II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals.
In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags- zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge- schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via- dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und das Transportmaterial (rolling stock).
Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver- schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan- ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100--150 Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum- stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un- gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte 12--15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10--12 Jahre berechnet.
Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst. Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der Züge (R. C., No. 17,645). 22) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs
22) Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: Royal Commission on Railways. Minutes of Evidence taken before the Commissioners. Presented to both Houses of Parliament. London 1867. -- Die Fragen und Antworten sind numerirt und die Nummern hier angeführt.
10*
II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals.
In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags- zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge- schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via- dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und das Transportmaterial (rolling stock).
Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver- schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan- ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100—150 Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum- stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un- gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte 12—15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10—12 Jahre berechnet.
Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst. Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der Züge (R. C., No. 17,645). 22) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs
22) Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: Royal Commission on Railways. Minutes of Evidence taken before the Commissioners. Presented to both Houses of Parliament. London 1867. — Die Fragen und Antworten sind numerirt und die Nummern hier angeführt.
10*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0181"n="147"/><divn="4"><head>II. <hirendition="#g">Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation<lb/>
des fixen Kapitals</hi>.</head><lb/><p>In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen<lb/>
Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags-<lb/>
zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten,<lb/>
Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne<lb/>
Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge-<lb/>
schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen<lb/>
Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via-<lb/>
dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen<lb/>
Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die<lb/>
hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und<lb/>
das Transportmaterial (rolling stock).</p><lb/><p>Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war<lb/>
es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen<lb/>
Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver-<lb/>
schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan-<lb/>
ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100—150<lb/>
Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich<lb/>
aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von<lb/>
der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der<lb/>
Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum-<lb/>
stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen<lb/>
Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar<lb/>
jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un-<lb/>
gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als<lb/>
doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte<lb/>
12—15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend<lb/>
grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die<lb/>
Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10—12 Jahre berechnet.</p><lb/><p>Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst.<lb/>
Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der<lb/>
Züge (R. C., No. 17,645). <noteplace="foot"n="22)">Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: Royal Commission on<lb/>
Railways. Minutes of Evidence taken before the Commissioners. Presented<lb/>
to both Houses of Parliament. London 1867. — Die Fragen und Antworten<lb/>
sind numerirt und die Nummern hier angeführt.</note> Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs<lb/><fwplace="bottom"type="sig">10*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[147/0181]
II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation
des fixen Kapitals.
In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen
Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags-
zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten,
Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne
Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge-
schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen
Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via-
dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen
Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die
hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und
das Transportmaterial (rolling stock).
Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war
es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen
Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver-
schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan-
ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100—150
Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich
aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von
der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der
Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum-
stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen
Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar
jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un-
gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als
doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte
12—15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend
grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die
Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10—12 Jahre berechnet.
Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst.
Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der
Züge (R. C., No. 17,645). 22) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs
22) Die mit R. C. bezeichneten Citate sind aus: Royal Commission on
Railways. Minutes of Evidence taken before the Commissioners. Presented
to both Houses of Parliament. London 1867. — Die Fragen und Antworten
sind numerirt und die Nummern hier angeführt.
10*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/181>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.