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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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heilsam und verzweiffelt/ wann man ihr
nicht zuvor kömt/ ja man muß sie auch fürch-
ten/ wann sie schon in ihrem Abnehmen ist.
Es ist in solchen Begebenheiten gäntzlich
von nöthen/ ein groß und schreckliches
Exempel zu setzen/ damit alle andere Auff-
rührer wieder zum Gehorsam gebracht
werden. Auf solche weise gewinnet man
sie gar wohl/ wann man etliche von den
Schuldigen hart strafft/ und den andern
mit Sanfftmüthigkeit begegnet/ und ihnen
Verzeihung anerbietet; Aber alsdann
handelt man gar übel/ und stehet in Gefahr
alles zu verlieren/ wann man keinem eintzi-
gen verzeihen will/ und kan man sagen/ daß
man so viel Schaden leide/ so viel man Per-
sohnen züchtige. Aufruhr und Murren
sind zwey unterschiedliche Dinge/ und muß
man sie nicht untereinander mengen. We-
gen der Klagen und etwas freyen Reden/
in welche das gemeine Volck bißweilen fält/
muß man sich nicht erzürnen und dieselbe
nicht hoch achten/ aber was nur den Schein
der Aufruhr und des Aufstands hat/ dem
muß man auffs eheste bevorkommen.

XXXII.

Ein Fürst soll seinen Actionen niemahls

trau-
H 2

heilſam und verzweiffelt/ wann man ihr
nicht zuvor koͤmt/ ja man muß ſie auch fuͤrch-
ten/ wann ſie ſchon in ihrem Abnehmen iſt.
Es iſt in ſolchen Begebenheiten gaͤntzlich
von noͤthen/ ein groß und ſchreckliches
Exempel zu ſetzen/ damit alle andere Auff-
ruͤhrer wieder zum Gehorſam gebracht
werden. Auf ſolche weiſe gewinnet man
ſie gar wohl/ wann man etliche von den
Schuldigen hart ſtrafft/ und den andern
mit Sanfftmuͤthigkeit begegnet/ und ihnen
Verzeihung anerbietet; Aber alsdann
handelt man gar uͤbel/ und ſtehet in Gefahr
alles zu verlieren/ wann man keinem eintzi-
gen verzeihen will/ und kan man ſagen/ daß
man ſo viel Schaden leide/ ſo viel man Per-
ſohnen zuͤchtige. Aufruhr und Murren
ſind zwey unterſchiedliche Dinge/ und muß
man ſie nicht untereinander mengen. We-
gen der Klagen und etwas freyen Reden/
in welche das gemeine Volck bißweilen faͤlt/
muß man ſich nicht erzuͤrnen und dieſelbe
nicht hoch achten/ aber was nur den Schein
der Aufruhr und des Aufſtands hat/ dem
muß man auffs eheſte bevorkommen.

XXXII.

Ein Fuͤrſt ſoll ſeinen Actionen niemahls

trau-
H 2
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[181[171]/0182] heilſam und verzweiffelt/ wann man ihr nicht zuvor koͤmt/ ja man muß ſie auch fuͤrch- ten/ wann ſie ſchon in ihrem Abnehmen iſt. Es iſt in ſolchen Begebenheiten gaͤntzlich von noͤthen/ ein groß und ſchreckliches Exempel zu ſetzen/ damit alle andere Auff- ruͤhrer wieder zum Gehorſam gebracht werden. Auf ſolche weiſe gewinnet man ſie gar wohl/ wann man etliche von den Schuldigen hart ſtrafft/ und den andern mit Sanfftmuͤthigkeit begegnet/ und ihnen Verzeihung anerbietet; Aber alsdann handelt man gar uͤbel/ und ſtehet in Gefahr alles zu verlieren/ wann man keinem eintzi- gen verzeihen will/ und kan man ſagen/ daß man ſo viel Schaden leide/ ſo viel man Per- ſohnen zuͤchtige. Aufruhr und Murren ſind zwey unterſchiedliche Dinge/ und muß man ſie nicht untereinander mengen. We- gen der Klagen und etwas freyen Reden/ in welche das gemeine Volck bißweilen faͤlt/ muß man ſich nicht erzuͤrnen und dieſelbe nicht hoch achten/ aber was nur den Schein der Aufruhr und des Aufſtands hat/ dem muß man auffs eheſte bevorkommen. XXXII. Ein Fuͤrſt ſoll ſeinen Actionen niemahls trau- H 2

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 181[171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/182>, abgerufen am 21.11.2024.