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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Fünftes Buch.
Titel Gevatter zwischen Fürsten gleicher Würde noch her-
gebracht.

a) J. C. v. Moser von den Gevatterschaften großer Herren
in dessen kleinen Schriften Th. I. S. 291.
b) Zuerst lud Carl IX. 1573 die protestantische Königinn Elisabeth
zu Gevatterinn ein, und Heinrich IV. bat neben dieser auch den
Pabst der sie excommunicirt hatte zum Gevatter. Bey der Taufe
Peter II. waren 4 Gevatter verschiedener Religion, Peter I. Carl
VI. Georg I. und die verwitwete Herzoginn von Braunschweig.
Moser a. a. O. S. 321.
c) Die vereinigten Niederlande sind oft zu Gevattern gebeten, so
auch in Teutschland die Reichsritterschaft, nicht selten Landstände;
und daß ein Fürst auch ein Regiment zu Gevatter bitten könne,
lehrt ein neueres Beyspiel.
§. 164.
Geschenke.

Auch durch gegenseitige Geschenke pflegen oft Für-
sten ihre Freundschaft an den Tag zu legen. Dahin ge-
hören: 1) Geschenke zu welchen man durch Verträge sich an-
heischig gemacht hat a), 2) andere die dem Herkommen nach
jährlich b) oder doch bey gewissen Gelegenheiten c) gemacht
zu werden pflegen. 3) Andere die völlig von der freyen
Willkühr der Höfe abhängen d).

a) In den Friedensschlüssen mit der Pforte ist es noch üblich sich
zum Zeichen der hergestellten Freundschaft Geschenke zu versprechen.
s. Belgrader Friede 1739. att. 10. Friede zu Jassy 1792. art. 10.
Eben dieß geschieht in den Verträgen mit den Africanern.
b) So pflegten Dänemark und Maltha dem Könige von Frankreich
jährlich einige Falken zu schenken; Moser Vers. Th. I. S. 347.
ob die jährliche feyerliche Ueberlieferung eines Zelters an den
Pabst ein bloß unverbindliches Herkommen und ein freywilliges
Geschenk sey, ward 1788 gestritten. S. Hist. pol. Magazin
B. IV. S. 910. Die Geschenke welche so viele Mächte jährlich
den Africanern entrichten müssen, verdienen kaum diesen Nahmen.
c) Z. B. die geweyheten Windeln welche der Pabst den römisch ca-
tholischen Königinnen während ihrer Schwangerschaft zu schicken

Fuͤnftes Buch.
Titel Gevatter zwiſchen Fuͤrſten gleicher Wuͤrde noch her-
gebracht.

a) J. C. v. Moſer von den Gevatterſchaften großer Herren
in deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 291.
b) Zuerſt lud Carl IX. 1573 die proteſtantiſche Koͤniginn Eliſabeth
zu Gevatterinn ein, und Heinrich IV. bat neben dieſer auch den
Pabſt der ſie excommunicirt hatte zum Gevatter. Bey der Taufe
Peter II. waren 4 Gevatter verſchiedener Religion, Peter I. Carl
VI. Georg I. und die verwitwete Herzoginn von Braunſchweig.
Moſer a. a. O. S. 321.
c) Die vereinigten Niederlande ſind oft zu Gevattern gebeten, ſo
auch in Teutſchland die Reichsritterſchaft, nicht ſelten Landſtaͤnde;
und daß ein Fuͤrſt auch ein Regiment zu Gevatter bitten koͤnne,
lehrt ein neueres Beyſpiel.
§. 164.
Geſchenke.

Auch durch gegenſeitige Geſchenke pflegen oft Fuͤr-
ſten ihre Freundſchaft an den Tag zu legen. Dahin ge-
hoͤren: 1) Geſchenke zu welchen man durch Vertraͤge ſich an-
heiſchig gemacht hat a), 2) andere die dem Herkommen nach
jaͤhrlich b) oder doch bey gewiſſen Gelegenheiten c) gemacht
zu werden pflegen. 3) Andere die voͤllig von der freyen
Willkuͤhr der Hoͤfe abhaͤngen d).

a) In den Friedensſchluͤſſen mit der Pforte iſt es noch uͤblich ſich
zum Zeichen der hergeſtellten Freundſchaft Geſchenke zu verſprechen.
ſ. Belgrader Friede 1739. att. 10. Friede zu Jaſſy 1792. art. 10.
Eben dieß geſchieht in den Vertraͤgen mit den Africanern.
b) So pflegten Daͤnemark und Maltha dem Koͤnige von Frankreich
jaͤhrlich einige Falken zu ſchenken; Moſer Verſ. Th. I. S. 347.
ob die jaͤhrliche feyerliche Ueberlieferung eines Zelters an den
Pabſt ein bloß unverbindliches Herkommen und ein freywilliges
Geſchenk ſey, ward 1788 geſtritten. S. Hiſt. pol. Magazin
B. IV. S. 910. Die Geſchenke welche ſo viele Maͤchte jaͤhrlich
den Africanern entrichten muͤſſen, verdienen kaum dieſen Nahmen.
c) Z. B. die geweyheten Windeln welche der Pabſt den roͤmiſch ca-
tholiſchen Koͤniginnen waͤhrend ihrer Schwangerſchaft zu ſchicken
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[198/0226] Fuͤnftes Buch. Titel Gevatter zwiſchen Fuͤrſten gleicher Wuͤrde noch her- gebracht. a⁾ J. C. v. Moſer von den Gevatterſchaften großer Herren in deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 291. b⁾ Zuerſt lud Carl IX. 1573 die proteſtantiſche Koͤniginn Eliſabeth zu Gevatterinn ein, und Heinrich IV. bat neben dieſer auch den Pabſt der ſie excommunicirt hatte zum Gevatter. Bey der Taufe Peter II. waren 4 Gevatter verſchiedener Religion, Peter I. Carl VI. Georg I. und die verwitwete Herzoginn von Braunſchweig. Moſer a. a. O. S. 321. c⁾ Die vereinigten Niederlande ſind oft zu Gevattern gebeten, ſo auch in Teutſchland die Reichsritterſchaft, nicht ſelten Landſtaͤnde; und daß ein Fuͤrſt auch ein Regiment zu Gevatter bitten koͤnne, lehrt ein neueres Beyſpiel. §. 164. Geſchenke. Auch durch gegenſeitige Geſchenke pflegen oft Fuͤr- ſten ihre Freundſchaft an den Tag zu legen. Dahin ge- hoͤren: 1) Geſchenke zu welchen man durch Vertraͤge ſich an- heiſchig gemacht hat a), 2) andere die dem Herkommen nach jaͤhrlich b) oder doch bey gewiſſen Gelegenheiten c) gemacht zu werden pflegen. 3) Andere die voͤllig von der freyen Willkuͤhr der Hoͤfe abhaͤngen d). a⁾ In den Friedensſchluͤſſen mit der Pforte iſt es noch uͤblich ſich zum Zeichen der hergeſtellten Freundſchaft Geſchenke zu verſprechen. ſ. Belgrader Friede 1739. att. 10. Friede zu Jaſſy 1792. art. 10. Eben dieß geſchieht in den Vertraͤgen mit den Africanern. b⁾ So pflegten Daͤnemark und Maltha dem Koͤnige von Frankreich jaͤhrlich einige Falken zu ſchenken; Moſer Verſ. Th. I. S. 347. ob die jaͤhrliche feyerliche Ueberlieferung eines Zelters an den Pabſt ein bloß unverbindliches Herkommen und ein freywilliges Geſchenk ſey, ward 1788 geſtritten. S. Hiſt. pol. Magazin B. IV. S. 910. Die Geſchenke welche ſo viele Maͤchte jaͤhrlich den Africanern entrichten muͤſſen, verdienen kaum dieſen Nahmen. c⁾ Z. B. die geweyheten Windeln welche der Pabſt den roͤmiſch ca- tholiſchen Koͤniginnen waͤhrend ihrer Schwangerſchaft zu ſchicken pflegt;

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/226>, abgerufen am 21.11.2024.