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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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kan/ nicht an/ als ein gutes Ding. Die Tu-
gend schadet keinem Menschen/ sondern sie
ist allen nützlich/ und ob sie schon allein ist/ so
ist sie doch besser/ als alles andere zugleich.

X.

Die Klügsten unter den Weltweisen ha-
ben davor gehalten/ sie könten das Gute
nicht besser beschreiben/ als wann sie sagen/
es sey eine reine Qvelle/ darauß die Men-
schen tausenderley Nutzen schöpffen. Auch
ist es/ damit ich auch etwas hinzu setze/ ein
köstlicher Canal/ welcher die Tugend zu ei-
ner Qvelle hat/ und dieselbe biß zu uns füh-
ret. Ohn dieselbe kan keiner hier glücklich
seyn/ und diese ist es auch/ die uns nach un-
serm Tode glückselig macht: Sie ist nicht
nur der Seelen nützlich/ sondern sie dienet
auch dem Leibe sehr/ und man findet sich bey-
des in diesem und jenem Leben wol dabey.

XI.

Entferne dich gäntzlich von dem Laster/
und folge den schwachmühtigen Leuten
nicht/ welche sagen/ das ist alles was ich
thun kan/ und meine Kräffte erlauben mir
nicht/ weiter zu gehen. Das ist eben so viel/
als sagte man/ ich kan zwar/ aber ich will
die Tugend nicht erlangen/ und als prote-

stirte
C

kan/ nicht an/ als ein gutes Ding. Die Tu-
gend ſchadet keinem Menſchen/ ſondern ſie
iſt allen nuͤtzlich/ und ob ſie ſchon allein iſt/ ſo
iſt ſie doch beſſer/ als alles andere zugleich.

X.

Die Kluͤgſten unter den Weltweiſen ha-
ben davor gehalten/ ſie koͤnten das Gute
nicht beſſer beſchreiben/ als wann ſie ſagen/
es ſey eine reine Qvelle/ darauß die Men-
ſchen tauſenderley Nutzen ſchoͤpffen. Auch
iſt es/ damit ich auch etwas hinzu ſetze/ ein
koͤſtlicher Canal/ welcher die Tugend zu ei-
ner Qvelle hat/ und dieſelbe biß zu uns fuͤh-
ret. Ohn dieſelbe kan keiner hier gluͤcklich
ſeyn/ und dieſe iſt es auch/ die uns nach un-
ſerm Tode gluͤckſelig macht: Sie iſt nicht
nur der Seelen nuͤtzlich/ ſondern ſie dienet
auch dem Leibe ſehr/ und man findet ſich bey-
des in dieſem und jenem Leben wol dabey.

XI.

Entferne dich gaͤntzlich von dem Laſter/
und folge den ſchwachmuͤhtigen Leuten
nicht/ welche ſagen/ das iſt alles was ich
thun kan/ und meine Kraͤffte erlauben mir
nicht/ weiter zu gehen. Das iſt eben ſo viel/
als ſagte man/ ich kan zwar/ aber ich will
die Tugend nicht erlangen/ und als prote-

ſtirte
C
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[59[49]/0060] kan/ nicht an/ als ein gutes Ding. Die Tu- gend ſchadet keinem Menſchen/ ſondern ſie iſt allen nuͤtzlich/ und ob ſie ſchon allein iſt/ ſo iſt ſie doch beſſer/ als alles andere zugleich. X. Die Kluͤgſten unter den Weltweiſen ha- ben davor gehalten/ ſie koͤnten das Gute nicht beſſer beſchreiben/ als wann ſie ſagen/ es ſey eine reine Qvelle/ darauß die Men- ſchen tauſenderley Nutzen ſchoͤpffen. Auch iſt es/ damit ich auch etwas hinzu ſetze/ ein koͤſtlicher Canal/ welcher die Tugend zu ei- ner Qvelle hat/ und dieſelbe biß zu uns fuͤh- ret. Ohn dieſelbe kan keiner hier gluͤcklich ſeyn/ und dieſe iſt es auch/ die uns nach un- ſerm Tode gluͤckſelig macht: Sie iſt nicht nur der Seelen nuͤtzlich/ ſondern ſie dienet auch dem Leibe ſehr/ und man findet ſich bey- des in dieſem und jenem Leben wol dabey. XI. Entferne dich gaͤntzlich von dem Laſter/ und folge den ſchwachmuͤhtigen Leuten nicht/ welche ſagen/ das iſt alles was ich thun kan/ und meine Kraͤffte erlauben mir nicht/ weiter zu gehen. Das iſt eben ſo viel/ als ſagte man/ ich kan zwar/ aber ich will die Tugend nicht erlangen/ und als prote- ſtirte C

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 59[49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/60>, abgerufen am 21.11.2024.