Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Viertes Buch. Viertes Hauptstück. f) Aus ganz andern Gründen kann der Staat sich noch jetzt gestran- dete Contrebande Güter, oder Güter und Schiffe der Seeräuber oder rechtmäßiger Feinde zueigenen, obgleich in Ansehung der letzteren zuweilen ein großmüthiges Mitleiden bewegt sich der Strenge des Rechts nicht zu bedienen. Emerigon traite des assu- rances T. I. p. 455. 528. §. 151. Recht der Bergung; droit de sauvement. Ganz verschieden von diesem Recht aber ist das a) J. H. Böhmer de seruaticio. Halae 1743. 4. Schele diss. de iure naufragii colligendi 1674. 4. b) Dieses Verhältniß ist nicht in allen Staaten auf dieselbe Weise festgesetzt, und durch keine der gewählten Arten kann Mißbrauch ganz vermieden werden. Gewiß ist aber, daß da wo, wie in eini- gen Landen, das Berggeld überhaupt gar zu hoch bestimmt ist, dieses Recht leicht in Ungerechtigkeit ausartet, und sich dem Strandrechte wieder nähert, dessen Abschaffung sich die Mächte doch zur Ehre anrechnen, s. Beyspiele in Büsch Darstellung des Handels in s. mannigf. Geschäften Th. I. S. 110 u. f. c) An den mehresten Orten wird dessen Ausübung den Bewohnern des Strandes überlassen, an andern sind außerdem öffentlich dazu bestimmte Personen, und in Schweden Täuchergesellschaften. Viertes Buch. Viertes Hauptſtuͤck. f) Aus ganz andern Gruͤnden kann der Staat ſich noch jetzt geſtran- dete Contrebande Guͤter, oder Guͤter und Schiffe der Seeraͤuber oder rechtmaͤßiger Feinde zueigenen, obgleich in Anſehung der letzteren zuweilen ein großmuͤthiges Mitleiden bewegt ſich der Strenge des Rechts nicht zu bedienen. Emerigon traité des aſſu- rances T. I. p. 455. 528. §. 151. Recht der Bergung; droit de ſauvement. Ganz verſchieden von dieſem Recht aber iſt das a) J. H. Böhmer de ſeruaticio. Halae 1743. 4. Schele diſſ. de iure naufragii colligendi 1674. 4. b) Dieſes Verhaͤltniß iſt nicht in allen Staaten auf dieſelbe Weiſe feſtgeſetzt, und durch keine der gewaͤhlten Arten kann Mißbrauch ganz vermieden werden. Gewiß iſt aber, daß da wo, wie in eini- gen Landen, das Berggeld uͤberhaupt gar zu hoch beſtimmt iſt, dieſes Recht leicht in Ungerechtigkeit ausartet, und ſich dem Strandrechte wieder naͤhert, deſſen Abſchaffung ſich die Maͤchte doch zur Ehre anrechnen, ſ. Beyſpiele in Buͤſch Darſtellung des Handels in ſ. mannigf. Geſchaͤften Th. I. S. 110 u. f. c) An den mehreſten Orten wird deſſen Ausuͤbung den Bewohnern des Strandes uͤberlaſſen, an andern ſind außerdem oͤffentlich dazu beſtimmte Perſonen, und in Schweden Taͤuchergeſellſchaften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0212" n="184"/> <fw place="top" type="header">Viertes Buch. 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Viertes Buch. Viertes Hauptſtuͤck.
f⁾ Aus ganz andern Gruͤnden kann der Staat ſich noch jetzt geſtran-
dete Contrebande Guͤter, oder Guͤter und Schiffe der Seeraͤuber
oder rechtmaͤßiger Feinde zueigenen, obgleich in Anſehung der
letzteren zuweilen ein großmuͤthiges Mitleiden bewegt ſich der
Strenge des Rechts nicht zu bedienen. Emerigon traité des aſſu-
rances T. I. p. 455. 528.
§. 151.
Recht der Bergung; droit de ſauvement.
Ganz verſchieden von dieſem Recht aber iſt das
der Bergung a) (ius colligendi naufragium, droit de
ſauvement) oder das Recht des Oberherrn des Ufers den
verungluͤckten Schiffen zu Huͤlfe zu eilen, geworfene oder
ſchiffbruͤchige Guͤter zu retten und aufzubewahren, und fuͤr
dieſe verwendete Muͤhe und Gefahr ſich von den Eigenthuͤ-
mern eine verhaͤltnißmaͤßige b) Belohnung bezahlen zu laſ-
ſen, bis dahin aber einen Theil der geborgenen Guͤter zu-
ruͤck zu behalten. Dieſes Recht wird noch jetzt uͤberall, ob-
wohl auf verſchiedene Weiſe c) geuͤbt, dagegen werden aber
auch den Eigenthuͤmern der Guͤter dieſe herausgegeben, wenn
ſie binnen der ziemlich allgemein auf Jahr und Tag von Zeit
des ihnen kund gewordenen Unfalls beſtimmten Verjaͤhrungs-
friſt d) ſich melden und nachmahls ihr Eigenthum erweiſen
koͤnnen.
a⁾ J. H. Böhmer de ſeruaticio. Halae 1743. 4. Schele diſſ. de iure
naufragii colligendi 1674. 4.
b⁾ Dieſes Verhaͤltniß iſt nicht in allen Staaten auf dieſelbe Weiſe
feſtgeſetzt, und durch keine der gewaͤhlten Arten kann Mißbrauch
ganz vermieden werden. Gewiß iſt aber, daß da wo, wie in eini-
gen Landen, das Berggeld uͤberhaupt gar zu hoch beſtimmt iſt,
dieſes Recht leicht in Ungerechtigkeit ausartet, und ſich dem
Strandrechte wieder naͤhert, deſſen Abſchaffung ſich die Maͤchte
doch zur Ehre anrechnen, ſ. Beyſpiele in Buͤſch Darſtellung
des Handels in ſ. mannigf. Geſchaͤften Th. I. S. 110 u. f.
c⁾ An den mehreſten Orten wird deſſen Ausuͤbung den Bewohnern
des Strandes uͤberlaſſen, an andern ſind außerdem oͤffentlich dazu
beſtimmte Perſonen, und in Schweden Taͤuchergeſellſchaften.
Cattrau
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