Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Zehende Buch. Das Zehende Buch. ALs sich in Latien erhub dis kriegeswetter/ Da ward eröffenet das himmel-hauß der Götter; Der könig Jupiter berufft durch Majens sohn Den allgemeinen rath in den gestirnten thron. Da sah er von der höh die länder alle ligen Und das Trojaner heer mit den Latinern kriegen; Er sah ihr lager an/ und wie sie sich gestellt Zu bieten ihre stirn einander in dem feld. Sie satzten auff dem saal sich nieder/ aller massen Wie sie gewöhnlich bey der Götter taffel sassen/ An beyden seiten gieng in selbten eine thür/ Da träget Jupiter so seine rede für: Ihr grossen Götter ihr/ was habt ihr angefangen; Wie seyd ihr so zurück in eurem schluß gegangen, Und streitet unter euch mit solcher bitterkeit: Ich that euch ja verbot zu meiden krieg und streit/ Noch die Trojaner mehr verfolgen und vertreiben/ Und solt Italien in fried und ruhe bleiben. Was ist denn abermal/ das mir entgegen ist/ Entstanden unter euch für mißhall/ zanck und zwist? Was mißverteauen hat euch beyderseits getrieben Dem kriege nach zu ziehn/ die waffen aus zu üben Es wird (last euch nur nicht verlangen) allzufrüh Euch kommen auff den halß die kriegs beschwer und müh. Wenn
Das Zehende Buch. Das Zehende Buch. ALs ſich in Latien erhub dis kriegeswetter/ Da ward eroͤffenet das himmel-hauß der Goͤtter; Der koͤnig Jupiter berufft durch Majens ſohn Den allgemeinen rath in den geſtirnten thron. Da ſah er von der hoͤh die laͤnder alle ligen Und das Trojaner heer mit den Latinern kriegen; Er ſah ihr lager an/ und wie ſie ſich geſtellt Zu bieten ihre ſtirn einander in dem feld. Sie ſatzten auff dem ſaal ſich nieder/ aller maſſen Wie ſie gewoͤhnlich bey der Goͤtter taffel ſaſſen/ An beyden ſeiten gieng in ſelbten eine thuͤr/ Da traͤget Jupiter ſo ſeine rede fuͤr: Ihr groſſen Goͤtter ihr/ was habt ihr angefangen; Wie ſeyd ihr ſo zuruͤck in eurem ſchluß gegangen, Und ſtreitet unter euch mit ſolcher bitterkeit: Ich that euch ja verbot zu meiden krieg und ſtreit/ Noch die Trojaner mehr verfolgen und vertreiben/ Und ſolt Italien in fried und ruhe bleiben. Was iſt denn abermal/ das mir entgegen iſt/ Entſtanden unter euch fuͤr mißhall/ zanck und zwiſt? Was mißverteauen hat euch beyderſeits getrieben Dem kriege nach zu ziehn/ die waffen aus zu uͤben Es wird (laſt euch nur nicht verlangen) allzufruͤh Euch kom̃en auff den halß die kriegs beſchwer und muͤh. Wenn
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Das Zehende Buch.
Das Zehende Buch.
ALs ſich in Latien erhub dis kriegeswetter/
Da ward eroͤffenet das himmel-hauß der Goͤtter;
Der koͤnig Jupiter berufft durch Majens ſohn
Den allgemeinen rath in den geſtirnten thron.
Da ſah er von der hoͤh die laͤnder alle ligen
Und das Trojaner heer mit den Latinern kriegen;
Er ſah ihr lager an/ und wie ſie ſich geſtellt
Zu bieten ihre ſtirn einander in dem feld.
Sie ſatzten auff dem ſaal ſich nieder/ aller maſſen
Wie ſie gewoͤhnlich bey der Goͤtter taffel ſaſſen/
An beyden ſeiten gieng in ſelbten eine thuͤr/
Da traͤget Jupiter ſo ſeine rede fuͤr:
Ihr groſſen Goͤtter ihr/ was habt ihr angefangen;
Wie ſeyd ihr ſo zuruͤck in eurem ſchluß gegangen,
Und ſtreitet unter euch mit ſolcher bitterkeit:
Ich that euch ja verbot zu meiden krieg und ſtreit/
Noch die Trojaner mehr verfolgen und vertreiben/
Und ſolt Italien in fried und ruhe bleiben.
Was iſt denn abermal/ das mir entgegen iſt/
Entſtanden unter euch fuͤr mißhall/ zanck und zwiſt?
Was mißverteauen hat euch beyderſeits getrieben
Dem kriege nach zu ziehn/ die waffen aus zu uͤben
Es wird (laſt euch nur nicht verlangen) allzufruͤh
Euch kom̃en auff den halß die kriegs beſchwer und muͤh.
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