Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtes Buch. Viertes Hauptstück.
§. 284.
Von Capereyen.

Außer den einzelnen Kriegsschiffen und Fregatten
welche zum Kreuzen wider den Feind Auftrag erhalten,
pflegen die Seemächte beym Ausbruche des Krieges durch er-
lassene Proclamationen, Privatpersonen aufzumuntern, Schiffe
auf Caperey auszurüsten, und sie desfalls mit mancherley
Privilegien zu versehn. Wenn diese sodenn, nachdem sie
Caution bestellt, mit Markbriefen (lettres de marque)
versehn worden, und sich theils den ihnen ertheilten In-
structionen, theils überhaupt den Kriegsgesetzen gemäß be-
tragen, so ist nicht nur der Feind schuldig sie als recht-
mäßige Feinde zu behandeln, sondern wenn sie diesem
Schiffe oder Güter abgenommen haben, so werden ihnen diese
ohne Zulassung eines Lösegeldes, nachdem sie zuvörderst sel-
bige in den Hasen ihres Souverains, oder im Nothfall in
einen dritten Hafen eingebracht, auf angestellte Untersu-
chung durch ein Urtheil des Admiralitätsgerichts ihres Staats,
ganz, oder mit Abzug des diesem letzteren zustehenden An-
theils, als gute Prise zuerkannt, auch noch überdies die in
den Caper-Verordnungen ausgelobten Premien bezahlt a).
Von der Abschaffung dieser in mancher Rücksicht so verderbli-
chen Capereyen ist verschiedentlich, obwohl vergeblich ge-
handelt worden b).

Wer hingegen ohne Auftrag oder Erlaubniß des
Staats, auf Caperey ausgeht, ist als Seeräuber zu be-
trachten, und soll billig von beiden Theilen nachdrücklich ge-
straft werden.

a) Willenberg de eo quod iustum est circa excursiones maritimas. Ge-
dani
1711. 1726. 8. m. Essai concernant les armateurs. cap. I. II.
b) m. Essai cap. I. § 9 Auch in dem jetzigen Kriege sollen die fran-
zösischen Patrioten anfangs auf die Abschaffung der Capereyen
angetragen haben s. Büsch Erörterung der Frage: was hat
Deutschland in Ansehung s. Land- und Seehandels von den
so nahen Friedensunterhandlungen zu erwarten?
(Hamb.
1795. 8.) S. 10.

Fünf-
Achtes Buch. Viertes Hauptſtuͤck.
§. 284.
Von Capereyen.

Außer den einzelnen Kriegsſchiffen und Fregatten
welche zum Kreuzen wider den Feind Auftrag erhalten,
pflegen die Seemaͤchte beym Ausbruche des Krieges durch er-
laſſene Proclamationen, Privatperſonen aufzumuntern, Schiffe
auf Caperey auszuruͤſten, und ſie desfalls mit mancherley
Privilegien zu verſehn. Wenn dieſe ſodenn, nachdem ſie
Caution beſtellt, mit Markbriefen (lettres de marque)
verſehn worden, und ſich theils den ihnen ertheilten In-
ſtructionen, theils uͤberhaupt den Kriegsgeſetzen gemaͤß be-
tragen, ſo iſt nicht nur der Feind ſchuldig ſie als recht-
maͤßige Feinde zu behandeln, ſondern wenn ſie dieſem
Schiffe oder Guͤter abgenommen haben, ſo werden ihnen dieſe
ohne Zulaſſung eines Loͤſegeldes, nachdem ſie zuvoͤrderſt ſel-
bige in den Haſen ihres Souverains, oder im Nothfall in
einen dritten Hafen eingebracht, auf angeſtellte Unterſu-
chung durch ein Urtheil des Admiralitaͤtsgerichts ihres Staats,
ganz, oder mit Abzug des dieſem letzteren zuſtehenden An-
theils, als gute Priſe zuerkannt, auch noch uͤberdies die in
den Caper-Verordnungen ausgelobten Premien bezahlt a).
Von der Abſchaffung dieſer in mancher Ruͤckſicht ſo verderbli-
chen Capereyen iſt verſchiedentlich, obwohl vergeblich ge-
handelt worden b).

Wer hingegen ohne Auftrag oder Erlaubniß des
Staats, auf Caperey ausgeht, iſt als Seeraͤuber zu be-
trachten, und ſoll billig von beiden Theilen nachdruͤcklich ge-
ſtraft werden.

a) Willenberg de eo quod iuſtum eſt circa excurſiones maritimas. Ge-
dani
1711. 1726. 8. m. Eſſai concernant les armateurs. cap. I. II.
b) m. Eſſai cap. I. § 9 Auch in dem jetzigen Kriege ſollen die fran-
zoͤſiſchen Patrioten anfangs auf die Abſchaffung der Capereyen
angetragen haben ſ. Buͤſch Eroͤrterung der Frage: was hat
Deutſchland in Anſehung ſ. Land- und Seehandels von den
ſo nahen Friedensunterhandlungen zu erwarten?
(Hamb.
1795. 8.) S. 10.

Fuͤnf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0352" n="324"/>
          <fw place="top" type="header">Achtes Buch. Viertes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 284.<lb/><hi rendition="#fr">Von Capereyen.</hi></head><lb/>
            <p>Außer den einzelnen Kriegs&#x017F;chiffen und Fregatten<lb/>
welche zum Kreuzen wider den Feind Auftrag erhalten,<lb/>
pflegen die Seema&#x0364;chte beym Ausbruche des Krieges durch er-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ene Proclamationen, Privatper&#x017F;onen aufzumuntern, Schiffe<lb/>
auf Caperey auszuru&#x0364;&#x017F;ten, und &#x017F;ie desfalls mit mancherley<lb/>
Privilegien zu ver&#x017F;ehn. Wenn die&#x017F;e &#x017F;odenn, nachdem &#x017F;ie<lb/>
Caution be&#x017F;tellt, mit Markbriefen (<hi rendition="#aq">lettres de marque</hi>)<lb/>
ver&#x017F;ehn worden, und &#x017F;ich theils den ihnen ertheilten In-<lb/>
&#x017F;tructionen, theils u&#x0364;berhaupt den Kriegsge&#x017F;etzen gema&#x0364;ß be-<lb/>
tragen, &#x017F;o i&#x017F;t nicht nur der Feind &#x017F;chuldig &#x017F;ie als recht-<lb/>
ma&#x0364;ßige Feinde zu behandeln, &#x017F;ondern wenn &#x017F;ie die&#x017F;em<lb/>
Schiffe oder Gu&#x0364;ter abgenommen haben, &#x017F;o werden ihnen die&#x017F;e<lb/>
ohne Zula&#x017F;&#x017F;ung eines Lo&#x0364;&#x017F;egeldes, nachdem &#x017F;ie zuvo&#x0364;rder&#x017F;t &#x017F;el-<lb/>
bige in den Ha&#x017F;en ihres Souverains, oder im Nothfall in<lb/>
einen dritten Hafen eingebracht, auf ange&#x017F;tellte Unter&#x017F;u-<lb/>
chung durch ein Urtheil des Admiralita&#x0364;tsgerichts ihres Staats,<lb/>
ganz, oder mit Abzug des die&#x017F;em letzteren zu&#x017F;tehenden An-<lb/>
theils, als gute Pri&#x017F;e zuerkannt, auch noch u&#x0364;berdies die in<lb/>
den Caper-Verordnungen ausgelobten Premien bezahlt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>).<lb/>
Von der Ab&#x017F;chaffung die&#x017F;er in mancher Ru&#x0364;ck&#x017F;icht &#x017F;o verderbli-<lb/>
chen Capereyen i&#x017F;t ver&#x017F;chiedentlich, obwohl vergeblich ge-<lb/>
handelt worden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>).</p><lb/>
            <p>Wer hingegen ohne Auftrag oder Erlaubniß des<lb/>
Staats, auf Caperey ausgeht, i&#x017F;t als <hi rendition="#fr">Seera&#x0364;uber</hi> zu be-<lb/>
trachten, und &#x017F;oll billig von beiden Theilen nachdru&#x0364;cklich ge-<lb/>
&#x017F;traft werden.</p><lb/>
            <note place="end" n="a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Willenberg</hi><hi rendition="#i">de eo quod iu&#x017F;tum e&#x017F;t circa excur&#x017F;iones maritimas</hi>. Ge-<lb/>
dani</hi> 1711. 1726. 8. m. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;&#x017F;ai concernant les armateurs</hi>. cap. I. II.</hi></note><lb/>
            <note place="end" n="b)">m. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;&#x017F;ai</hi> cap. I.</hi> § 9 Auch in dem jetzigen Kriege &#x017F;ollen die fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Patrioten anfangs auf die Ab&#x017F;chaffung der Capereyen<lb/>
angetragen haben &#x017F;. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Bu&#x0364;&#x017F;ch</hi> Ero&#x0364;rterung der Frage: was hat<lb/>
Deut&#x017F;chland in An&#x017F;ehung &#x017F;. Land- und Seehandels von den<lb/>
&#x017F;o nahen Friedensunterhandlungen zu erwarten?</hi> (Hamb.<lb/>
1795. 8.) S. 10.</note>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nf-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0352] Achtes Buch. Viertes Hauptſtuͤck. §. 284. Von Capereyen. Außer den einzelnen Kriegsſchiffen und Fregatten welche zum Kreuzen wider den Feind Auftrag erhalten, pflegen die Seemaͤchte beym Ausbruche des Krieges durch er- laſſene Proclamationen, Privatperſonen aufzumuntern, Schiffe auf Caperey auszuruͤſten, und ſie desfalls mit mancherley Privilegien zu verſehn. Wenn dieſe ſodenn, nachdem ſie Caution beſtellt, mit Markbriefen (lettres de marque) verſehn worden, und ſich theils den ihnen ertheilten In- ſtructionen, theils uͤberhaupt den Kriegsgeſetzen gemaͤß be- tragen, ſo iſt nicht nur der Feind ſchuldig ſie als recht- maͤßige Feinde zu behandeln, ſondern wenn ſie dieſem Schiffe oder Guͤter abgenommen haben, ſo werden ihnen dieſe ohne Zulaſſung eines Loͤſegeldes, nachdem ſie zuvoͤrderſt ſel- bige in den Haſen ihres Souverains, oder im Nothfall in einen dritten Hafen eingebracht, auf angeſtellte Unterſu- chung durch ein Urtheil des Admiralitaͤtsgerichts ihres Staats, ganz, oder mit Abzug des dieſem letzteren zuſtehenden An- theils, als gute Priſe zuerkannt, auch noch uͤberdies die in den Caper-Verordnungen ausgelobten Premien bezahlt a). Von der Abſchaffung dieſer in mancher Ruͤckſicht ſo verderbli- chen Capereyen iſt verſchiedentlich, obwohl vergeblich ge- handelt worden b). Wer hingegen ohne Auftrag oder Erlaubniß des Staats, auf Caperey ausgeht, iſt als Seeraͤuber zu be- trachten, und ſoll billig von beiden Theilen nachdruͤcklich ge- ſtraft werden. a⁾ Willenberg de eo quod iuſtum eſt circa excurſiones maritimas. Ge- dani 1711. 1726. 8. m. Eſſai concernant les armateurs. cap. I. II. b⁾ m. Eſſai cap. I. § 9 Auch in dem jetzigen Kriege ſollen die fran- zoͤſiſchen Patrioten anfangs auf die Abſchaffung der Capereyen angetragen haben ſ. Buͤſch Eroͤrterung der Frage: was hat Deutſchland in Anſehung ſ. Land- und Seehandels von den ſo nahen Friedensunterhandlungen zu erwarten? (Hamb. 1795. 8.) S. 10. Fuͤnf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/352
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/352>, abgerufen am 21.11.2024.