität arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigern Werth darstellt,
als dem gesellschaftlichen Durchschnittswerth derselben Waare, und
so einen Extraprofit realisirt. Dieser Fall bleibt hier aber noch un-
berücksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Vor-
aussetzung ausgehn, dass die Waaren unter gesellschaftlich-normalen
Bedingungen producirt und zu ihren Werthen verkauft werden. Wir
gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, dass die
Produktivität der Arbeit konstant bleibt. In der That drückt die
Werthzusammensetzung des in einem Industriezweig angelegten
Kapitals, also ein bestimmtes Verhältniss des variablen zum kon-
stanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivität
der Arbeit aus. Sobald also dies Verhältniss anders, als durch
blosse Werthänderung der stofflichen Bestandtheile des konstanten
Kapitals, oder durch Aenderung des Arbeitslohns, eine Verände-
rung erfährt, muss auch die Produktivität der Arbeit eine Aende-
rung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, dass
die mit den Faktoren c, v und m vorgehenden Veränderungen
ebenfalls Aenderungen in der Produktivität der Arbeit einschliessen.

Dasselbe gilt von den noch übrigen drei Faktoren: Länge des
Arbeitstags, Intensität der Arbeit und Arbeitslohn
. Ihr
Einfluss auf Masse und Rate des Mehrwerths ist im ersten Buch
ausführlich entwickelt. Es ist also begreiflich, dass wenn wir auch,
zur Vereinfachung, stets von der Voraussetzung ausgehn, dass diese
drei Faktoren konstant bleiben, dennoch die Veränderungen, die mit
v und m vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Grösse dieser ihrer Be-
stimmungsmomente in sich schliessen können. Und da ist nur kurz
daran zu erinnern, dass der Arbeitslohn auf Grösse des Mehrwerths
und Höhe der Mehrwerthsrate umgekehrt wirkt wie die Länge des
Arbeitstags und die Intensität der Arbeit; dass Steigerung des Arbeits-
lohns den Mehrwerth verringert, während Verlängerung des Arbeits-
tags und Erhöhung der Intensität der Arbeit ihn vermehren.

Gesetzt z. B. ein Kapital von 100 producire mit 20 Arbeitern
bei zehnstündiger Arbeit und einem Gesammtwochenlohn von 20,
einen Mehrwerth von 20, so haben wir:
[Formel 1] .


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[25/0059] Drittens kommt in Betracht die Produktivität der Arbeit, deren Einfluss auf die Rate des Mehrwerths in Buch I, Abschnitt IV, ausführlich erörtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen direkten Einfluss auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals, ausüben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 entwickelt, dies Einzel- kapital mit grösserer als der gesellschaftlich-durchschnittlichen Pro- duktivität arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigern Werth darstellt, als dem gesellschaftlichen Durchschnittswerth derselben Waare, und so einen Extraprofit realisirt. Dieser Fall bleibt hier aber noch un- berücksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Vor- aussetzung ausgehn, dass die Waaren unter gesellschaftlich-normalen Bedingungen producirt und zu ihren Werthen verkauft werden. Wir gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, dass die Produktivität der Arbeit konstant bleibt. In der That drückt die Werthzusammensetzung des in einem Industriezweig angelegten Kapitals, also ein bestimmtes Verhältniss des variablen zum kon- stanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivität der Arbeit aus. Sobald also dies Verhältniss anders, als durch blosse Werthänderung der stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals, oder durch Aenderung des Arbeitslohns, eine Verände- rung erfährt, muss auch die Produktivität der Arbeit eine Aende- rung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, dass die mit den Faktoren c, v und m vorgehenden Veränderungen ebenfalls Aenderungen in der Produktivität der Arbeit einschliessen. Dasselbe gilt von den noch übrigen drei Faktoren: Länge des Arbeitstags, Intensität der Arbeit und Arbeitslohn. Ihr Einfluss auf Masse und Rate des Mehrwerths ist im ersten Buch ausführlich entwickelt. Es ist also begreiflich, dass wenn wir auch, zur Vereinfachung, stets von der Voraussetzung ausgehn, dass diese drei Faktoren konstant bleiben, dennoch die Veränderungen, die mit v und m vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Grösse dieser ihrer Be- stimmungsmomente in sich schliessen können. Und da ist nur kurz daran zu erinnern, dass der Arbeitslohn auf Grösse des Mehrwerths und Höhe der Mehrwerthsrate umgekehrt wirkt wie die Länge des Arbeitstags und die Intensität der Arbeit; dass Steigerung des Arbeits- lohns den Mehrwerth verringert, während Verlängerung des Arbeits- tags und Erhöhung der Intensität der Arbeit ihn vermehren. Gesetzt z. B. ein Kapital von 100 producire mit 20 Arbeitern bei zehnstündiger Arbeit und einem Gesammtwochenlohn von 20, einen Mehrwerth von 20, so haben wir: [FORMEL].

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/59>, abgerufen am 26.04.2024.