Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

auf als Kapital zu fungiren. Als nicht länger fungirendes Kapital
aber muss es wieder rückübertragen werden an A, der nicht auf-
gehört hat der juristische Eigenthümer desselben zu sein.

Die Form des Leihens, die dieser Waare, dem Kapital als Waare
eigenthümlich ist, übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt,
statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Be-
stimmung, dass Kapital hier als Waare auftritt, oder dass Geld als
Kapital zur Waare wird.

Man muss hier unterscheiden.

Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I), und rufen hier kurz ins
Gedächtniss zurück, dass das Kapital im Cirkulationsprocess als
Waarenkapital und Geldkapital fungirt. Aber in beiden Formen
wird das Kapital nicht als Kapital zur Waare.

Sobald sich das produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt
hat, muss es auf den Markt geworfen, als Waare verkauft werden.
Hier fungirt es einfach als Waare. Der Kapitalist erscheint hier
nur als Verkäufer von Waare, wie der Käufer als Käufer von
Waare. Als Waare muss das Produkt im Cirkulationsprocess,
durch seinen Verkauf, seinen Werth realisiren, seine verwandelte
Gestalt als Geld annehmen. Es ist desswegen auch ganz gleich-
gültig, ob diese Waare von einem Konsumenten als Lebensmittel
oder von einem Kapitalisten als Produktionsmittel, als Kapital-
bestandtheil, gekauft wird. Im Cirkulationsakt fungirt das Waaren-
kapital nur als Waare, nicht als Kapital. Es ist Waarenkapital
im Unterschied von einfacher Waare, 1) weil es bereits mit Mehr-
werth geschwängert ist, die Realisirung seines Werths also zu-
gleich Realisirung von Mehrwerth ist; dies ändert aber nichts an
seinem einfachen Dasein als Waare, als Produkt von bestimmtem
Preis; 2) weil diese seine Funktion als Waare ein Moment seines
Reproduktionsprocesses als Kapital ist, und daher seine Bewegung
als Waare, weil nur Theilbewegung seines Processes, zugleich seine
Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt
des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses
Akts mit der Gesammtbewegung dieser bestimmten Werthsumme
als Kapital.

Ebenso als Geldkapital wirkt es in der That nur einfach als
Geld, d. h. als Kaufmittel von Waare (den Produktionselementen).
Dass dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals
ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirk-
lichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem
Zusammenhang dieses Akts mit der Gesammtbewegung des Kapitals,

auf als Kapital zu fungiren. Als nicht länger fungirendes Kapital
aber muss es wieder rückübertragen werden an A, der nicht auf-
gehört hat der juristische Eigenthümer desselben zu sein.

Die Form des Leihens, die dieser Waare, dem Kapital als Waare
eigenthümlich ist, übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt,
statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Be-
stimmung, dass Kapital hier als Waare auftritt, oder dass Geld als
Kapital zur Waare wird.

Man muss hier unterscheiden.

Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I), und rufen hier kurz ins
Gedächtniss zurück, dass das Kapital im Cirkulationsprocess als
Waarenkapital und Geldkapital fungirt. Aber in beiden Formen
wird das Kapital nicht als Kapital zur Waare.

Sobald sich das produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt
hat, muss es auf den Markt geworfen, als Waare verkauft werden.
Hier fungirt es einfach als Waare. Der Kapitalist erscheint hier
nur als Verkäufer von Waare, wie der Käufer als Käufer von
Waare. Als Waare muss das Produkt im Cirkulationsprocess,
durch seinen Verkauf, seinen Werth realisiren, seine verwandelte
Gestalt als Geld annehmen. Es ist desswegen auch ganz gleich-
gültig, ob diese Waare von einem Konsumenten als Lebensmittel
oder von einem Kapitalisten als Produktionsmittel, als Kapital-
bestandtheil, gekauft wird. Im Cirkulationsakt fungirt das Waaren-
kapital nur als Waare, nicht als Kapital. Es ist Waarenkapital
im Unterschied von einfacher Waare, 1) weil es bereits mit Mehr-
werth geschwängert ist, die Realisirung seines Werths also zu-
gleich Realisirung von Mehrwerth ist; dies ändert aber nichts an
seinem einfachen Dasein als Waare, als Produkt von bestimmtem
Preis; 2) weil diese seine Funktion als Waare ein Moment seines
Reproduktionsprocesses als Kapital ist, und daher seine Bewegung
als Waare, weil nur Theilbewegung seines Processes, zugleich seine
Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt
des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses
Akts mit der Gesammtbewegung dieser bestimmten Werthsumme
als Kapital.

Ebenso als Geldkapital wirkt es in der That nur einfach als
Geld, d. h. als Kaufmittel von Waare (den Produktionselementen).
Dass dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals
ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirk-
lichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem
Zusammenhang dieses Akts mit der Gesammtbewegung des Kapitals,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0360" n="326"/>
auf als Kapital zu fungiren. Als nicht länger fungirendes Kapital<lb/>
aber muss es wieder rückübertragen werden an A, der nicht auf-<lb/>
gehört hat der juristische Eigenthümer desselben zu sein.</p><lb/>
            <p>Die Form des Leihens, die dieser Waare, dem Kapital als Waare<lb/>
eigenthümlich ist, übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt,<lb/>
statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Be-<lb/>
stimmung, dass Kapital hier als Waare auftritt, oder dass Geld als<lb/>
Kapital zur Waare wird.</p><lb/>
            <p>Man muss hier unterscheiden.</p><lb/>
            <p>Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I), und rufen hier kurz ins<lb/>
Gedächtniss zurück, dass das Kapital im Cirkulationsprocess als<lb/>
Waarenkapital und Geldkapital fungirt. Aber in beiden Formen<lb/>
wird das Kapital nicht als Kapital zur Waare.</p><lb/>
            <p>Sobald sich das produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt<lb/>
hat, muss es auf den Markt geworfen, als Waare verkauft werden.<lb/>
Hier fungirt es einfach als Waare. Der Kapitalist erscheint hier<lb/>
nur als Verkäufer von Waare, wie der Käufer als Käufer von<lb/>
Waare. Als Waare muss das Produkt im Cirkulationsprocess,<lb/>
durch seinen Verkauf, seinen Werth realisiren, seine verwandelte<lb/>
Gestalt als Geld annehmen. Es ist desswegen auch ganz gleich-<lb/>
gültig, ob diese Waare von einem Konsumenten als Lebensmittel<lb/>
oder von einem Kapitalisten als Produktionsmittel, als Kapital-<lb/>
bestandtheil, gekauft wird. Im Cirkulationsakt fungirt das Waaren-<lb/>
kapital nur als Waare, nicht als Kapital. Es ist Waarenkapital<lb/>
im Unterschied von einfacher Waare, 1) weil es bereits mit Mehr-<lb/>
werth geschwängert ist, die Realisirung seines Werths also zu-<lb/>
gleich Realisirung von Mehrwerth ist; dies ändert aber nichts an<lb/>
seinem einfachen Dasein als Waare, als Produkt von bestimmtem<lb/>
Preis; 2) weil diese seine Funktion als Waare ein Moment seines<lb/>
Reproduktionsprocesses als Kapital ist, und daher seine Bewegung<lb/>
als Waare, weil nur Theilbewegung seines Processes, zugleich seine<lb/>
Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt<lb/>
des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses<lb/>
Akts mit der Gesammtbewegung dieser bestimmten Werthsumme<lb/>
als Kapital.</p><lb/>
            <p>Ebenso als Geldkapital wirkt es in der That nur einfach als<lb/>
Geld, d. h. als Kaufmittel von Waare (den Produktionselementen).<lb/>
Dass dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals<lb/>
ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirk-<lb/>
lichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem<lb/>
Zusammenhang dieses Akts mit der Gesammtbewegung des Kapitals,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0360] auf als Kapital zu fungiren. Als nicht länger fungirendes Kapital aber muss es wieder rückübertragen werden an A, der nicht auf- gehört hat der juristische Eigenthümer desselben zu sein. Die Form des Leihens, die dieser Waare, dem Kapital als Waare eigenthümlich ist, übrigens auch in andren Transaktionen vorkommt, statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Be- stimmung, dass Kapital hier als Waare auftritt, oder dass Geld als Kapital zur Waare wird. Man muss hier unterscheiden. Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I), und rufen hier kurz ins Gedächtniss zurück, dass das Kapital im Cirkulationsprocess als Waarenkapital und Geldkapital fungirt. Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Waare. Sobald sich das produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt hat, muss es auf den Markt geworfen, als Waare verkauft werden. Hier fungirt es einfach als Waare. Der Kapitalist erscheint hier nur als Verkäufer von Waare, wie der Käufer als Käufer von Waare. Als Waare muss das Produkt im Cirkulationsprocess, durch seinen Verkauf, seinen Werth realisiren, seine verwandelte Gestalt als Geld annehmen. Es ist desswegen auch ganz gleich- gültig, ob diese Waare von einem Konsumenten als Lebensmittel oder von einem Kapitalisten als Produktionsmittel, als Kapital- bestandtheil, gekauft wird. Im Cirkulationsakt fungirt das Waaren- kapital nur als Waare, nicht als Kapital. Es ist Waarenkapital im Unterschied von einfacher Waare, 1) weil es bereits mit Mehr- werth geschwängert ist, die Realisirung seines Werths also zu- gleich Realisirung von Mehrwerth ist; dies ändert aber nichts an seinem einfachen Dasein als Waare, als Produkt von bestimmtem Preis; 2) weil diese seine Funktion als Waare ein Moment seines Reproduktionsprocesses als Kapital ist, und daher seine Bewegung als Waare, weil nur Theilbewegung seines Processes, zugleich seine Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses Akts mit der Gesammtbewegung dieser bestimmten Werthsumme als Kapital. Ebenso als Geldkapital wirkt es in der That nur einfach als Geld, d. h. als Kaufmittel von Waare (den Produktionselementen). Dass dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirk- lichen Funktion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem Zusammenhang dieses Akts mit der Gesammtbewegung des Kapitals,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/360
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/360>, abgerufen am 27.04.2024.