Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Rechte der Völker in Ansehung des Handels.
bare Beyträge über den Ursprung und die Rechte der Consuln
geliefert hatte, diese Materie in seinem essai sur les Consuls. a Ber-
lin
1790. 8. bearbeitet.
b) v. Steck essai p. 14. u. f.
c) Valin comment. sur l'ord. de la marine de Louis XIV. L. I. T. 9.
Tit. I. p. 245. de Steck essai sur les Consuls p.
56.
§. 145.
Rechte der Consuln in und außerhalb Europa.

Alle Consuln kommen zwar darinn überein, daß sie
der Schutz und Beystand der Handelsleute und Schiffer
ihrer Nation seyn, auf die Beobachtung der Handelsver-
träge wachen, und von dem was den Zustand und das
Interesse des Handels ihres Souverains an dem Ort ihres
Consulats anbetrifft, an ihren Hof berichten sollen a). In
Ansehung der Vorrechte derselben aber sind die Consuln in
Africa und der Levante von denen in den mehresten Eu-
ropäischen Plätzen in verschiedenen Puncten zu unterscheiden.

Jene haben nicht nur fast durchgängig die willkühr-
liche und streitige Civil-Gerichtbarkeit über die Untertha-
nen ihres Souverains in deren Angelegenheiten unterein-
ander, und selbst oft in Klagen der Ausländer gegen sie,
sondern sie werden auch überhaupt in diesen Plätzen fast
ganz auf den Fuß der Gesandten behandelt, wenn schon
die Consuln in der Levante b) mehrentheils in einer Art
der Abhängigkeit von dem Gesandten ihres Hofes zu Con-
stantinopel stehn.

Die mehresten Consuln in Europa hingegen haben
entweder blos die freywillige Gerichtbarkeit, und können
bey entstehenden Streitigkeiten nur als Schiedsrichter be-
trachtet werden c), oder sie haben doch nur eine sehr be-
schränkte Civil-Gerichtbarkeit über die Unterthanen ihres
Souverains in den Handelsstreitigkeiten derselben unter ein-
ander d). Und obwohl sie unter dem besonderen Schutz
des Völkerrechts stehn, und sofern der Staat ihnen seine

Handels-
Rechte der Voͤlker in Anſehung des Handels.
bare Beytraͤge uͤber den Urſprung und die Rechte der Conſuln
geliefert hatte, dieſe Materie in ſeinem eſſai ſur les Conſuls. à Ber-
lin
1790. 8. bearbeitet.
b) v. Steck eſſai p. 14. u. f.
c) Valin comment. ſur l’ord. de la marine de Louis XIV. L. I. T. 9.
Tit. I. p. 245. de Steck eſſai ſur les Conſuls p.
56.
§. 145.
Rechte der Conſuln in und außerhalb Europa.

Alle Conſuln kommen zwar darinn uͤberein, daß ſie
der Schutz und Beyſtand der Handelsleute und Schiffer
ihrer Nation ſeyn, auf die Beobachtung der Handelsver-
traͤge wachen, und von dem was den Zuſtand und das
Intereſſe des Handels ihres Souverains an dem Ort ihres
Conſulats anbetrifft, an ihren Hof berichten ſollen a). In
Anſehung der Vorrechte derſelben aber ſind die Conſuln in
Africa und der Levante von denen in den mehreſten Eu-
ropaͤiſchen Plaͤtzen in verſchiedenen Puncten zu unterſcheiden.

Jene haben nicht nur faſt durchgaͤngig die willkuͤhr-
liche und ſtreitige Civil-Gerichtbarkeit uͤber die Untertha-
nen ihres Souverains in deren Angelegenheiten unterein-
ander, und ſelbſt oft in Klagen der Auslaͤnder gegen ſie,
ſondern ſie werden auch uͤberhaupt in dieſen Plaͤtzen faſt
ganz auf den Fuß der Geſandten behandelt, wenn ſchon
die Conſuln in der Levante b) mehrentheils in einer Art
der Abhaͤngigkeit von dem Geſandten ihres Hofes zu Con-
ſtantinopel ſtehn.

Die mehreſten Conſuln in Europa hingegen haben
entweder blos die freywillige Gerichtbarkeit, und koͤnnen
bey entſtehenden Streitigkeiten nur als Schiedsrichter be-
trachtet werden c), oder ſie haben doch nur eine ſehr be-
ſchraͤnkte Civil-Gerichtbarkeit uͤber die Unterthanen ihres
Souverains in den Handelsſtreitigkeiten derſelben unter ein-
ander d). Und obwohl ſie unter dem beſonderen Schutz
des Voͤlkerrechts ſtehn, und ſofern der Staat ihnen ſeine

Handels-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="a)"><pb facs="#f0203" n="175"/><fw place="top" type="header">Rechte der Vo&#x0364;lker in An&#x017F;ehung des Handels.</fw><lb/>
bare Beytra&#x0364;ge u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung und die Rechte der Con&#x017F;uln<lb/>
geliefert hatte, die&#x017F;e Materie in &#x017F;einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e&#x017F;&#x017F;ai &#x017F;ur les Con&#x017F;uls.</hi> à Ber-<lb/>
lin</hi> 1790. 8. bearbeitet.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)"><hi rendition="#aq">v. <hi rendition="#k">Steck</hi> <hi rendition="#i">e&#x017F;&#x017F;ai</hi> p.</hi> 14. u. f.</note><lb/>
            <note place="end" n="c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Valin</hi><hi rendition="#i">comment. &#x017F;ur l&#x2019;ord. de la marine de Louis</hi> XIV. L. I. T. 9.<lb/>
Tit. I. p. 245. <hi rendition="#k">de Steck</hi> <hi rendition="#i">e&#x017F;&#x017F;ai &#x017F;ur les Con&#x017F;uls</hi> p.</hi> 56.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 145.<lb/><hi rendition="#fr">Rechte der Con&#x017F;uln in und außerhalb Europa.</hi></head><lb/>
            <p>Alle Con&#x017F;uln kommen zwar darinn u&#x0364;berein, daß &#x017F;ie<lb/>
der Schutz und Bey&#x017F;tand der Handelsleute und Schiffer<lb/>
ihrer Nation &#x017F;eyn, auf die Beobachtung der Handelsver-<lb/>
tra&#x0364;ge wachen, und von dem was den Zu&#x017F;tand und das<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e des Handels ihres Souverains an dem Ort ihres<lb/>
Con&#x017F;ulats anbetrifft, an ihren Hof berichten &#x017F;ollen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>). In<lb/>
An&#x017F;ehung der Vorrechte der&#x017F;elben aber &#x017F;ind die Con&#x017F;uln in<lb/>
Africa und der Levante von denen in den mehre&#x017F;ten Eu-<lb/>
ropa&#x0364;i&#x017F;chen Pla&#x0364;tzen in ver&#x017F;chiedenen Puncten zu unter&#x017F;cheiden.</p><lb/>
            <p>Jene haben nicht nur fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig die willku&#x0364;hr-<lb/>
liche und &#x017F;treitige Civil-Gerichtbarkeit u&#x0364;ber die Untertha-<lb/>
nen ihres Souverains in deren Angelegenheiten unterein-<lb/>
ander, und &#x017F;elb&#x017F;t oft in Klagen der Ausla&#x0364;nder gegen &#x017F;ie,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie werden auch u&#x0364;berhaupt in die&#x017F;en Pla&#x0364;tzen fa&#x017F;t<lb/>
ganz auf den Fuß der Ge&#x017F;andten behandelt, wenn &#x017F;chon<lb/>
die Con&#x017F;uln in der Levante <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>) mehrentheils in einer Art<lb/>
der Abha&#x0364;ngigkeit von dem Ge&#x017F;andten ihres Hofes zu Con-<lb/>
&#x017F;tantinopel &#x017F;tehn.</p><lb/>
            <p>Die mehre&#x017F;ten Con&#x017F;uln in Europa hingegen haben<lb/>
entweder blos die freywillige Gerichtbarkeit, und ko&#x0364;nnen<lb/>
bey ent&#x017F;tehenden Streitigkeiten nur als Schiedsrichter be-<lb/>
trachtet werden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>), oder &#x017F;ie haben doch nur eine &#x017F;ehr be-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkte Civil-Gerichtbarkeit u&#x0364;ber die Unterthanen ihres<lb/>
Souverains in den Handels&#x017F;treitigkeiten der&#x017F;elben unter ein-<lb/>
ander <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>). Und obwohl &#x017F;ie unter dem be&#x017F;onderen Schutz<lb/>
des Vo&#x0364;lkerrechts &#x017F;tehn, und &#x017F;ofern der Staat ihnen &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Handels-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0203] Rechte der Voͤlker in Anſehung des Handels. a⁾ bare Beytraͤge uͤber den Urſprung und die Rechte der Conſuln geliefert hatte, dieſe Materie in ſeinem eſſai ſur les Conſuls. à Ber- lin 1790. 8. bearbeitet. b⁾ v. Steck eſſai p. 14. u. f. c⁾ Valin comment. ſur l’ord. de la marine de Louis XIV. L. I. T. 9. Tit. I. p. 245. de Steck eſſai ſur les Conſuls p. 56. §. 145. Rechte der Conſuln in und außerhalb Europa. Alle Conſuln kommen zwar darinn uͤberein, daß ſie der Schutz und Beyſtand der Handelsleute und Schiffer ihrer Nation ſeyn, auf die Beobachtung der Handelsver- traͤge wachen, und von dem was den Zuſtand und das Intereſſe des Handels ihres Souverains an dem Ort ihres Conſulats anbetrifft, an ihren Hof berichten ſollen a). In Anſehung der Vorrechte derſelben aber ſind die Conſuln in Africa und der Levante von denen in den mehreſten Eu- ropaͤiſchen Plaͤtzen in verſchiedenen Puncten zu unterſcheiden. Jene haben nicht nur faſt durchgaͤngig die willkuͤhr- liche und ſtreitige Civil-Gerichtbarkeit uͤber die Untertha- nen ihres Souverains in deren Angelegenheiten unterein- ander, und ſelbſt oft in Klagen der Auslaͤnder gegen ſie, ſondern ſie werden auch uͤberhaupt in dieſen Plaͤtzen faſt ganz auf den Fuß der Geſandten behandelt, wenn ſchon die Conſuln in der Levante b) mehrentheils in einer Art der Abhaͤngigkeit von dem Geſandten ihres Hofes zu Con- ſtantinopel ſtehn. Die mehreſten Conſuln in Europa hingegen haben entweder blos die freywillige Gerichtbarkeit, und koͤnnen bey entſtehenden Streitigkeiten nur als Schiedsrichter be- trachtet werden c), oder ſie haben doch nur eine ſehr be- ſchraͤnkte Civil-Gerichtbarkeit uͤber die Unterthanen ihres Souverains in den Handelsſtreitigkeiten derſelben unter ein- ander d). Und obwohl ſie unter dem beſonderen Schutz des Voͤlkerrechts ſtehn, und ſofern der Staat ihnen ſeine Handels-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/203
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/203>, abgerufen am 21.11.2024.