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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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Kluge Betrachtungen.
I.

KEin besserer Lehrmeister uns
in der Klugheit zu unterweisen
kan gefunden werden/ als die
Erfahrung. Diese vortreff-
liche Qualität kan ohne grosse
Mühe erlanget werden/ wann man ihm
das Unglück anderer Leute vor Augen stel-
let/ und aus ihrem Schaden klug wird.
Das heist den Gebrauch aller Dinge recht
wissen/ wann man sich der Gelegenheit
recht bedienen kan. Sie entdeckt uns den
Unterscheid zwischen einem weisen und un-
weisen Mann. Der erste vermerckt die
Gelegenheit von fernen/ und erwartet ihrer
standhafftig/ damit er sie ergreiffen möge.
Der andere siehet sie nur von hinden an/
wann sie schon vorüber ist.

II.

Die grösseste Kunst der Klugheit bestehet
nicht so wohl darinnen/ daß man auff das

Ge-
A


Kluge Betrachtungen.
I.

KEin beſſerer Lehrmeiſter uns
in der Klugheit zu unterweiſen
kan gefunden werden/ als die
Erfahrung. Dieſe vortreff-
liche Qualitaͤt kan ohne groſſe
Muͤhe erlanget werden/ wann man ihm
das Ungluͤck anderer Leute vor Augen ſtel-
let/ und aus ihrem Schaden klug wird.
Das heiſt den Gebrauch aller Dinge recht
wiſſen/ wann man ſich der Gelegenheit
recht bedienen kan. Sie entdeckt uns den
Unterſcheid zwiſchen einem weiſen und un-
weiſen Mann. Der erſte vermerckt die
Gelegenheit von fernen/ und erwartet ihrer
ſtandhafftig/ damit er ſie ergreiffen moͤge.
Der andere ſiehet ſie nur von hinden an/
wann ſie ſchon voruͤber iſt.

II.

Die groͤſſeſte Kunſt der Klugheit beſtehet
nicht ſo wohl darinnen/ daß man auff das

Ge-
A
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[1/0012] Kluge Betrachtungen. I. KEin beſſerer Lehrmeiſter uns in der Klugheit zu unterweiſen kan gefunden werden/ als die Erfahrung. Dieſe vortreff- liche Qualitaͤt kan ohne groſſe Muͤhe erlanget werden/ wann man ihm das Ungluͤck anderer Leute vor Augen ſtel- let/ und aus ihrem Schaden klug wird. Das heiſt den Gebrauch aller Dinge recht wiſſen/ wann man ſich der Gelegenheit recht bedienen kan. Sie entdeckt uns den Unterſcheid zwiſchen einem weiſen und un- weiſen Mann. Der erſte vermerckt die Gelegenheit von fernen/ und erwartet ihrer ſtandhafftig/ damit er ſie ergreiffen moͤge. Der andere ſiehet ſie nur von hinden an/ wann ſie ſchon voruͤber iſt. II. Die groͤſſeſte Kunſt der Klugheit beſtehet nicht ſo wohl darinnen/ daß man auff das Ge- A

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/12>, abgerufen am 21.11.2024.