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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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exerciret, und die sich darinn wohl verhalten, beschencket, es waren aber solche
Praemia militaria, vel majora vel minora, diese waren die Centurionatus, Decu-
rionatus & Praefecturae,
daß man wohlverdiente Soldaten zu Haupt-Leuten oder
von gemeinen zu Unter-Officiern, auch etwan zu Amt-Leuten machte, ihnen ihren
Sold verbesserte, sie unter die Leib-Guarde nahm, ihnen Geld-Geschencke, neue
Kleider und Waffen gab, oder sie gar, wann sie grosse Praemia durch Wohlver-
halten verdienet, mit Cronen beschenckte, welches aber eigentlich zu denen Tyro-
nibus
noch nicht gehöret, sondern schon von rechten ausgemachten alten Soldaten,
die unter denen Legionen standen, zu verstehen ist.

CAPUT IV.

Von der alten Römer ihren Kriegs-Exercitiis, welche sie
mit ihren Tyronibus und Soldaten vorgenommen, und wie weit
solche heutigs Tags von denen unsrigen differiren, auch in
vielen Stücken übertroffen werden.

ANfänglich wurde denen neu-angekommenen Tyronibus oder Kriegs-
Schülern in der untersten Claß angewiesen, hurtig und in guter Ord-
nung einherzugehen, Reyhe und Glieder zu halten, und des Marchiren in
Schlacht-Ordnung: Erstlich Schritt vor Schritt zu gewöhnen, zu welchen Ende
man sie täglich des Sommers erstlich in 5. Stunden Zeit 20. tausend Schritt
marchiren ließ, wann sie hernach in solchen Gehen geübt waren, so muste die
Distantz in eben solcher Zeit vergrössert, und 24. tausend Schritt ohne Absetzen
oder Ruhen gegangen werden, sobald als sie auch in solchen fertig waren, so un-
terrichtete man sie in Lauffen, damit sie sich dessen sowohl gegen den Feind, (um
solchen einen Vortheil abzugewinnen, als ihn mit Ungestümm anzulauffen, selbi-
gen den Paß zu verrennen, den Wall hinauf zu klettern, auch wann sie etwan
flüchtig werden solten, und sich reteriren musten, gebrauchen könten, auf dieses
Lauffen folgete hernach die Ubung in Springen über die Gräben und auf die
aufgeworffene Wälle und Höhen, damit sie auch durch Springen die Feinde de-
sto hurtiger angreiffen, und sie dadurch confus und erschrocken machen möch-
ten. Zu diesem Ende wurden 12. Schuh breit Gräben aufgeworffen, darüber
der Hauptmann oder Centurio einer Compagnie Cadets oder Kriegs-Schüler
zu erst, und dann alle seine hundert Untergebene, und zwar mit dem Gewehr in
der Hand, ihme nachspringen musten, wann dieses geschehen, so musten sie ebenfalls
mit vollen Gewehr und Rüstung gegen einen aufgeworffenen Wall, an/ und so
auch wieder zurück lauffen, und hierauf Compagnien oder Centurien-weiß mit
höltzern Wurff-Pfeilen, die nicht spitzig waren, gegen einander char giren, und sich
mit ihren Schilden bedecken.

Alle

exerciret, und die ſich darinn wohl verhalten, beſchencket, es waren aber ſolche
Præmia militaria, vel majora vel minora, dieſe waren die Centurionatus, Decu-
rionatus & Præfecturæ,
daß man wohlverdiente Soldaten zu Haupt-Leuten oder
von gemeinen zu Unter-Officiern, auch etwan zu Amt-Leuten machte, ihnen ihren
Sold verbeſſerte, ſie unter die Leib-Guarde nahm, ihnen Geld-Geſchencke, neue
Kleider und Waffen gab, oder ſie gar, wann ſie groſſe Præmia durch Wohlver-
halten verdienet, mit Cronen beſchenckte, welches aber eigentlich zu denen Tyro-
nibus
noch nicht gehoͤret, ſondern ſchon von rechten ausgemachten alten Soldaten,
die unter denen Legionen ſtanden, zu verſtehen iſt.

CAPUT IV.

Von der alten Roͤmer ihren Kriegs-Exercitiis, welche ſie
mit ihren Tyronibus und Soldaten vorgenommen, und wie weit
ſolche heutigs Tags von denen unſrigen differiren, auch in
vielen Stuͤcken uͤbertroffen werden.

ANfaͤnglich wurde denen neu-angekommenen Tyronibus oder Kriegs-
Schuͤlern in der unterſten Claß angewieſen, hurtig und in guter Ord-
nung einherzugehen, Reyhe und Glieder zu halten, und des Marchiren in
Schlacht-Ordnung: Erſtlich Schritt vor Schritt zu gewoͤhnen, zu welchen Ende
man ſie taͤglich des Sommers erſtlich in 5. Stunden Zeit 20. tauſend Schritt
marchiren ließ, wann ſie hernach in ſolchen Gehen geuͤbt waren, ſo muſte die
Diſtantz in eben ſolcher Zeit vergroͤſſert, und 24. tauſend Schritt ohne Abſetzen
oder Ruhen gegangen werden, ſobald als ſie auch in ſolchen fertig waren, ſo un-
terrichtete man ſie in Lauffen, damit ſie ſich deſſen ſowohl gegen den Feind, (um
ſolchen einen Vortheil abzugewinnen, als ihn mit Ungeſtuͤmm anzulauffen, ſelbi-
gen den Paß zu verrennen, den Wall hinauf zu klettern, auch wann ſie etwan
fluͤchtig werden ſolten, und ſich reteriren muſten, gebrauchen koͤnten, auf dieſes
Lauffen folgete hernach die Ubung in Springen uͤber die Graͤben und auf die
aufgeworffene Waͤlle und Hoͤhen, damit ſie auch durch Springen die Feinde de-
ſto hurtiger angreiffen, und ſie dadurch confus und erſchrocken machen moͤch-
ten. Zu dieſem Ende wurden 12. Schuh breit Graͤben aufgeworffen, daruͤber
der Hauptmann oder Centurio einer Compagnie Cadets oder Kriegs-Schuͤler
zu erſt, und dann alle ſeine hundert Untergebene, und zwar mit dem Gewehr in
der Hand, ihme nachſpringen muſten, wann dieſes geſchehen, ſo muſten ſie ebenfalls
mit vollen Gewehr und Ruͤſtung gegen einen aufgeworffenen Wall, an/ und ſo
auch wieder zuruͤck lauffen, und hierauf Compagnien oder Centurien-weiß mit
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mit ihren Schilden bedecken.

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[38/0038] exerciret, und die ſich darinn wohl verhalten, beſchencket, es waren aber ſolche Præmia militaria, vel majora vel minora, dieſe waren die Centurionatus, Decu- rionatus & Præfecturæ, daß man wohlverdiente Soldaten zu Haupt-Leuten oder von gemeinen zu Unter-Officiern, auch etwan zu Amt-Leuten machte, ihnen ihren Sold verbeſſerte, ſie unter die Leib-Guarde nahm, ihnen Geld-Geſchencke, neue Kleider und Waffen gab, oder ſie gar, wann ſie groſſe Præmia durch Wohlver- halten verdienet, mit Cronen beſchenckte, welches aber eigentlich zu denen Tyro- nibus noch nicht gehoͤret, ſondern ſchon von rechten ausgemachten alten Soldaten, die unter denen Legionen ſtanden, zu verſtehen iſt. CAPUT IV. Von der alten Roͤmer ihren Kriegs-Exercitiis, welche ſie mit ihren Tyronibus und Soldaten vorgenommen, und wie weit ſolche heutigs Tags von denen unſrigen differiren, auch in vielen Stuͤcken uͤbertroffen werden. ANfaͤnglich wurde denen neu-angekommenen Tyronibus oder Kriegs- Schuͤlern in der unterſten Claß angewieſen, hurtig und in guter Ord- nung einherzugehen, Reyhe und Glieder zu halten, und des Marchiren in Schlacht-Ordnung: Erſtlich Schritt vor Schritt zu gewoͤhnen, zu welchen Ende man ſie taͤglich des Sommers erſtlich in 5. Stunden Zeit 20. tauſend Schritt marchiren ließ, wann ſie hernach in ſolchen Gehen geuͤbt waren, ſo muſte die Diſtantz in eben ſolcher Zeit vergroͤſſert, und 24. tauſend Schritt ohne Abſetzen oder Ruhen gegangen werden, ſobald als ſie auch in ſolchen fertig waren, ſo un- terrichtete man ſie in Lauffen, damit ſie ſich deſſen ſowohl gegen den Feind, (um ſolchen einen Vortheil abzugewinnen, als ihn mit Ungeſtuͤmm anzulauffen, ſelbi- gen den Paß zu verrennen, den Wall hinauf zu klettern, auch wann ſie etwan fluͤchtig werden ſolten, und ſich reteriren muſten, gebrauchen koͤnten, auf dieſes Lauffen folgete hernach die Ubung in Springen uͤber die Graͤben und auf die aufgeworffene Waͤlle und Hoͤhen, damit ſie auch durch Springen die Feinde de- ſto hurtiger angreiffen, und ſie dadurch confus und erſchrocken machen moͤch- ten. Zu dieſem Ende wurden 12. Schuh breit Graͤben aufgeworffen, daruͤber der Hauptmann oder Centurio einer Compagnie Cadets oder Kriegs-Schuͤler zu erſt, und dann alle ſeine hundert Untergebene, und zwar mit dem Gewehr in der Hand, ihme nachſpringen muſten, wann dieſes geſchehen, ſo muſten ſie ebenfalls mit vollen Gewehr und Ruͤſtung gegen einen aufgeworffenen Wall, an/ und ſo auch wieder zuruͤck lauffen, und hierauf Compagnien oder Centurien-weiß mit hoͤltzern Wurff-Pfeilen, die nicht ſpitzig waren, gegen einander char giren, und ſich mit ihren Schilden bedecken. Alle

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/38>, abgerufen am 21.11.2024.