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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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meine Jahresprofitrate 15 % und schiesst der Kaufmann 100 £ vor,
so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschlägt, wird er seine
Waare zu 115 verkaufen. Schlägt sein Kapital fünfmal im Jahr
um, so wird er ein Waarenkapital zum Einkaufspreis von 100
fünfmal im Jahr zu 103 verkaufen, also im ganzen Jahr ein
Waarenkapital von 500 zu 515. Dies macht aber auf sein vor-
geschossnes Kapital von 100 nach wie vor einen Jahresprofit von 15.
Wäre dies nicht der Fall, so würfe das Kaufmannskapital, im Verhält-
niss zur Zahl seiner Umschläge, viel höhern Profit ab als das indu-
strielle Kapital, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht.

Die Anzahl der Umschläge des Kaufmannskapitals in verschiednen
Handelszweigen afficirt also die merkantilen Preise der Waaren
direkt. Die Höhe des merkantilen Preiszuschlags, des aliquoten
Theils des merkantilen Profits eines gegebnen Kapitals, der auf
den Produktionspreis der einzelnen Waare fällt, steht im umge-
kehrten Verhältniss zur Anzahl der Umschläge oder zur Umschlags-
geschwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiednen Geschäfts-
zweigen. Schlägt ein Kaufmannskapital fünfmal im Jahre um, so
setzt es dem gleichwerthigen Waarenkapital nur 1/5 des Aufschlags
zu, den ein andres Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um-
schlagen kann, einem Waarenkapital von gleichem Werth zusetzt.

Die Affektion der Verkaufspreise durch die durchschnittliche
Umschlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen redu-
cirt sich darauf, dass im Verhältniss zu dieser Umschlagsgeschwin-
digkeit dieselbe Profitmasse, die bei gegebner Grösse des Kauf-
mannskapitals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist,
also bestimmt ist unabhängig vom speciellen Charakter der kauf-
männischen Operation dieses Kapitals, sich verschieden vertheilt
auf Waarenmassen von demselben Werth, bei fünfmaligem Um-
schlag im Jahr z. B. = 3 %, bei einmaligem Umschlag im
Jahr dagegen 15 % dem Waarenpreis zusetzt.

Derselbe Procentsatz des kommerziellen Profits in verschiednen
Handelszweigen erhöht also, je nach dem Verhältniss ihrer Um-
schlagszeiten, die Verkaufspreise der Waaren um ganz verschiedne
Procente, auf den Werth dieser Waaren berechnet.

Bei dem industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit
in keiner Weise auf die Werthgrösse der producirten einzelnen
Waaren, obgleich sie die Masse der von einem gegebnen Kapital
in einer gegebnen Zeit producirten Werthe und Mehrwerthe afficirt,
weil die Masse der exploitirten Arbeit. Dies versteckt sich aller-
dings und scheint anders zu sein, sobald man die Produktionspreise

meine Jahresprofitrate 15 % und schiesst der Kaufmann 100 £ vor,
so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschlägt, wird er seine
Waare zu 115 verkaufen. Schlägt sein Kapital fünfmal im Jahr
um, so wird er ein Waarenkapital zum Einkaufspreis von 100
fünfmal im Jahr zu 103 verkaufen, also im ganzen Jahr ein
Waarenkapital von 500 zu 515. Dies macht aber auf sein vor-
geschossnes Kapital von 100 nach wie vor einen Jahresprofit von 15.
Wäre dies nicht der Fall, so würfe das Kaufmannskapital, im Verhält-
niss zur Zahl seiner Umschläge, viel höhern Profit ab als das indu-
strielle Kapital, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht.

Die Anzahl der Umschläge des Kaufmannskapitals in verschiednen
Handelszweigen afficirt also die merkantilen Preise der Waaren
direkt. Die Höhe des merkantilen Preiszuschlags, des aliquoten
Theils des merkantilen Profits eines gegebnen Kapitals, der auf
den Produktionspreis der einzelnen Waare fällt, steht im umge-
kehrten Verhältniss zur Anzahl der Umschläge oder zur Umschlags-
geschwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiednen Geschäfts-
zweigen. Schlägt ein Kaufmannskapital fünfmal im Jahre um, so
setzt es dem gleichwerthigen Waarenkapital nur ⅕ des Aufschlags
zu, den ein andres Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um-
schlagen kann, einem Waarenkapital von gleichem Werth zusetzt.

Die Affektion der Verkaufspreise durch die durchschnittliche
Umschlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen redu-
cirt sich darauf, dass im Verhältniss zu dieser Umschlagsgeschwin-
digkeit dieselbe Profitmasse, die bei gegebner Grösse des Kauf-
mannskapitals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist,
also bestimmt ist unabhängig vom speciellen Charakter der kauf-
männischen Operation dieses Kapitals, sich verschieden vertheilt
auf Waarenmassen von demselben Werth, bei fünfmaligem Um-
schlag im Jahr z. B. = 3 %, bei einmaligem Umschlag im
Jahr dagegen 15 % dem Waarenpreis zusetzt.

Derselbe Procentsatz des kommerziellen Profits in verschiednen
Handelszweigen erhöht also, je nach dem Verhältniss ihrer Um-
schlagszeiten, die Verkaufspreise der Waaren um ganz verschiedne
Procente, auf den Werth dieser Waaren berechnet.

Bei dem industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit
in keiner Weise auf die Werthgrösse der producirten einzelnen
Waaren, obgleich sie die Masse der von einem gegebnen Kapital
in einer gegebnen Zeit producirten Werthe und Mehrwerthe afficirt,
weil die Masse der exploitirten Arbeit. Dies versteckt sich aller-
dings und scheint anders zu sein, sobald man die Produktionspreise

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[296/0330] meine Jahresprofitrate 15 % und schiesst der Kaufmann 100 £ vor, so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschlägt, wird er seine Waare zu 115 verkaufen. Schlägt sein Kapital fünfmal im Jahr um, so wird er ein Waarenkapital zum Einkaufspreis von 100 fünfmal im Jahr zu 103 verkaufen, also im ganzen Jahr ein Waarenkapital von 500 zu 515. Dies macht aber auf sein vor- geschossnes Kapital von 100 nach wie vor einen Jahresprofit von 15. Wäre dies nicht der Fall, so würfe das Kaufmannskapital, im Verhält- niss zur Zahl seiner Umschläge, viel höhern Profit ab als das indu- strielle Kapital, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht. Die Anzahl der Umschläge des Kaufmannskapitals in verschiednen Handelszweigen afficirt also die merkantilen Preise der Waaren direkt. Die Höhe des merkantilen Preiszuschlags, des aliquoten Theils des merkantilen Profits eines gegebnen Kapitals, der auf den Produktionspreis der einzelnen Waare fällt, steht im umge- kehrten Verhältniss zur Anzahl der Umschläge oder zur Umschlags- geschwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiednen Geschäfts- zweigen. Schlägt ein Kaufmannskapital fünfmal im Jahre um, so setzt es dem gleichwerthigen Waarenkapital nur ⅕ des Aufschlags zu, den ein andres Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um- schlagen kann, einem Waarenkapital von gleichem Werth zusetzt. Die Affektion der Verkaufspreise durch die durchschnittliche Umschlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen redu- cirt sich darauf, dass im Verhältniss zu dieser Umschlagsgeschwin- digkeit dieselbe Profitmasse, die bei gegebner Grösse des Kauf- mannskapitals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist, also bestimmt ist unabhängig vom speciellen Charakter der kauf- männischen Operation dieses Kapitals, sich verschieden vertheilt auf Waarenmassen von demselben Werth, bei fünfmaligem Um- schlag im Jahr z. B. [FORMEL] = 3 %, bei einmaligem Umschlag im Jahr dagegen 15 % dem Waarenpreis zusetzt. Derselbe Procentsatz des kommerziellen Profits in verschiednen Handelszweigen erhöht also, je nach dem Verhältniss ihrer Um- schlagszeiten, die Verkaufspreise der Waaren um ganz verschiedne Procente, auf den Werth dieser Waaren berechnet. Bei dem industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit in keiner Weise auf die Werthgrösse der producirten einzelnen Waaren, obgleich sie die Masse der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeit producirten Werthe und Mehrwerthe afficirt, weil die Masse der exploitirten Arbeit. Dies versteckt sich aller- dings und scheint anders zu sein, sobald man die Produktionspreise

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/330>, abgerufen am 27.04.2024.