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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LVIII.

Geben nur umb des gebens willen/ ist ein
Kennzeichen der Freygebigkeit/ und es ste-
het schön zu sehen/ daß ein König also verfah-
re/ aber es ihm noch viel rühmlicher aus Be-
lohnung zu geben/ als auch Lust ihm einen
verpflicht zu machen. Ich glaube nicht/ daß
man hierüber ein rarers Exempel finde/ als
dasselbige/ welches derjenige Historicus,
der des grossen Alexandri Leben beschrie-
ben/ beygebracht. Er sagt/ der unglückliche
Monarch Darius habe/ als er anitzo sterben
wollen/ den Verlust seines Reichs/ oder die
Gefängnüß seines Weibs und Kinder nicht
beweinet: Aber das habe ihm schmertzlich
wehe gethan/ und er habe es unter sein äus-
serstes Unglück gerechnet/ daß er nicht Mit-
tel hatte/ den Polistratem, welcher ihm/ da
er erschrecklichen Durst gelitten/ frisch
Wasser gebracht/ zu belohnen.

LIX.

Es stehet einem Fürsten sehr wohl an/ daß
er seinen Unterthanen die Freyheit lasse/ daß
sie sich getrost in ihren Nöhten zu ihm verfü-
gen mögen/ und ich halte davor/ es sey ihm
gantz rühmlich/ wann er in ihrem Gemüth
vor freygebig/ sanfftmüthig und freundlich

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J 4
LVIII.

Geben nur umb des gebens willen/ iſt ein
Kennzeichen der Freygebigkeit/ und es ſte-
het ſchoͤn zu ſehen/ daß ein Koͤnig alſo verfah-
re/ aber es ihm noch viel ruͤhmlicher aus Be-
lohnung zu geben/ als auch Luſt ihm einen
verpflicht zu machen. Ich glaube nicht/ daß
man hieruͤber ein rarers Exempel finde/ als
daſſelbige/ welches derjenige Hiſtoricus,
der des groſſen Alexandri Leben beſchrie-
ben/ beygebracht. Er ſagt/ der ungluͤckliche
Monarch Darius habe/ als er anitzo ſterben
wollen/ den Verluſt ſeines Reichs/ oder die
Gefaͤngnuͤß ſeines Weibs und Kinder nicht
beweinet: Aber das habe ihm ſchmertzlich
wehe gethan/ und er habe es unter ſein aͤuſ-
ſerſtes Ungluͤck gerechnet/ daß er nicht Mit-
tel hatte/ den Poliſtratem, welcher ihm/ da
er erſchrecklichen Durſt gelitten/ friſch
Waſſer gebracht/ zu belohnen.

LIX.

Es ſtehet einem Fuͤrſten ſehr wohl an/ daß
er ſeinen Unterthanen die Freyheit laſſe/ daß
ſie ſich getroſt in ihren Noͤhten zu ihm verfuͤ-
gen moͤgen/ und ich halte davor/ es ſey ihm
gantz ruͤhmlich/ wann er in ihrem Gemuͤth
vor freygebig/ ſanfftmuͤthig und freundlich

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[209[199]/0210] LVIII. Geben nur umb des gebens willen/ iſt ein Kennzeichen der Freygebigkeit/ und es ſte- het ſchoͤn zu ſehen/ daß ein Koͤnig alſo verfah- re/ aber es ihm noch viel ruͤhmlicher aus Be- lohnung zu geben/ als auch Luſt ihm einen verpflicht zu machen. Ich glaube nicht/ daß man hieruͤber ein rarers Exempel finde/ als daſſelbige/ welches derjenige Hiſtoricus, der des groſſen Alexandri Leben beſchrie- ben/ beygebracht. Er ſagt/ der ungluͤckliche Monarch Darius habe/ als er anitzo ſterben wollen/ den Verluſt ſeines Reichs/ oder die Gefaͤngnuͤß ſeines Weibs und Kinder nicht beweinet: Aber das habe ihm ſchmertzlich wehe gethan/ und er habe es unter ſein aͤuſ- ſerſtes Ungluͤck gerechnet/ daß er nicht Mit- tel hatte/ den Poliſtratem, welcher ihm/ da er erſchrecklichen Durſt gelitten/ friſch Waſſer gebracht/ zu belohnen. LIX. Es ſtehet einem Fuͤrſten ſehr wohl an/ daß er ſeinen Unterthanen die Freyheit laſſe/ daß ſie ſich getroſt in ihren Noͤhten zu ihm verfuͤ- gen moͤgen/ und ich halte davor/ es ſey ihm gantz ruͤhmlich/ wann er in ihrem Gemuͤth vor freygebig/ ſanfftmuͤthig und freundlich ge- J 4

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 209[199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/210>, abgerufen am 21.12.2024.