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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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lehret wird. Das Leben dünckt die glückseli-
gen Leute sehr kurtz/ und die Elenden sehr
lang zu seyn. Die gute Zeit ist diejenige/
welche unempfindlich dahin fleust/ und die
am aller geschwindesten darvon laufft.

XLIII.

Wer wol leiden und außstehen kan/ der
kan viel Arbeit überwinden. Leiden und ü-
berwinden gehören in eben eine Wissen-
schafft. Die Gedult lehret alles beydes sehr
wohl/ die Fortun muß derselben auch mit ih-
rer gantzen Macht weichen.

XLIV.

Gleich wie alle andere Sinnen das Ge-
fühl vorauß setzen/ also auch alle andere Tu-
genden die Gedult/ und kan man sagen/ es
sey eine fruchtbahre Qvelle/ darauß alle gu-
te Actionen entstehen.

XLV.

Ein Mensch/ welcher wünscht/ daß er in
derjenigen Arbeit/ zu deren er wider seinen
Willen genöthiget wird/ keine grosse Mühe
finden möchte/ hat nur vor sich selbst Arbeit
zu suchen/ dann man leidet lieber und leich-
ter ein solches Ubel/ dessen man schon ge-
wohnet ist; die Erfahrung hilfft nicht nur/

ei-

lehret wird. Das Leben duͤnckt die gluͤckſeli-
gen Leute ſehr kurtz/ und die Elenden ſehr
lang zu ſeyn. Die gute Zeit iſt diejenige/
welche unempfindlich dahin fleuſt/ und die
am aller geſchwindeſten darvon laufft.

XLIII.

Wer wol leiden und außſtehen kan/ der
kan viel Arbeit uͤberwinden. Leiden und uͤ-
berwinden gehoͤren in eben eine Wiſſen-
ſchafft. Die Gedult lehret alles beydes ſehr
wohl/ die Fortun muß derſelben auch mit ih-
rer gantzen Macht weichen.

XLIV.

Gleich wie alle andere Sinnen das Ge-
fuͤhl vorauß ſetzen/ alſo auch alle andere Tu-
genden die Gedult/ und kan man ſagen/ es
ſey eine fruchtbahre Qvelle/ darauß alle gu-
te Actionen entſtehen.

XLV.

Ein Menſch/ welcher wuͤnſcht/ daß er in
derjenigen Arbeit/ zu deren er wider ſeinen
Willen genoͤthiget wird/ keine groſſe Muͤhe
finden moͤchte/ hat nur vor ſich ſelbſt Arbeit
zu ſuchen/ dann man leidet lieber und leich-
ter ein ſolches Ubel/ deſſen man ſchon ge-
wohnet iſt; die Erfahrung hilfft nicht nur/

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[128[118]/0129] lehret wird. Das Leben duͤnckt die gluͤckſeli- gen Leute ſehr kurtz/ und die Elenden ſehr lang zu ſeyn. Die gute Zeit iſt diejenige/ welche unempfindlich dahin fleuſt/ und die am aller geſchwindeſten darvon laufft. XLIII. Wer wol leiden und außſtehen kan/ der kan viel Arbeit uͤberwinden. Leiden und uͤ- berwinden gehoͤren in eben eine Wiſſen- ſchafft. Die Gedult lehret alles beydes ſehr wohl/ die Fortun muß derſelben auch mit ih- rer gantzen Macht weichen. XLIV. Gleich wie alle andere Sinnen das Ge- fuͤhl vorauß ſetzen/ alſo auch alle andere Tu- genden die Gedult/ und kan man ſagen/ es ſey eine fruchtbahre Qvelle/ darauß alle gu- te Actionen entſtehen. XLV. Ein Menſch/ welcher wuͤnſcht/ daß er in derjenigen Arbeit/ zu deren er wider ſeinen Willen genoͤthiget wird/ keine groſſe Muͤhe finden moͤchte/ hat nur vor ſich ſelbſt Arbeit zu ſuchen/ dann man leidet lieber und leich- ter ein ſolches Ubel/ deſſen man ſchon ge- wohnet iſt; die Erfahrung hilfft nicht nur/ ei-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 128[118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/129>, abgerufen am 21.11.2024.