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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput VII.
mal nur 1/2. Stund/ das anderemal 3/4. biß er endlich
auf 2. Stund kommt; es kan aber solches Schwi-
tzen besser in einem Schwitz-Kasten/ mit untergesetzt-
und angezündtem Brandtwein geschehen/ wo-
durch die Schweiß-Löcher eröffnet/ und das Gifft
heraus getrieben wird/ und diese Cur muß also 30.
oder 40. Tage continuiret werden/ biß der Patient
seine rechte Gesichts-Farbe wieder bekommt. Wie
eine angenehme Zeitung dieses vor einen Handels-
Patron seyn müsse/ wann sein Diener/ den er in sei-
nen Geschäfften ausgeschickt/ solcher Gestalt in dem
Venus-Spital verarretiret lieget/ und schon
Franckreich zu sehen bekommt/ ehe er noch einmal
desselben Gräntze berühret/ stehet leicht zu erachten/
und dencke nur niemand/ der auf solchen verbotte-
nen Wegen gehet/ daß er Brief und Siegel dar-
vor habe/ daß es ihme nicht/ wie andern/ er gehen
möchte; der schönste Apffel ist inwendig offt wurm-
stichig/ und in den silbern Geschirren/ kan der süßte
Wein am ersten zu Eßig werden.

Wann einer gefallen oder mit dem
Pferd gestürtzet.

Nehmet braune Honig-Kuchen/ lasset sie wohl
sieden/ im rothen Wein-Eßig/ biß es wie ein Brey
werde/ machet davon ein Pflaster auf Heyde oder
Werck/ und leget es über.

Jst im Leib etwas zerbrochen oder zerstossen/ so
gebe man dem Patienten alle Tag dreymal Alant-
Wurtz-Wasser zu trincken/ so wird er innerlich ge-
heilet werden.

Oder er gebrauche vor etwan 2. Groschen Krebs-

Au-

Caput VII.
mal nur ½. Stund/ das anderemal ¾. biß er endlich
auf 2. Stund kommt; es kan aber ſolches Schwi-
tzen beſſer in einem Schwitz-Kaſten/ mit untergeſetzt-
und angezuͤndtem Brandtwein geſchehen/ wo-
durch die Schweiß-Loͤcher eroͤffnet/ und das Gifft
heraus getrieben wird/ und dieſe Cur muß alſo 30.
oder 40. Tage continuiret werden/ biß der Patient
ſeine rechte Geſichts-Farbe wieder bekommt. Wie
eine angenehme Zeitung dieſes vor einen Handels-
Patron ſeyn muͤſſe/ wann ſein Diener/ den er in ſei-
nen Geſchaͤfften ausgeſchickt/ ſolcher Geſtalt in dem
Venus-Spital verarrétiret lieget/ und ſchon
Franckreich zu ſehen bekommt/ ehe er noch einmal
deſſelben Graͤntze beruͤhret/ ſtehet leicht zu erachten/
und dencke nur niemand/ der auf ſolchen verbotte-
nen Wegen gehet/ daß er Brief und Siegel dar-
vor habe/ daß es ihme nicht/ wie andern/ er gehen
moͤchte; der ſchoͤnſte Apffel iſt inwendig offt wurm-
ſtichig/ und in den ſilbern Geſchirren/ kan der ſuͤßte
Wein am erſten zu Eßig werden.

Wann einer gefallen oder mit dem
Pferd geſtuͤrtzet.

Nehmet braune Honig-Kuchen/ laſſet ſie wohl
ſieden/ im rothen Wein-Eßig/ biß es wie ein Brey
werde/ machet davon ein Pflaſter auf Heyde oder
Werck/ und leget es uͤber.

Jſt im Leib etwas zerbrochen oder zerſtoſſen/ ſo
gebe man dem Patienten alle Tag dreymal Alant-
Wurtz-Waſſer zu trincken/ ſo wird er innerlich ge-
heilet werden.

Oder er gebrauche vor etwan 2. Groſchen Krebs-

Au-
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[318/0342] Caput VII. mal nur ½. Stund/ das anderemal ¾. biß er endlich auf 2. Stund kommt; es kan aber ſolches Schwi- tzen beſſer in einem Schwitz-Kaſten/ mit untergeſetzt- und angezuͤndtem Brandtwein geſchehen/ wo- durch die Schweiß-Loͤcher eroͤffnet/ und das Gifft heraus getrieben wird/ und dieſe Cur muß alſo 30. oder 40. Tage continuiret werden/ biß der Patient ſeine rechte Geſichts-Farbe wieder bekommt. Wie eine angenehme Zeitung dieſes vor einen Handels- Patron ſeyn muͤſſe/ wann ſein Diener/ den er in ſei- nen Geſchaͤfften ausgeſchickt/ ſolcher Geſtalt in dem Venus-Spital verarrétiret lieget/ und ſchon Franckreich zu ſehen bekommt/ ehe er noch einmal deſſelben Graͤntze beruͤhret/ ſtehet leicht zu erachten/ und dencke nur niemand/ der auf ſolchen verbotte- nen Wegen gehet/ daß er Brief und Siegel dar- vor habe/ daß es ihme nicht/ wie andern/ er gehen moͤchte; der ſchoͤnſte Apffel iſt inwendig offt wurm- ſtichig/ und in den ſilbern Geſchirren/ kan der ſuͤßte Wein am erſten zu Eßig werden. Wann einer gefallen oder mit dem Pferd geſtuͤrtzet. Nehmet braune Honig-Kuchen/ laſſet ſie wohl ſieden/ im rothen Wein-Eßig/ biß es wie ein Brey werde/ machet davon ein Pflaſter auf Heyde oder Werck/ und leget es uͤber. Jſt im Leib etwas zerbrochen oder zerſtoſſen/ ſo gebe man dem Patienten alle Tag dreymal Alant- Wurtz-Waſſer zu trincken/ ſo wird er innerlich ge- heilet werden. Oder er gebrauche vor etwan 2. Groſchen Krebs- Au-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/342>, abgerufen am 21.11.2024.