Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Zweytes Buch. Zweytes Hauptstück. ab b). Wo diese nicht für sie sprechen, da würde in letz-teren die Schließung eines Bündnisses für sie ein Maje- stätsverbrechen seyn c). a) Grotius B. II. Cap. 15. §. 1. u. f. Vattel L. II. chap. XII. §. 154. b) Daß die teutschen Reichsstände das Recht haben, Staatsverträge einzugehn, ist nach der teutschen Reichsverfassung außer Zweifel. W. Fr. art. VIII. §. 2. Wahlcap. art. VI. §. 4. Daß aber im Mittelalter, wo die Begriffe von dem ausschließlichen Rechte des Souverains Bündnisse zu schließen weniger entwickelt waren, auch oft den Municipalstädten dieses Recht nach dem Herkommen zugestanden habe, lehren die häufigen Beyspiele der Verträge auswärtiger Mächte, insonderheit mit den spanischen und nieder- ländischen Seestädten und mit der Hanse. c) Moser Grundsätze des Völkerrechts S. 528. §. 42. Erfordernisse zur Gültigkeit eines Staatsvertrags 1) wer ihn schließt muß dazu bevollmächtiget seyn. Da zur Gültigkeit eines jeden Vertrages die Ein- Staats.
Zweytes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck. ab b). Wo dieſe nicht fuͤr ſie ſprechen, da wuͤrde in letz-teren die Schließung eines Buͤndniſſes fuͤr ſie ein Maje- ſtaͤtsverbrechen ſeyn c). a) Grotius B. II. Cap. 15. §. 1. u. f. Vattel L. II. chap. XII. §. 154. b) Daß die teutſchen Reichsſtaͤnde das Recht haben, Staatsvertraͤge einzugehn, iſt nach der teutſchen Reichsverfaſſung außer Zweifel. W. Fr. art. VIII. §. 2. Wahlcap. art. VI. §. 4. Daß aber im Mittelalter, wo die Begriffe von dem ausſchließlichen Rechte des Souverains Buͤndniſſe zu ſchließen weniger entwickelt waren, auch oft den Municipalſtaͤdten dieſes Recht nach dem Herkommen zugeſtanden habe, lehren die haͤufigen Beyſpiele der Vertraͤge auswaͤrtiger Maͤchte, inſonderheit mit den ſpaniſchen und nieder- laͤndiſchen Seeſtaͤdten und mit der Hanſe. c) Moſer Grundſaͤtze des Voͤlkerrechts S. 528. §. 42. Erforderniſſe zur Guͤltigkeit eines Staatsvertrags 1) wer ihn ſchließt muß dazu bevollmaͤchtiget ſeyn. Da zur Guͤltigkeit eines jeden Vertrages die Ein- Staats.
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Zweytes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck.
ab b). Wo dieſe nicht fuͤr ſie ſprechen, da wuͤrde in letz-
teren die Schließung eines Buͤndniſſes fuͤr ſie ein Maje-
ſtaͤtsverbrechen ſeyn c).
a⁾ Grotius B. II. Cap. 15. §. 1. u. f. Vattel L. II. chap. XII. §. 154.
b⁾ Daß die teutſchen Reichsſtaͤnde das Recht haben, Staatsvertraͤge
einzugehn, iſt nach der teutſchen Reichsverfaſſung außer Zweifel.
W. Fr. art. VIII. §. 2. Wahlcap. art. VI. §. 4. Daß aber im
Mittelalter, wo die Begriffe von dem ausſchließlichen Rechte des
Souverains Buͤndniſſe zu ſchließen weniger entwickelt waren, auch
oft den Municipalſtaͤdten dieſes Recht nach dem Herkommen
zugeſtanden habe, lehren die haͤufigen Beyſpiele der Vertraͤge
auswaͤrtiger Maͤchte, inſonderheit mit den ſpaniſchen und nieder-
laͤndiſchen Seeſtaͤdten und mit der Hanſe.
c⁾ Moſer Grundſaͤtze des Voͤlkerrechts S. 528.
§. 42.
Erforderniſſe zur Guͤltigkeit eines Staatsvertrags 1) wer
ihn ſchließt muß dazu bevollmaͤchtiget ſeyn.
Da zur Guͤltigkeit eines jeden Vertrages die Ein-
willigung beider Theile weſentlich erforderlich iſt, ſo muß
derjenige der im Nahmen eines Staats einen Vertrag
ſchließt von dieſem a) bevollmaͤchtiget ſeyn, uͤberhaupt, und ſo,
wie er geſchloßen hat, zu contrahiren. Wiefern der Regent
ohne Theilnahme des Volks Staatsvertraͤge eingehn und
Staatsbeamte dazu bevollmaͤchtigen koͤnne, iſt aus der po-
ſitiven Verfaſſung eines jeden Landes zu beurtheilen b).
Was der Regent c), oder der Geſandte u. ſ. f. uͤber die
Grenzen der ihm anvertraueten Gewalt verſpricht, iſt als
eine bloße Sponſion anzuſehn und erſt mit hinzugekom-
mener ausdruͤcklichen oder ſtillſchweigenden Genehmigung
des Staats fuͤr dieſen verbindlich d). Was hingegen von
einem Geſandten oder andrrn Subalternen innerhalb der
Grenzen ſeiner Vollmacht geſchloßen worden, iſt nach dem
natuͤrlichen Voͤlkerrecht ſelbſt dann fuͤr den Staat verbind-
lich, wenn er auch ſeine geheime Inſtruction uͤberſchritten
haͤtte. Dazu bedarf es nicht erſt einer Ratification des
Staats.
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