Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Orthographie
Das VI. Capitel.

Von der Orthographie, oder der
Kunst recht zu schreiben.

Man wird aus unterschiedlichen Brief-Büchern
Zweifels ohne zur Gnüge ersehen haben/ wie
sehr/ nebst dem guten Stylo, die Orthographia, oder
Recht-Schreib-Kunst/ recommendiret werde/ und
zwar sonderlich denen Contoiristen/ welche von de-
nen Teutschen Schreib- und Rechen-Schulen/ (ohne
vorher einigen Grund in der Lateinischen Sprache
geleget zu haben) sogleich zu dem Brief-Schreiben
auf vornehmer Kauffleute Contoiren employret
werden/ da es sich dann mehrentheils zuträget/ daß ein
solcher Handels-Bedienter etwan einen solchen Pa-
tron
vor sich findet/ der von dem Recht-Schreiben
ebenfals nicht viel vergessen/ oder so er ja dessen fähig/
selbst nicht viel Briefe schreibet/ sondern solche zu di-
cti
ren gewohnet ist/ etwan auch die Arbeit scheuet/
seine Bediente/ wie im Stylo, also auch in der Ortho-
graphie
eines bessern zu unterweisen/ insonderheit/
weil solches in der Correspondentz/ die man mit
Kauffleuten führet/ nicht eben so viel attendiret wird/
indem sie unter sich schon content seyn/ wann einer
des andern Meynung nur verstehen/ und den Zweck
des Negotii, nemlich das Nützliche erreichen kan;
Es entspringet aber hieraus/ nebenst dem überaus
schlechten Stylo, welchen doch ein solcher Ungeübter
mit dem Titul Kauffmännischer Manier vielmahls
qvalificiren will/ auch das vitieuse Schreiben/ da
man bald in diesem Wort einen Buchstab zu wenig/
bald in dem andern einen zu viel/ oder gar verwechselte

Buch-
Von der Orthographie
Das VI. Capitel.

Von der Orthographie, oder der
Kunſt recht zu ſchreiben.

Man wird aus unterſchiedlichen Brief-Buͤchern
Zweifels ohne zur Gnuͤge erſehen haben/ wie
ſehr/ nebſt dem guten Stylo, die Orthographia, oder
Recht-Schreib-Kunſt/ recommendiret werde/ und
zwar ſonderlich denen Contoiriſten/ welche von de-
nen Teutſchen Schreib- und Rechen-Schulen/ (ohne
vorher einigen Grund in der Lateiniſchen Sprache
geleget zu haben) ſogleich zu dem Brief-Schreiben
auf vornehmer Kauffleute Contoiren employret
werden/ da es ſich dann mehrentheils zutraͤget/ daß ein
ſolcher Handels-Bedienter etwan einen ſolchen Pa-
tron
vor ſich findet/ der von dem Recht-Schreiben
ebenfals nicht viel vergeſſen/ oder ſo er ja deſſen faͤhig/
ſelbſt nicht viel Briefe ſchreibet/ ſondern ſolche zu di-
cti
ren gewohnet iſt/ etwan auch die Arbeit ſcheuet/
ſeine Bediente/ wie im Stylo, alſo auch in der Ortho-
graphie
eines beſſern zu unterweiſen/ inſonderheit/
weil ſolches in der Correſpondentz/ die man mit
Kauffleuten fuͤhret/ nicht eben ſo viel attendiret wird/
indem ſie unter ſich ſchon content ſeyn/ wann einer
des andern Meynung nur verſtehen/ und den Zweck
des Negotii, nemlich das Nuͤtzliche erreichen kan;
Es entſpringet aber hieraus/ nebenſt dem uͤberaus
ſchlechten Stylo, welchen doch ein ſolcher Ungeuͤbter
mit dem Titul Kauffmaͤnniſcher Manier vielmahls
qvalificiren will/ auch das vitieuſe Schreiben/ da
man bald in dieſem Wort einen Buchſtab zu wenig/
bald in dem andern einen zu viel/ oder gar verwechſelte

Buch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0224" n="204"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Orthographie</hi> </hi> </fw><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#aq">Orthographie,</hi> oder der<lb/>
Kun&#x017F;t recht zu &#x017F;chreiben.</hi> </hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>an wird aus unter&#x017F;chiedlichen Brief-Bu&#x0364;chern<lb/>
Zweifels ohne zur Gnu&#x0364;ge er&#x017F;ehen haben/ wie<lb/>
&#x017F;ehr/ neb&#x017F;t dem guten <hi rendition="#aq">Stylo,</hi> die <hi rendition="#aq">Orthographia,</hi> oder<lb/>
Recht-Schreib-Kun&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ret werde/ und<lb/>
zwar &#x017F;onderlich denen <hi rendition="#aq">Contoiri</hi>&#x017F;ten/ welche von de-<lb/>
nen Teut&#x017F;chen Schreib- und Rechen-Schulen/ (ohne<lb/>
vorher einigen Grund in der Lateini&#x017F;chen Sprache<lb/>
geleget zu haben) &#x017F;ogleich zu dem Brief-Schreiben<lb/>
auf vornehmer Kauffleute <hi rendition="#aq">Contoiren employ</hi>ret<lb/>
werden/ da es &#x017F;ich dann mehrentheils zutra&#x0364;get/ daß ein<lb/>
&#x017F;olcher Handels-Bedienter etwan einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
tron</hi> vor &#x017F;ich findet/ der von dem Recht-Schreiben<lb/>
ebenfals nicht viel verge&#x017F;&#x017F;en/ oder &#x017F;o er ja de&#x017F;&#x017F;en fa&#x0364;hig/<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht viel Briefe &#x017F;chreibet/ &#x017F;ondern &#x017F;olche zu <hi rendition="#aq">di-<lb/>
cti</hi>ren gewohnet i&#x017F;t/ etwan auch die Arbeit &#x017F;cheuet/<lb/>
&#x017F;eine Bediente/ wie im <hi rendition="#aq">Stylo,</hi> al&#x017F;o auch in der <hi rendition="#aq">Ortho-<lb/>
graphie</hi> eines be&#x017F;&#x017F;ern zu unterwei&#x017F;en/ in&#x017F;onderheit/<lb/>
weil &#x017F;olches in der <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;ponden</hi>tz/ die man mit<lb/>
Kauffleuten fu&#x0364;hret/ nicht eben &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">attendi</hi>ret wird/<lb/>
indem &#x017F;ie unter &#x017F;ich &#x017F;chon <hi rendition="#aq">content</hi> &#x017F;eyn/ wann einer<lb/>
des andern Meynung nur ver&#x017F;tehen/ und den Zweck<lb/>
des <hi rendition="#aq">Negotii,</hi> nemlich das Nu&#x0364;tzliche erreichen kan;<lb/>
Es ent&#x017F;pringet aber hieraus/ neben&#x017F;t dem u&#x0364;beraus<lb/>
&#x017F;chlechten <hi rendition="#aq">Stylo,</hi> welchen doch ein &#x017F;olcher Ungeu&#x0364;bter<lb/>
mit dem <hi rendition="#aq">Titul</hi> Kauffma&#x0364;nni&#x017F;cher Manier vielmahls<lb/><hi rendition="#aq">qvalifici</hi>ren will/ auch das <hi rendition="#aq">vitieu&#x017F;e</hi> Schreiben/ da<lb/>
man bald in die&#x017F;em Wort einen Buch&#x017F;tab zu wenig/<lb/>
bald in dem andern einen zu viel/ oder gar verwech&#x017F;elte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Buch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0224] Von der Orthographie Das VI. Capitel. Von der Orthographie, oder der Kunſt recht zu ſchreiben. Man wird aus unterſchiedlichen Brief-Buͤchern Zweifels ohne zur Gnuͤge erſehen haben/ wie ſehr/ nebſt dem guten Stylo, die Orthographia, oder Recht-Schreib-Kunſt/ recommendiret werde/ und zwar ſonderlich denen Contoiriſten/ welche von de- nen Teutſchen Schreib- und Rechen-Schulen/ (ohne vorher einigen Grund in der Lateiniſchen Sprache geleget zu haben) ſogleich zu dem Brief-Schreiben auf vornehmer Kauffleute Contoiren employret werden/ da es ſich dann mehrentheils zutraͤget/ daß ein ſolcher Handels-Bedienter etwan einen ſolchen Pa- tron vor ſich findet/ der von dem Recht-Schreiben ebenfals nicht viel vergeſſen/ oder ſo er ja deſſen faͤhig/ ſelbſt nicht viel Briefe ſchreibet/ ſondern ſolche zu di- ctiren gewohnet iſt/ etwan auch die Arbeit ſcheuet/ ſeine Bediente/ wie im Stylo, alſo auch in der Ortho- graphie eines beſſern zu unterweiſen/ inſonderheit/ weil ſolches in der Correſpondentz/ die man mit Kauffleuten fuͤhret/ nicht eben ſo viel attendiret wird/ indem ſie unter ſich ſchon content ſeyn/ wann einer des andern Meynung nur verſtehen/ und den Zweck des Negotii, nemlich das Nuͤtzliche erreichen kan; Es entſpringet aber hieraus/ nebenſt dem uͤberaus ſchlechten Stylo, welchen doch ein ſolcher Ungeuͤbter mit dem Titul Kauffmaͤnniſcher Manier vielmahls qvalificiren will/ auch das vitieuſe Schreiben/ da man bald in dieſem Wort einen Buchſtab zu wenig/ bald in dem andern einen zu viel/ oder gar verwechſelte Buch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/224
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/224>, abgerufen am 21.12.2024.