Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber modificirt die Grösse des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muss um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell- schaftlich betrachtet.
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Standpunkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stunden. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für 50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300,000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit ist die Sache also gesellschaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also 10,000 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaft- lich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchent- lich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits ge- leistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Geschäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlags- periode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von ihm geleistete Arbeit, aber diese geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werthprodukt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths.) Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an,
Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber modificirt die Grösse des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muss um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell- schaftlich betrachtet.
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Standpunkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stunden. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für 50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300,000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit ist die Sache also gesellschaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also 10,000 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaft- lich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchent- lich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits ge- leistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Geschäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlags- periode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von ihm geleistete Arbeit, aber diese geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werthprodukt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths.) Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an,
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Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber
modificirt die Grösse des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muss
um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung
zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell-
schaftlich betrachtet.
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen
Standpunkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei =
10 Stunden. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter
beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen
500 £ und für 50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von
6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun
6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300,000 Arbeitsstunden.
Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann
also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit
ist die Sache also gesellschaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner:
Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von
5000 £ (die 200 zusammen also 10,000 £) und entziehn für diese
Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaft-
lich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da die Arbeiter in beiden Fällen
wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchent-
lich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent
wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation
wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den
Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits ge-
leistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach
Eröffnung des Geschäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen
Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten
Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlags-
periode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf
den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von
ihm geleistete Arbeit, aber diese geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit
ihrem eignen vergoldeten Werthprodukt (der Geldform des von ihr selbst
producirten Werths.) Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an,
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/334>, abgerufen am 21.11.2024.
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