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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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diesen beyden Extremitäten. Der Reich-
thum mißbraucht sich desjenigen/ der sich
dessen nicht bedienen kan/ wie sichs gebüh-
ret.

LIV.

Der Neid hat dieses böse an sich/ daß er
sich über das Unglück/ so andern wieder-
fährt/ erfreuet/ da er doch keinen Nutzen
davon hat/ also ist nicht so wol eine Passion,
als eine Unsinnigkeit/ wann er ihm aus der
Freude und Vergnügung anderer Leute
seine Straffe und Marter machet. O wie
unglückselig sind diejenige/ die sich von sol-
cher schandlosen Passion regieren lassen/
und wie sehr sind sie zu bedauren/ weil nicht
nur das würckliche Ubel dieselbe plagt/ son-
dern auch alles Glück und Güte/ so sie an
andern befinden. Das Böse/ so einem in
diesem Leben wiederfahren kan/ ist nur all-
zumächtig/ einen Menschen unglückselig zu
machen/ aber der Neyd betrübt ihn zwey-
fältig/ und bedient sich des Glücks anderer
Leute/ sie zu qvälen.

LV.

Die Vergleich ng wäre/ meines Be-
dünckens/ billig geuug/ wann man sagt/ der
Neid seye derjenigen Gattung der Steine

gleich

dieſen beyden Extremitäten. Der Reich-
thum mißbraucht ſich desjenigen/ der ſich
deſſen nicht bedienen kan/ wie ſichs gebuͤh-
ret.

LIV.

Der Neid hat dieſes boͤſe an ſich/ daß er
ſich uͤber das Ungluͤck/ ſo andern wieder-
faͤhrt/ erfreuet/ da er doch keinen Nutzen
davon hat/ alſo iſt nicht ſo wol eine Pasſion,
als eine Unſinnigkeit/ wann er ihm aus der
Freude und Vergnuͤgung anderer Leute
ſeine Straffe und Marter machet. O wie
ungluͤckſelig ſind diejenige/ die ſich von ſol-
cher ſchandloſen Pasſion regieren laſſen/
und wie ſehr ſind ſie zu bedauren/ weil nicht
nur das wuͤrckliche Ubel dieſelbe plagt/ ſon-
dern auch alles Gluͤck und Guͤte/ ſo ſie an
andern befinden. Das Boͤſe/ ſo einem in
dieſem Leben wiederfahren kan/ iſt nur all-
zumaͤchtig/ einen Menſchen ungluͤckſelig zu
machen/ aber der Neyd betruͤbt ihn zwey-
faͤltig/ und bedient ſich des Gluͤcks anderer
Leute/ ſie zu qvaͤlen.

LV.

Die Vergleich ng waͤre/ meines Be-
duͤnckens/ billig geuug/ wann man ſagt/ der
Neid ſeye derjenigen Gattung der Steine

gleich
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[81[71]/0082] dieſen beyden Extremitäten. Der Reich- thum mißbraucht ſich desjenigen/ der ſich deſſen nicht bedienen kan/ wie ſichs gebuͤh- ret. LIV. Der Neid hat dieſes boͤſe an ſich/ daß er ſich uͤber das Ungluͤck/ ſo andern wieder- faͤhrt/ erfreuet/ da er doch keinen Nutzen davon hat/ alſo iſt nicht ſo wol eine Pasſion, als eine Unſinnigkeit/ wann er ihm aus der Freude und Vergnuͤgung anderer Leute ſeine Straffe und Marter machet. O wie ungluͤckſelig ſind diejenige/ die ſich von ſol- cher ſchandloſen Pasſion regieren laſſen/ und wie ſehr ſind ſie zu bedauren/ weil nicht nur das wuͤrckliche Ubel dieſelbe plagt/ ſon- dern auch alles Gluͤck und Guͤte/ ſo ſie an andern befinden. Das Boͤſe/ ſo einem in dieſem Leben wiederfahren kan/ iſt nur all- zumaͤchtig/ einen Menſchen ungluͤckſelig zu machen/ aber der Neyd betruͤbt ihn zwey- faͤltig/ und bedient ſich des Gluͤcks anderer Leute/ ſie zu qvaͤlen. LV. Die Vergleich ng waͤre/ meines Be- duͤnckens/ billig geuug/ wann man ſagt/ der Neid ſeye derjenigen Gattung der Steine gleich

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 81[71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/82>, abgerufen am 21.11.2024.