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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Zweytes Buch. Erstes Hauptstück.
als ihr ausschließliches Eigenthum anzusehn, selbst diejeni-
gen, welche sie unbenutzt, oder als öffentliche Wege für den
Gebrauch aller frey läßt. Der äußere Umkreis des Landes
ist zuweilen durch natürliche Grenzen (Meere, Flüsse, Ge-
wässer, Berge, Waldungen) zuweilen, in deren Ermange-
lung, durch künstliche, (Landwehre, Säulen, gezeichnete
Bäume u. s. f.) bestimmt. Wenn es aber hieran fehlt,
so kann die Ausdehnung des Gebiets nicht weiter angenom-
men werden, als das Land von dieser Nation benutzt oder
dessen Occupation erwiesen wird. Weiter hat sie daher kein
Recht fremde Völker an der Besitznahme zu hindern a),
wenn diese nicht auf solche Verzicht geleistet haben b).
Ist zwischen zweyen Völkern die Grenze zwar durch Berge,
Heerstraßen, Wälder u. s. f. bestimmt, aber das Eigenthum
derselben streitig, so gehören sie im zweifelhaften Fall einem
jeden zur Hälfte.

a) Beyspiele von Anforderungen der Art s. in Moser Beyträ-
gen
Th. V. S. 515. 521 556. Ueber die neueren Streitigkei-
ten Spaniens mit England, wegen der Besitzungen an den west-
lichen Küsten von Amerika; s. hist. pol. Magazin 1790. B. II.
S. 182.
b) Zuweilen sind durch Verträge Landdistricte, oder Inseln für neu-
tral erkläret worden Z. B. zwischen Großbritannien und Frank-
reich im Utrechter Frieden die antillischen Inseln Lucia, St.
Vincent, Granada, Dominique und Tabago. Zwischen Spa-
nien und Großbritannien die Insel Cortola. Moser Ver-
such
Th. V. S. 25. Beyträge Th. V. S. 97. 354. 452. 460.
§. 33.
Landseen, Flüsse.

Alle innerhalb des occupirten Districts gelegene Land-
seen und Flüsse sind, so wie das Land selbst, Eigenthum
der Nation, mit Ausschluß aller Fremden. Auch von
Grenzflüssen sammt den in selbigen befindlichen Inseln, ist
im zweifelhaften Fall anzunehmen, daß sie, so weit das
Gebiet reicht, und bis ans entgegengesetzte Ufer unter der

Occupa-

Zweytes Buch. Erſtes Hauptſtuͤck.
als ihr ausſchließliches Eigenthum anzuſehn, ſelbſt diejeni-
gen, welche ſie unbenutzt, oder als oͤffentliche Wege fuͤr den
Gebrauch aller frey laͤßt. Der aͤußere Umkreis des Landes
iſt zuweilen durch natuͤrliche Grenzen (Meere, Fluͤſſe, Ge-
waͤſſer, Berge, Waldungen) zuweilen, in deren Ermange-
lung, durch kuͤnſtliche, (Landwehre, Saͤulen, gezeichnete
Baͤume u. ſ. f.) beſtimmt. Wenn es aber hieran fehlt,
ſo kann die Ausdehnung des Gebiets nicht weiter angenom-
men werden, als das Land von dieſer Nation benutzt oder
deſſen Occupation erwieſen wird. Weiter hat ſie daher kein
Recht fremde Voͤlker an der Beſitznahme zu hindern a),
wenn dieſe nicht auf ſolche Verzicht geleiſtet haben b).
Iſt zwiſchen zweyen Voͤlkern die Grenze zwar durch Berge,
Heerſtraßen, Waͤlder u. ſ. f. beſtimmt, aber das Eigenthum
derſelben ſtreitig, ſo gehoͤren ſie im zweifelhaften Fall einem
jeden zur Haͤlfte.

a) Beyſpiele von Anforderungen der Art ſ. in Moſer Beytraͤ-
gen
Th. V. S. 515. 521 556. Ueber die neueren Streitigkei-
ten Spaniens mit England, wegen der Beſitzungen an den weſt-
lichen Kuͤſten von Amerika; ſ. hiſt. pol. Magazin 1790. B. II.
S. 182.
b) Zuweilen ſind durch Vertraͤge Landdiſtricte, oder Inſeln fuͤr neu-
tral erklaͤret worden Z. B. zwiſchen Großbritannien und Frank-
reich im Utrechter Frieden die antilliſchen Inſeln Lucia, St.
Vincent, Granada, Dominique und Tabago. Zwiſchen Spa-
nien und Großbritannien die Inſel Cortola. Moſer Ver-
ſuch
Th. V. S. 25. Beytraͤge Th. V. S. 97. 354. 452. 460.
§. 33.
Landſeen, Fluͤſſe.

Alle innerhalb des occupirten Diſtricts gelegene Land-
ſeen und Fluͤſſe ſind, ſo wie das Land ſelbſt, Eigenthum
der Nation, mit Ausſchluß aller Fremden. Auch von
Grenzfluͤſſen ſammt den in ſelbigen befindlichen Inſeln, iſt
im zweifelhaften Fall anzunehmen, daß ſie, ſo weit das
Gebiet reicht, und bis ans entgegengeſetzte Ufer unter der

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[44/0072] Zweytes Buch. Erſtes Hauptſtuͤck. als ihr ausſchließliches Eigenthum anzuſehn, ſelbſt diejeni- gen, welche ſie unbenutzt, oder als oͤffentliche Wege fuͤr den Gebrauch aller frey laͤßt. Der aͤußere Umkreis des Landes iſt zuweilen durch natuͤrliche Grenzen (Meere, Fluͤſſe, Ge- waͤſſer, Berge, Waldungen) zuweilen, in deren Ermange- lung, durch kuͤnſtliche, (Landwehre, Saͤulen, gezeichnete Baͤume u. ſ. f.) beſtimmt. Wenn es aber hieran fehlt, ſo kann die Ausdehnung des Gebiets nicht weiter angenom- men werden, als das Land von dieſer Nation benutzt oder deſſen Occupation erwieſen wird. Weiter hat ſie daher kein Recht fremde Voͤlker an der Beſitznahme zu hindern a), wenn dieſe nicht auf ſolche Verzicht geleiſtet haben b). Iſt zwiſchen zweyen Voͤlkern die Grenze zwar durch Berge, Heerſtraßen, Waͤlder u. ſ. f. beſtimmt, aber das Eigenthum derſelben ſtreitig, ſo gehoͤren ſie im zweifelhaften Fall einem jeden zur Haͤlfte. a⁾ Beyſpiele von Anforderungen der Art ſ. in Moſer Beytraͤ- gen Th. V. S. 515. 521 556. Ueber die neueren Streitigkei- ten Spaniens mit England, wegen der Beſitzungen an den weſt- lichen Kuͤſten von Amerika; ſ. hiſt. pol. Magazin 1790. B. II. S. 182. b⁾ Zuweilen ſind durch Vertraͤge Landdiſtricte, oder Inſeln fuͤr neu- tral erklaͤret worden Z. B. zwiſchen Großbritannien und Frank- reich im Utrechter Frieden die antilliſchen Inſeln Lucia, St. Vincent, Granada, Dominique und Tabago. Zwiſchen Spa- nien und Großbritannien die Inſel Cortola. Moſer Ver- ſuch Th. V. S. 25. Beytraͤge Th. V. S. 97. 354. 452. 460. §. 33. Landſeen, Fluͤſſe. Alle innerhalb des occupirten Diſtricts gelegene Land- ſeen und Fluͤſſe ſind, ſo wie das Land ſelbſt, Eigenthum der Nation, mit Ausſchluß aller Fremden. Auch von Grenzfluͤſſen ſammt den in ſelbigen befindlichen Inſeln, iſt im zweifelhaften Fall anzunehmen, daß ſie, ſo weit das Gebiet reicht, und bis ans entgegengeſetzte Ufer unter der Occupa-

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/72>, abgerufen am 21.11.2024.