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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Was sol/ Sarpedon/ ich von deiner tugend melden/
Was von viel anderen berühmten krieges helden/
Die ümbgekommen sind/ da wo der Phryger strom
Schleppt waffen helm und schild auf seiner fluht herumb?
Als er nun solcherley gestalt führt leid und klagen/
Da wird in einem huy das segel abgeschlagen
Von dem erbosten nord/ der schnur gleich wiedrig war/
Da hat es allererst die grösseste gefahr/
Das ruder geht entzwey/ das steuer wil nicht halten/
Die Winde treiben nun mit grimmigen gewalten
Die schiffe hin und her/ den wellen stehn sie bloß/
Die ungezähmte fluht/ die gleich wie berge groß/
schlägt immer nach und nach: hier fährt eins mit den wellen
Bis an die sterne burg/ ein anders fcheint zur hellen
Als würd es abgestürtzt/ und sieht der erden sand/
Es schäumt und tobt das meer/ als würd es ümgewand.
Drey schiffe schlägt der süd an klippen felß und steinen/
Die in dem meere sind verborgen/ und nicht scheinen
Den fahrenden zur see; Man nennet sie itzund
Altäre/ weil daselbst die Römer einen bund
Den Poenern giengen ein. Drey schiffe (das zu sehen
Fast sehr erbärmlich war) die musten bleiben stehen
Auff einem sandberg da. Denn von dem hohen meer
Trieb plötzlich sie der ost/ eins/ das die Lycier
Und treuen Oront trug/ traff eine grosse welle
An hintertheil des schiffs/ da portzelt auff der stelle
Der arme steuerman fürwerts auffs haupt hinab/
Ein wirbel aber ihm den nachrest endlich gab.
Der
Das Erſte Buch.
Was ſol/ Sarpedon/ ich von deiner tugend melden/
Was von viel anderen beruͤhmten krieges helden/
Die uͤmbgekommen ſind/ da wo der Phryger ſtrom
Schleppt waffẽ helm und ſchild auf ſeineꝛ fluht heꝛumb?
Als er nun ſolcherley geſtalt fuͤhrt leid und klagen/
Da wird in einem huy das ſegel abgeſchlagen
Von dem erboſten nord/ der ſchnur gleich wiedrig war/
Da hat es allererſt die groͤſſeſte gefahr/
Das ruder geht entzwey/ das ſteuer wil nicht halten/
Die Winde treiben nun mit grimmigen gewalten
Die ſchiffe hin und her/ den wellen ſtehn ſie bloß/
Die ungezaͤhmte fluht/ die gleich wie berge groß/
ſchlaͤgt im̃er nach und nach: hier faͤhrt eins mit den wellẽ
Bis an die ſterne burg/ ein anders fcheint zur hellen
Als wuͤrd es abgeſtuͤrtzt/ und ſieht der erden ſand/
Es ſchaͤumt und tobt das meer/ als wuͤrd es uͤmgewand.
Drey ſchiffe ſchlaͤgt der ſuͤd an klippen felß und ſteinen/
Die in dem meere ſind verborgen/ und nicht ſcheinen
Den fahrenden zur ſee; Man nennet ſie itzund
Altaͤre/ weil daſelbſt die Roͤmer einen bund
Den Poenern giengen ein. Drey ſchiffe (das zu ſehen
Faſt ſehr erbaͤrmlich war) die muſten bleiben ſtehen
Auff einem ſandberg da. Denn von dem hohen meer
Trieb ploͤtzlich ſie der oſt/ eins/ das die Lycier
Und treuen Oront trug/ traff eine groſſe welle
An hintertheil des ſchiffs/ da portzelt auff der ſtelle
Der arme ſteuerman fuͤrwerts auffs haupt hinab/
Ein wirbel aber ihm den nachreſt endlich gab.
Der
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[8/0030] Das Erſte Buch. Was ſol/ Sarpedon/ ich von deiner tugend melden/ Was von viel anderen beruͤhmten krieges helden/ Die uͤmbgekommen ſind/ da wo der Phryger ſtrom Schleppt waffẽ helm und ſchild auf ſeineꝛ fluht heꝛumb? Als er nun ſolcherley geſtalt fuͤhrt leid und klagen/ Da wird in einem huy das ſegel abgeſchlagen Von dem erboſten nord/ der ſchnur gleich wiedrig war/ Da hat es allererſt die groͤſſeſte gefahr/ Das ruder geht entzwey/ das ſteuer wil nicht halten/ Die Winde treiben nun mit grimmigen gewalten Die ſchiffe hin und her/ den wellen ſtehn ſie bloß/ Die ungezaͤhmte fluht/ die gleich wie berge groß/ ſchlaͤgt im̃er nach und nach: hier faͤhrt eins mit den wellẽ Bis an die ſterne burg/ ein anders fcheint zur hellen Als wuͤrd es abgeſtuͤrtzt/ und ſieht der erden ſand/ Es ſchaͤumt und tobt das meer/ als wuͤrd es uͤmgewand. Drey ſchiffe ſchlaͤgt der ſuͤd an klippen felß und ſteinen/ Die in dem meere ſind verborgen/ und nicht ſcheinen Den fahrenden zur ſee; Man nennet ſie itzund Altaͤre/ weil daſelbſt die Roͤmer einen bund Den Poenern giengen ein. Drey ſchiffe (das zu ſehen Faſt ſehr erbaͤrmlich war) die muſten bleiben ſtehen Auff einem ſandberg da. Denn von dem hohen meer Trieb ploͤtzlich ſie der oſt/ eins/ das die Lycier Und treuen Oront trug/ traff eine groſſe welle An hintertheil des ſchiffs/ da portzelt auff der ſtelle Der arme ſteuerman fuͤrwerts auffs haupt hinab/ Ein wirbel aber ihm den nachreſt endlich gab. Der

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/30>, abgerufen am 26.04.2024.