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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Endigung der Gesandschaft.
1777. 8. Fälle neuerer Zeiten s. in Reuß teutsche Staatscanz-
ley
Th. II. S. 224. Th. XV. S. 408 u. f. Jetzt, und insonder-
heit seit in der Wahlcapitulation Leopold II. art. 25. §. 7. ein hie-
her gehöriger Artikel bestimmter als in den vorhergehenden gefaßt
worden, steht diese Befreyung allen den Gesandten mit Inbegriff der
Residenten, Geschäftsträger und Angehörigen zu, die nicht besonders
beym Reichshofrath zu allda anhängigen Processen legitimirt sind.
§. 240.
Rechte der nachgelassenen Familie.

Obwohl der strenge nach die gesandschaftlichen Vor-
rechte mit dem Tode des Gesandten endigen, so ist gleich-
wohl hergebracht, der Wittwe a) für sich ihre Kinder und
Gesinde noch eine Zeitlang diejenigen gesandschaftlichen Vor-
rechte zu lassen, deren sie bey Lebzeiten ihres Gemahls ge-
noß; auch sind wenn sie außer Landes geht ihre und ihres
Gemahls hinterlassene Güter vom Fremdlings- und Ab-
zugsrecht befreyet b). Bleibt sie noch geraume Zeit im
Lande, so kann ihr unstreitig ein Termin gesetzt werden, nach
dessen Ablauf sie als Unterthan der Gerichtbarkeit, den Ge-
setzen und den Abgaben des Landes unterworfen seyn solle.
Nur wenn dies nicht geschehn, bleibt die Frage zweifelhaft,
ob sie auch nach Jahren c) auf jene Vorzüge Anspruch
machen könne.

In Streitigkeiten über die Erbschaft des Gesandten,
ist zwar, wenn dieser ein Ausländer war, nicht nur die Form
des etwa errichteten Testaments d), sondern auch die Erb-
schaft sofern sie in bewegliche Güter besieht nach den Gesetzen
des sendenden Staats zu beurtheilen; aber die Erbschaft un-
beweglicher Güter ist allemahl, und wenn der Gesandte Un-
terthan des Staats war bey welchen er residirte, die ganze
Erbschaft (und das Testament?) nach den Gesetzen des
Landes wo der Gesandte residirte zu beurtheilen e).

a) J. J. Moser Abhandlung über verschiedene Rechtsmaterien
VItes Stück S. 438. Wie lange eines Gesandten Wirwe sich
ihres verstorbenen Gemahls gerechtsame zu erfreuen habe
.

b) Wild-
S 5
Endigung der Geſandſchaft.
1777. 8. Faͤlle neuerer Zeiten ſ. in Reuß teutſche Staatscanz-
ley
Th. II. S. 224. Th. XV. S. 408 u. f. Jetzt, und inſonder-
heit ſeit in der Wahlcapitulation Leopold II. art. 25. §. 7. ein hie-
her gehoͤriger Artikel beſtimmter als in den vorhergehenden gefaßt
worden, ſteht dieſe Befreyung allen den Geſandten mit Inbegriff der
Reſidenten, Geſchaͤftstraͤger und Angehoͤrigen zu, die nicht beſonders
beym Reichshofrath zu allda anhaͤngigen Proceſſen legitimirt ſind.
§. 240.
Rechte der nachgelaſſenen Familie.

Obwohl der ſtrenge nach die geſandſchaftlichen Vor-
rechte mit dem Tode des Geſandten endigen, ſo iſt gleich-
wohl hergebracht, der Wittwe a) fuͤr ſich ihre Kinder und
Geſinde noch eine Zeitlang diejenigen geſandſchaftlichen Vor-
rechte zu laſſen, deren ſie bey Lebzeiten ihres Gemahls ge-
noß; auch ſind wenn ſie außer Landes geht ihre und ihres
Gemahls hinterlaſſene Guͤter vom Fremdlings- und Ab-
zugsrecht befreyet b). Bleibt ſie noch geraume Zeit im
Lande, ſo kann ihr unſtreitig ein Termin geſetzt werden, nach
deſſen Ablauf ſie als Unterthan der Gerichtbarkeit, den Ge-
ſetzen und den Abgaben des Landes unterworfen ſeyn ſolle.
Nur wenn dies nicht geſchehn, bleibt die Frage zweifelhaft,
ob ſie auch nach Jahren c) auf jene Vorzuͤge Anſpruch
machen koͤnne.

In Streitigkeiten uͤber die Erbſchaft des Geſandten,
iſt zwar, wenn dieſer ein Auslaͤnder war, nicht nur die Form
des etwa errichteten Teſtaments d), ſondern auch die Erb-
ſchaft ſofern ſie in bewegliche Guͤter beſieht nach den Geſetzen
des ſendenden Staats zu beurtheilen; aber die Erbſchaft un-
beweglicher Guͤter iſt allemahl, und wenn der Geſandte Un-
terthan des Staats war bey welchen er reſidirte, die ganze
Erbſchaft (und das Teſtament?) nach den Geſetzen des
Landes wo der Geſandte reſidirte zu beurtheilen e).

a) J. J. Moſer Abhandlung uͤber verſchiedene Rechtsmaterien
VItes Stuͤck S. 438. Wie lange eines Geſandten Wirwe ſich
ihres verſtorbenen Gemahls gerechtſame zu erfreuen habe
.

b) Wild-
S 5
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[281/0309] Endigung der Geſandſchaft. b⁾ 1777. 8. Faͤlle neuerer Zeiten ſ. in Reuß teutſche Staatscanz- ley Th. II. S. 224. Th. XV. S. 408 u. f. Jetzt, und inſonder- heit ſeit in der Wahlcapitulation Leopold II. art. 25. §. 7. ein hie- her gehoͤriger Artikel beſtimmter als in den vorhergehenden gefaßt worden, ſteht dieſe Befreyung allen den Geſandten mit Inbegriff der Reſidenten, Geſchaͤftstraͤger und Angehoͤrigen zu, die nicht beſonders beym Reichshofrath zu allda anhaͤngigen Proceſſen legitimirt ſind. §. 240. Rechte der nachgelaſſenen Familie. Obwohl der ſtrenge nach die geſandſchaftlichen Vor- rechte mit dem Tode des Geſandten endigen, ſo iſt gleich- wohl hergebracht, der Wittwe a) fuͤr ſich ihre Kinder und Geſinde noch eine Zeitlang diejenigen geſandſchaftlichen Vor- rechte zu laſſen, deren ſie bey Lebzeiten ihres Gemahls ge- noß; auch ſind wenn ſie außer Landes geht ihre und ihres Gemahls hinterlaſſene Guͤter vom Fremdlings- und Ab- zugsrecht befreyet b). Bleibt ſie noch geraume Zeit im Lande, ſo kann ihr unſtreitig ein Termin geſetzt werden, nach deſſen Ablauf ſie als Unterthan der Gerichtbarkeit, den Ge- ſetzen und den Abgaben des Landes unterworfen ſeyn ſolle. Nur wenn dies nicht geſchehn, bleibt die Frage zweifelhaft, ob ſie auch nach Jahren c) auf jene Vorzuͤge Anſpruch machen koͤnne. In Streitigkeiten uͤber die Erbſchaft des Geſandten, iſt zwar, wenn dieſer ein Auslaͤnder war, nicht nur die Form des etwa errichteten Teſtaments d), ſondern auch die Erb- ſchaft ſofern ſie in bewegliche Guͤter beſieht nach den Geſetzen des ſendenden Staats zu beurtheilen; aber die Erbſchaft un- beweglicher Guͤter iſt allemahl, und wenn der Geſandte Un- terthan des Staats war bey welchen er reſidirte, die ganze Erbſchaft (und das Teſtament?) nach den Geſetzen des Landes wo der Geſandte reſidirte zu beurtheilen e). a⁾ J. J. Moſer Abhandlung uͤber verſchiedene Rechtsmaterien VItes Stuͤck S. 438. Wie lange eines Geſandten Wirwe ſich ihres verſtorbenen Gemahls gerechtſame zu erfreuen habe. b) Wild- S 5

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/309>, abgerufen am 21.11.2024.