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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LXXIII.

GOtt siehet offtmals durch die Finger
bey den Sünden/ aber er verschonet derje-
nigen/ die sie ungestrafft lassen/ gar selten.
Der Untergang einer Herrschafft kompt
nicht her von den grossen hauffen der
Ubelthäter/ so sich darinn befinden/ son-
dern/ ich halte davor/ daß ein Land gantz
verlohren sey/ wann diejenigen/ so verordnet
sind recht zu sprechen/ sich nicht bekümmern/
den Lauff der Laster zu hemmen/ und die
Schuldige zu straffen. Die Boßheit ist
alsdann am gefährlichsten/ wann sie nicht
gestraffet wird.

LXXIV.

Alles gehet hinter sich in einer Herr-
schafft/ wann der Oberherr nur durch eines
andern Augen siehet/ und sich nicht selbst in
die Geschäffte mischet. Ein weiser Politi-
cus
hat wol gesagt/ daß ein Königreich des
Mittleidens würdig/ und die Völcker gantz
unglückselig seyn/ wann man den König
also mit seinen Dienern reden höret: Gebt
Achtung/ daß alles woll hergehen thut/ was
ihr vors beste erachtet/ ich befehl euch die
Sach/ ich überlasse euch die gantze Sorge
derselben: Last euch den Nutzen meiner

Cron
LXXIII.

GOtt ſiehet offtmals durch die Finger
bey den Suͤnden/ aber er verſchonet derje-
nigen/ die ſie ungeſtrafft laſſen/ gar ſelten.
Der Untergang einer Herrſchafft kompt
nicht her von den groſſen hauffen der
Ubelthaͤter/ ſo ſich darinn befinden/ ſon-
dern/ ich halte davor/ daß ein Land gantz
verlohren ſey/ wann diejenigen/ ſo verordnet
ſind recht zu ſprechen/ ſich nicht bekuͤmmern/
den Lauff der Laſter zu hemmen/ und die
Schuldige zu ſtraffen. Die Boßheit iſt
alsdann am gefaͤhrlichſten/ wann ſie nicht
geſtraffet wird.

LXXIV.

Alles gehet hinter ſich in einer Herr-
ſchafft/ wann der Oberherr nur durch eines
andern Augen ſiehet/ und ſich nicht ſelbſt in
die Geſchaͤffte miſchet. Ein weiſer Politi-
cus
hat wol geſagt/ daß ein Koͤnigreich des
Mittleidens wuͤrdig/ und die Voͤlcker gantz
ungluͤckſelig ſeyn/ wann man den Koͤnig
alſo mit ſeinen Dienern reden hoͤret: Gebt
Achtung/ daß alles woll hergehen thut/ was
ihr vors beſte erachtet/ ich befehl euch die
Sach/ ich uͤberlaſſe euch die gantze Sorge
derſelben: Laſt euch den Nutzen meiner

Cron
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[224[214]/0225] LXXIII. GOtt ſiehet offtmals durch die Finger bey den Suͤnden/ aber er verſchonet derje- nigen/ die ſie ungeſtrafft laſſen/ gar ſelten. Der Untergang einer Herrſchafft kompt nicht her von den groſſen hauffen der Ubelthaͤter/ ſo ſich darinn befinden/ ſon- dern/ ich halte davor/ daß ein Land gantz verlohren ſey/ wann diejenigen/ ſo verordnet ſind recht zu ſprechen/ ſich nicht bekuͤmmern/ den Lauff der Laſter zu hemmen/ und die Schuldige zu ſtraffen. Die Boßheit iſt alsdann am gefaͤhrlichſten/ wann ſie nicht geſtraffet wird. LXXIV. Alles gehet hinter ſich in einer Herr- ſchafft/ wann der Oberherr nur durch eines andern Augen ſiehet/ und ſich nicht ſelbſt in die Geſchaͤffte miſchet. Ein weiſer Politi- cus hat wol geſagt/ daß ein Koͤnigreich des Mittleidens wuͤrdig/ und die Voͤlcker gantz ungluͤckſelig ſeyn/ wann man den Koͤnig alſo mit ſeinen Dienern reden hoͤret: Gebt Achtung/ daß alles woll hergehen thut/ was ihr vors beſte erachtet/ ich befehl euch die Sach/ ich uͤberlaſſe euch die gantze Sorge derſelben: Laſt euch den Nutzen meiner Cron

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 224[214]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/225>, abgerufen am 21.11.2024.