Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Drittes Hauptstück.
Ausbruch des Kriegs vom Arrest frey seyn sollen, 3) wie
lange Zeit ihnen gelassen werden solle, um mit ihren Gü-
tern aus dem Lande zu gehn, 4) ob und unter welchen
Bedingungen sie während des Kriegs dort bleiben dürfen b).

a) Dieß ist zwar in dem Handelsbündnisse zwischen Frankreich und
Großbritannien vom Jahr 1786 art. 2. aber sonst in den wenig-
sten Handelsverträgen geschehen, so wichtig auch jetzt dieser Punct
zu Vorbeugung vieler öffentlichen und Privatstreitigkeiten wäre.
b) Handelsbündniß zwischen Großbritannien u. Frankreich 1786. art. 2.
§. 144.
Von den Consuln.

Wie einzelne Staaten schon sehr frühe bey sich zu
Hause eigene Richter für Handels- und Seesachen, zum
Theil unter dem Nahmen der Consuln ernannt hatten, so
gaben die Kreuzzüge zuerst einigen italienischen Städten
die Veranlassung, sich von asiatischen Fürsten unter andren
Vorzügen auch das Recht ertheilen zu lassen, dort ihre
eigene Consuls a) als Richter und Beschützer der dorti-
gen Handelsleute ihrer Nation zu ernennen; dieses Bey-
spiel ward nachmahls nicht nur von andren Europäischen
Staaten für die Handelsplätze in der Levante und späterhin
durch Verträge mit den Africanern für die africanischen
Handelsplätze, sondern auch zwischen den Europäischen Mäch-
ten unter einander, zum Theil schon seit dem 15ten, all-
gemeiner aber im 16ten Jahrhundert nachgeahmet b), so
daß jetzt die Zahl der Consuln in und außerhalb Europa
sehr beträchtlich ist, obwohl sie nur dahin geschickt werden
können, wo Verträge oder ein besonderes Herkommen dazu
berechtigen, auch das Recht sie abzuschicken als ein Ho-
heitsrecht anzusehn ist, das weder Municipalstädten noch
Handelsgesellschaften zusteht c).

a) Dictionaire du Citoyen unter dem Wort Consul. Misler ebauche
d'un discours sur les Consuls
1754 4. Am vollständigsten hat der
Herr v. Steck, welcher schon in seinen obseruationibus subseci-
vis
und in seinen Versuchen 1772, S. 120. u. f. einige schätz-

Viertes Buch. Drittes Hauptſtuͤck.
Ausbruch des Kriegs vom Arreſt frey ſeyn ſollen, 3) wie
lange Zeit ihnen gelaſſen werden ſolle, um mit ihren Guͤ-
tern aus dem Lande zu gehn, 4) ob und unter welchen
Bedingungen ſie waͤhrend des Kriegs dort bleiben duͤrfen b).

a) Dieß iſt zwar in dem Handelsbuͤndniſſe zwiſchen Frankreich und
Großbritannien vom Jahr 1786 art. 2. aber ſonſt in den wenig-
ſten Handelsvertraͤgen geſchehen, ſo wichtig auch jetzt dieſer Punct
zu Vorbeugung vieler oͤffentlichen und Privatſtreitigkeiten waͤre.
b) Handelsbuͤndniß zwiſchen Großbritannien u. Frankreich 1786. art. 2.
§. 144.
Von den Conſuln.

Wie einzelne Staaten ſchon ſehr fruͤhe bey ſich zu
Hauſe eigene Richter fuͤr Handels- und Seeſachen, zum
Theil unter dem Nahmen der Conſuln ernannt hatten, ſo
gaben die Kreuzzuͤge zuerſt einigen italieniſchen Staͤdten
die Veranlaſſung, ſich von aſiatiſchen Fuͤrſten unter andren
Vorzuͤgen auch das Recht ertheilen zu laſſen, dort ihre
eigene Conſuls a) als Richter und Beſchuͤtzer der dorti-
gen Handelsleute ihrer Nation zu ernennen; dieſes Bey-
ſpiel ward nachmahls nicht nur von andren Europaͤiſchen
Staaten fuͤr die Handelsplaͤtze in der Levante und ſpaͤterhin
durch Vertraͤge mit den Africanern fuͤr die africaniſchen
Handelsplaͤtze, ſondern auch zwiſchen den Europaͤiſchen Maͤch-
ten unter einander, zum Theil ſchon ſeit dem 15ten, all-
gemeiner aber im 16ten Jahrhundert nachgeahmet b), ſo
daß jetzt die Zahl der Conſuln in und außerhalb Europa
ſehr betraͤchtlich iſt, obwohl ſie nur dahin geſchickt werden
koͤnnen, wo Vertraͤge oder ein beſonderes Herkommen dazu
berechtigen, auch das Recht ſie abzuſchicken als ein Ho-
heitsrecht anzuſehn iſt, das weder Municipalſtaͤdten noch
Handelsgeſellſchaften zuſteht c).

a) Dictionaire du Citoyen unter dem Wort Conſul. Misler ébauche
d’un diſcours ſur les Conſuls
1754 4. Am vollſtaͤndigſten hat der
Herr v. Steck, welcher ſchon in ſeinen obſeruationibus ſubſeci-
vis
und in ſeinen Verſuchen 1772, S. 120. u. f. einige ſchaͤtz-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0202" n="174"/><fw place="top" type="header">Viertes Buch. Drittes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
Ausbruch des Kriegs vom Arre&#x017F;t frey &#x017F;eyn &#x017F;ollen, 3) wie<lb/>
lange Zeit ihnen gela&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;olle, um mit ihren Gu&#x0364;-<lb/>
tern aus dem Lande zu gehn, 4) ob und unter welchen<lb/>
Bedingungen &#x017F;ie wa&#x0364;hrend des Kriegs dort bleiben du&#x0364;rfen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>).</p><lb/>
            <note place="end" n="a)">Dieß i&#x017F;t zwar in dem Handelsbu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen Frankreich und<lb/>
Großbritannien vom Jahr 1786 <hi rendition="#aq">art.</hi> 2. aber &#x017F;on&#x017F;t in den wenig-<lb/>
&#x017F;ten Handelsvertra&#x0364;gen ge&#x017F;chehen, &#x017F;o wichtig auch jetzt die&#x017F;er Punct<lb/>
zu Vorbeugung vieler o&#x0364;ffentlichen und Privat&#x017F;treitigkeiten wa&#x0364;re.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)">Handelsbu&#x0364;ndniß zwi&#x017F;chen Großbritannien u. Frankreich 1786. <hi rendition="#aq">art.</hi> 2.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 144.<lb/><hi rendition="#fr">Von den Con&#x017F;uln.</hi></head><lb/>
            <p>Wie einzelne Staaten &#x017F;chon &#x017F;ehr fru&#x0364;he bey &#x017F;ich zu<lb/>
Hau&#x017F;e eigene Richter fu&#x0364;r Handels- und See&#x017F;achen, zum<lb/>
Theil unter dem Nahmen der Con&#x017F;uln ernannt hatten, &#x017F;o<lb/>
gaben die Kreuzzu&#x0364;ge zuer&#x017F;t einigen italieni&#x017F;chen Sta&#x0364;dten<lb/>
die Veranla&#x017F;&#x017F;ung, &#x017F;ich von a&#x017F;iati&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten unter andren<lb/>
Vorzu&#x0364;gen auch das Recht ertheilen zu la&#x017F;&#x017F;en, dort ihre<lb/>
eigene Con&#x017F;uls <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) als Richter und Be&#x017F;chu&#x0364;tzer der dorti-<lb/>
gen Handelsleute ihrer Nation zu ernennen; die&#x017F;es Bey-<lb/>
&#x017F;piel ward nachmahls nicht nur von andren Europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Staaten fu&#x0364;r die Handelspla&#x0364;tze in der Levante und &#x017F;pa&#x0364;terhin<lb/>
durch Vertra&#x0364;ge mit den Africanern fu&#x0364;r die africani&#x017F;chen<lb/>
Handelspla&#x0364;tze, &#x017F;ondern auch zwi&#x017F;chen den Europa&#x0364;i&#x017F;chen Ma&#x0364;ch-<lb/>
ten unter einander, zum Theil &#x017F;chon &#x017F;eit dem 15ten, all-<lb/>
gemeiner aber im 16ten Jahrhundert nachgeahmet <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>), &#x017F;o<lb/>
daß jetzt die Zahl der Con&#x017F;uln in und außerhalb Europa<lb/>
&#x017F;ehr betra&#x0364;chtlich i&#x017F;t, obwohl &#x017F;ie nur dahin ge&#x017F;chickt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, wo Vertra&#x0364;ge oder ein be&#x017F;onderes Herkommen dazu<lb/>
berechtigen, auch das Recht &#x017F;ie abzu&#x017F;chicken als ein Ho-<lb/>
heitsrecht anzu&#x017F;ehn i&#x017F;t, das weder Municipal&#x017F;ta&#x0364;dten noch<lb/>
Handelsge&#x017F;ell&#x017F;chaften zu&#x017F;teht <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>).</p><lb/>
            <note place="end" n="a)"><hi rendition="#aq">Dictionaire du Citoyen</hi> unter dem Wort <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ul. <hi rendition="#k">Misler</hi> <hi rendition="#i">ébauche<lb/>
d&#x2019;un di&#x017F;cours &#x017F;ur les Con&#x017F;uls</hi></hi> 1754 4. Am voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten hat der<lb/>
Herr <hi rendition="#fr">v. <hi rendition="#g">Steck</hi></hi>, welcher &#x017F;chon in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">ob&#x017F;eruationibus &#x017F;ub&#x017F;eci-<lb/>
vis</hi> und in &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uchen</hi> 1772, S. 120. u. f. einige &#x017F;cha&#x0364;tz-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bare</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0202] Viertes Buch. Drittes Hauptſtuͤck. Ausbruch des Kriegs vom Arreſt frey ſeyn ſollen, 3) wie lange Zeit ihnen gelaſſen werden ſolle, um mit ihren Guͤ- tern aus dem Lande zu gehn, 4) ob und unter welchen Bedingungen ſie waͤhrend des Kriegs dort bleiben duͤrfen b). a⁾ Dieß iſt zwar in dem Handelsbuͤndniſſe zwiſchen Frankreich und Großbritannien vom Jahr 1786 art. 2. aber ſonſt in den wenig- ſten Handelsvertraͤgen geſchehen, ſo wichtig auch jetzt dieſer Punct zu Vorbeugung vieler oͤffentlichen und Privatſtreitigkeiten waͤre. b⁾ Handelsbuͤndniß zwiſchen Großbritannien u. Frankreich 1786. art. 2. §. 144. Von den Conſuln. Wie einzelne Staaten ſchon ſehr fruͤhe bey ſich zu Hauſe eigene Richter fuͤr Handels- und Seeſachen, zum Theil unter dem Nahmen der Conſuln ernannt hatten, ſo gaben die Kreuzzuͤge zuerſt einigen italieniſchen Staͤdten die Veranlaſſung, ſich von aſiatiſchen Fuͤrſten unter andren Vorzuͤgen auch das Recht ertheilen zu laſſen, dort ihre eigene Conſuls a) als Richter und Beſchuͤtzer der dorti- gen Handelsleute ihrer Nation zu ernennen; dieſes Bey- ſpiel ward nachmahls nicht nur von andren Europaͤiſchen Staaten fuͤr die Handelsplaͤtze in der Levante und ſpaͤterhin durch Vertraͤge mit den Africanern fuͤr die africaniſchen Handelsplaͤtze, ſondern auch zwiſchen den Europaͤiſchen Maͤch- ten unter einander, zum Theil ſchon ſeit dem 15ten, all- gemeiner aber im 16ten Jahrhundert nachgeahmet b), ſo daß jetzt die Zahl der Conſuln in und außerhalb Europa ſehr betraͤchtlich iſt, obwohl ſie nur dahin geſchickt werden koͤnnen, wo Vertraͤge oder ein beſonderes Herkommen dazu berechtigen, auch das Recht ſie abzuſchicken als ein Ho- heitsrecht anzuſehn iſt, das weder Municipalſtaͤdten noch Handelsgeſellſchaften zuſteht c). a⁾ Dictionaire du Citoyen unter dem Wort Conſul. Misler ébauche d’un diſcours ſur les Conſuls 1754 4. Am vollſtaͤndigſten hat der Herr v. Steck, welcher ſchon in ſeinen obſeruationibus ſubſeci- vis und in ſeinen Verſuchen 1772, S. 120. u. f. einige ſchaͤtz- bare

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/202
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/202>, abgerufen am 21.11.2024.