Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Fünftes Buch. a) Doch machte Peter I. dem schwedischen Hofe bittere Vorwürfe darüber, daß, als er in cognito im Gefolge seiner eigenen Ge- sandschaft durch Riaa gereiset war, er weder frey gehalten noch genug geehrt worden sey. S. Lamberty memoires T. I. p. 125. 148. §. 168. Exterritorialität fremder Monarchen. Ob fremde Monarchen, wenn sie das Gebiet eines Kraft dieser herkommlichen Exterritorialität gestattet a) Puffendorf de iure nat. et gentium L. VIII. c. 4. n. 21. Byn- kershoek de indice competente legatorum c. 3. §. 13. c. 9. §. 10. Neumann de processn iudiciario in causis principum §. 46. Strube rechtliche Bedenken Th. III. S. 47 behaupten es, hingegen Hel- mershausen de subiectione territoriali personarum illustrium §. 26. Fuͤnftes Buch. a) Doch machte Peter I. dem ſchwediſchen Hofe bittere Vorwuͤrfe daruͤber, daß, als er in cognito im Gefolge ſeiner eigenen Ge- ſandſchaft durch Riaa gereiſet war, er weder frey gehalten noch genug geehrt worden ſey. S. Lamberty memoires T. I. p. 125. 148. §. 168. Exterritorialitaͤt fremder Monarchen. Ob fremde Monarchen, wenn ſie das Gebiet eines Kraft dieſer herkommlichen Exterritorialitaͤt geſtattet a) Puffendorf de iure nat. et gentium L. VIII. c. 4. n. 21. Byn- kershoek de indice competente legatorum c. 3. §. 13. c. 9. §. 10. Neumann de proceſſn iudiciario in cauſis principum §. 46. Strube rechtliche Bedenken Th. III. S. 47 behaupten es, hingegen Hel- mershausen de ſubiectione territoriali perſonarum illuſtrium §. 26. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0230" n="202"/> <fw place="top" type="header">Fuͤnftes Buch.</fw><lb/> <note place="end" n="a)">Doch machte Peter <hi rendition="#aq">I</hi>. dem ſchwediſchen Hofe bittere Vorwuͤrfe<lb/> daruͤber, daß, als er in <hi rendition="#aq">cognito</hi> im Gefolge ſeiner eigenen Ge-<lb/> ſandſchaft durch Riaa gereiſet war, er weder frey gehalten noch<lb/> genug geehrt worden ſey. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Lamberty</hi><hi rendition="#i">memoires</hi> T. I. p</hi>. 125. 148.</note> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 168.<lb/><hi rendition="#fr">Exterritorialitaͤt fremder Monarchen</hi>.</head><lb/> <p>Ob fremde Monarchen, wenn ſie das Gebiet eines<lb/> andren Staats beruͤhren, ihre perſoͤnliche Unabhaͤngigkeit mit<lb/> hinein bringen, ſo daß ſie weder den Geſetzen, noch den<lb/> Gerichten dieſes Landes unterworfen werden koͤnnen, und als<lb/> voͤllig exterritorial angeſehn werden muͤſſen, iſt nach dem<lb/> ſtrengen aͤußeren Voͤlkerrecht zweifelhaft <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>). Das Herkom-<lb/> men aber gewaͤhret wenigſtens den gekroͤnten Haͤuptern und<lb/> voͤllig ſouverainen Fuͤrſten dieſe perſoͤnliche Exterritorialitaͤt,<lb/> ſofern ſie 1) nicht insgeheim kommen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>) (obwohl ſie <hi rendition="#aq">in<lb/> cognito</hi> kommen moͤgen), 2) noch in den wirklichen Beſitz<lb/> der Souverainetaͤt ſind, oder doch einen fuͤr gegruͤndet an-<lb/> erkannten Anſpruch an ſelbige haben <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>); 3) ſich dieſem<lb/> Staat nicht dadurch unterworfen haben, daß ſie in deſſen<lb/> Dienſten z. B. in Militair Dienſten getreten ſind <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>). Be-<lb/> ginge aber ein ſolcher fremder Monarch ein der Sicherheit<lb/> dieſes Staats unmittelbar Gefahr drohendes Verbrechen,<lb/> ſo wuͤrde dieſer das Recht haben nicht nur ihn auszuſchaffen,<lb/> ſondern auch wider ihn wie gegen ſeinen erklaͤrten Feind zu<lb/> verfahren <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">e</hi></hi>).</p><lb/> <p>Kraft dieſer herkommlichen Exterritorialitaͤt geſtattet<lb/> man auch fremden Monarchen eine buͤrgerliche Gerichtbar-<lb/> keit uͤber ihr Gefolge. Daß ſie aber berechtiget ſeyn alle<lb/> Handlungen der hoͤchſten Gewalt an dem Ort ihres Aufent-<lb/> halts auszuuͤben, laͤßt ſich nicht behaupten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">f</hi></hi>).</p><lb/> <note place="end" n="a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Puffendorf</hi><hi rendition="#i">de iure nat. et gentium</hi> L. VIII. c. 4. n. 21. <hi rendition="#k">Byn-<lb/> kershoek</hi> <hi rendition="#i">de indice competente legatorum</hi> c. 3. §. 13. c. 9. §. 10.<lb/><hi rendition="#k">Neumann</hi> <hi rendition="#i">de proceſſn iudiciario in cauſis principum</hi></hi> §. 46. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Strube</hi><lb/> rechtliche Bedenken</hi> Th. <hi rendition="#aq">III</hi>. S. 47 behaupten es, hingegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Hel-<lb/> mershausen</hi><hi rendition="#i">de ſubiectione territoriali perſonarum illuſtrium</hi></hi> §. 26.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Coccejus</hi></hi></fw><lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0230]
Fuͤnftes Buch.
a⁾ Doch machte Peter I. dem ſchwediſchen Hofe bittere Vorwuͤrfe
daruͤber, daß, als er in cognito im Gefolge ſeiner eigenen Ge-
ſandſchaft durch Riaa gereiſet war, er weder frey gehalten noch
genug geehrt worden ſey. S. Lamberty memoires T. I. p. 125. 148.
§. 168.
Exterritorialitaͤt fremder Monarchen.
Ob fremde Monarchen, wenn ſie das Gebiet eines
andren Staats beruͤhren, ihre perſoͤnliche Unabhaͤngigkeit mit
hinein bringen, ſo daß ſie weder den Geſetzen, noch den
Gerichten dieſes Landes unterworfen werden koͤnnen, und als
voͤllig exterritorial angeſehn werden muͤſſen, iſt nach dem
ſtrengen aͤußeren Voͤlkerrecht zweifelhaft a). Das Herkom-
men aber gewaͤhret wenigſtens den gekroͤnten Haͤuptern und
voͤllig ſouverainen Fuͤrſten dieſe perſoͤnliche Exterritorialitaͤt,
ſofern ſie 1) nicht insgeheim kommen b) (obwohl ſie in
cognito kommen moͤgen), 2) noch in den wirklichen Beſitz
der Souverainetaͤt ſind, oder doch einen fuͤr gegruͤndet an-
erkannten Anſpruch an ſelbige haben c); 3) ſich dieſem
Staat nicht dadurch unterworfen haben, daß ſie in deſſen
Dienſten z. B. in Militair Dienſten getreten ſind d). Be-
ginge aber ein ſolcher fremder Monarch ein der Sicherheit
dieſes Staats unmittelbar Gefahr drohendes Verbrechen,
ſo wuͤrde dieſer das Recht haben nicht nur ihn auszuſchaffen,
ſondern auch wider ihn wie gegen ſeinen erklaͤrten Feind zu
verfahren e).
Kraft dieſer herkommlichen Exterritorialitaͤt geſtattet
man auch fremden Monarchen eine buͤrgerliche Gerichtbar-
keit uͤber ihr Gefolge. Daß ſie aber berechtiget ſeyn alle
Handlungen der hoͤchſten Gewalt an dem Ort ihres Aufent-
halts auszuuͤben, laͤßt ſich nicht behaupten f).
a⁾ Puffendorf de iure nat. et gentium L. VIII. c. 4. n. 21. Byn-
kershoek de indice competente legatorum c. 3. §. 13. c. 9. §. 10.
Neumann de proceſſn iudiciario in cauſis principum §. 46. Strube
rechtliche Bedenken Th. III. S. 47 behaupten es, hingegen Hel-
mershausen de ſubiectione territoriali perſonarum illuſtrium §. 26.
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