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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Erstes Buch. Zweytes Hauptstück.
Zweytes Hauptstück.
Haupt-Eintheilungen der Europäischen Staaten.
§. 14.
Souveraine und nicht Souveraine.

Wenn die Politik die Staaten von Europa, bald
nach ihrer geographischen Lage und dem daraus erwachsenen
Interesse, in nordische, südliche, östliche und westliche Mächte,
bald nach der Verschiedenheit ihrer politischen Wichtigkeit in
Mächte der ersten, 2ten, 3ten, 4ten Ordnung eintheilt a),
so ist in dem Völkerrecht die Eintheilung in völlig Sou-
veraine, (unabhängige) und nicht ganz (halb) Souveraine,
(abhängige) und solche über deren Souverainetät noch
gestritten wird, wichtiger. Und da der zufällige Umstand
daß die mächtigsten Staaten in Europa Königreiche waren,
diesen vor andren Vorzüge verschaft hat, deren Inbegriff
man mit dem Nahmen der Königlichen Ehrenbezeigungen
belegt, zum Theil aber auch auf andern Staaten ausge-
dehnt hat, so ist im positiven Völkerrecht auch die Einthei-
lung der Staaten in solche die dieser Vorzüge genießen
und nicht genießen, erheblich, und vielleicht der unbestimm-
ten Eintheilung in große und kleine Staaten b) vorzuziehn,
obwohl beide im natürlichen Recht nicht gegründet sind.

a) le Baron de Bielefeld institutions politiques T. II. chap. IV. §. 14.
b) J. J. Moser Versuch Th. 1. S. 3 u. f. hat die letztere vor-
gezogen; mir scheint unnatürlich Schlesien, Holland, Bern, die
weltlichen Churfürstenthümer, kleine Staaten zu benennen.
§. 15.
Ganz Souveraine Staaten denen honores regii zustehn.

Zu den völlig Souverainen monarchischen Staaten
welche in den unstreitigen Besitz der Königlichen Ehrenbe-
zeugungen sind, gehören: im Mittelpunct Europens. 1) das
teutsche Reich; im Südlichen Theil von Europa 2) Por-
tugal,
(Lusitanien und Algarbien) 3) die aus vielen ursprüng-

lich
Erſtes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck.
Zweytes Hauptſtuͤck.
Haupt-Eintheilungen der Europaͤiſchen Staaten.
§. 14.
Souveraine und nicht Souveraine.

Wenn die Politik die Staaten von Europa, bald
nach ihrer geographiſchen Lage und dem daraus erwachſenen
Intereſſe, in nordiſche, ſuͤdliche, oͤſtliche und weſtliche Maͤchte,
bald nach der Verſchiedenheit ihrer politiſchen Wichtigkeit in
Maͤchte der erſten, 2ten, 3ten, 4ten Ordnung eintheilt a),
ſo iſt in dem Voͤlkerrecht die Eintheilung in voͤllig Sou-
veraine, (unabhaͤngige) und nicht ganz (halb) Souveraine,
(abhaͤngige) und ſolche uͤber deren Souverainetaͤt noch
geſtritten wird, wichtiger. Und da der zufaͤllige Umſtand
daß die maͤchtigſten Staaten in Europa Koͤnigreiche waren,
dieſen vor andren Vorzuͤge verſchaft hat, deren Inbegriff
man mit dem Nahmen der Koͤniglichen Ehrenbezeigungen
belegt, zum Theil aber auch auf andern Staaten ausge-
dehnt hat, ſo iſt im poſitiven Voͤlkerrecht auch die Einthei-
lung der Staaten in ſolche die dieſer Vorzuͤge genießen
und nicht genießen, erheblich, und vielleicht der unbeſtimm-
ten Eintheilung in große und kleine Staaten b) vorzuziehn,
obwohl beide im natuͤrlichen Recht nicht gegruͤndet ſind.

a) le Baron de Bielefeld inſtitutions politiques T. II. chap. IV. §. 14.
b) J. J. Moſer Verſuch Th. 1. S. 3 u. f. hat die letztere vor-
gezogen; mir ſcheint unnatuͤrlich Schleſien, Holland, Bern, die
weltlichen Churfuͤrſtenthuͤmer, kleine Staaten zu benennen.
§. 15.
Ganz Souveraine Staaten denen honores regii zuſtehn.

Zu den voͤllig Souverainen monarchiſchen Staaten
welche in den unſtreitigen Beſitz der Koͤniglichen Ehrenbe-
zeugungen ſind, gehoͤren: im Mittelpunct Europens. 1) das
teutſche Reich; im Suͤdlichen Theil von Europa 2) Por-
tugal,
(Luſitanien und Algarbien) 3) die aus vielen urſpruͤng-

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[28/0056] Erſtes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck. Zweytes Hauptſtuͤck. Haupt-Eintheilungen der Europaͤiſchen Staaten. §. 14. Souveraine und nicht Souveraine. Wenn die Politik die Staaten von Europa, bald nach ihrer geographiſchen Lage und dem daraus erwachſenen Intereſſe, in nordiſche, ſuͤdliche, oͤſtliche und weſtliche Maͤchte, bald nach der Verſchiedenheit ihrer politiſchen Wichtigkeit in Maͤchte der erſten, 2ten, 3ten, 4ten Ordnung eintheilt a), ſo iſt in dem Voͤlkerrecht die Eintheilung in voͤllig Sou- veraine, (unabhaͤngige) und nicht ganz (halb) Souveraine, (abhaͤngige) und ſolche uͤber deren Souverainetaͤt noch geſtritten wird, wichtiger. Und da der zufaͤllige Umſtand daß die maͤchtigſten Staaten in Europa Koͤnigreiche waren, dieſen vor andren Vorzuͤge verſchaft hat, deren Inbegriff man mit dem Nahmen der Koͤniglichen Ehrenbezeigungen belegt, zum Theil aber auch auf andern Staaten ausge- dehnt hat, ſo iſt im poſitiven Voͤlkerrecht auch die Einthei- lung der Staaten in ſolche die dieſer Vorzuͤge genießen und nicht genießen, erheblich, und vielleicht der unbeſtimm- ten Eintheilung in große und kleine Staaten b) vorzuziehn, obwohl beide im natuͤrlichen Recht nicht gegruͤndet ſind. a⁾ le Baron de Bielefeld inſtitutions politiques T. II. chap. IV. §. 14. b⁾ J. J. Moſer Verſuch Th. 1. S. 3 u. f. hat die letztere vor- gezogen; mir ſcheint unnatuͤrlich Schleſien, Holland, Bern, die weltlichen Churfuͤrſtenthuͤmer, kleine Staaten zu benennen. §. 15. Ganz Souveraine Staaten denen honores regii zuſtehn. Zu den voͤllig Souverainen monarchiſchen Staaten welche in den unſtreitigen Beſitz der Koͤniglichen Ehrenbe- zeugungen ſind, gehoͤren: im Mittelpunct Europens. 1) das teutſche Reich; im Suͤdlichen Theil von Europa 2) Por- tugal, (Luſitanien und Algarbien) 3) die aus vielen urſpruͤng- lich

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/56>, abgerufen am 21.11.2024.