Nur aus der steten Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Leben geht die höhere Entwickelung beider hervor. Der Erkenntniß dieser Wahrheit verdankt die neuere Zeit den größten Theil der Fortschritte, die sie auf praktischem, wie auf theo- retischem Gebiet gemacht hat. Von dem Einfluß der Wissen- schaft auf das Leben überzeugt uns ein Blick auf die Dinge und Einrichtungen, die uns Sicherheit, Bequemlichkeit, Behagen ge- währen. Wie unendlich viele sind darunter, die nach Form und Inhalt durch die gewonnene wissenschaftliche Erkenntniß bestimmt worden sind. Von dem einfachen Zahne am Rade der Maschine bis hinauf zu den complicirtesten Einrichtungen des öffentlichen Lebens, überall zeigt sich der Einfluß der Thätigkeit, welche gefunden hat: Das sind die natürlichen Bedingungen, und so wird der Zweck daher am besten gefördert. -- Und nicht min- der tritt auf der andern Seite die wohlthätige Rückwirkung des Lebens auf die Wissenschaft hervor. Indem die letztere ihre Erör- terungen überall da anknüpfte, wo das Bedürfniß der gegebenen Verhältnisse eine Frage aufwarf, eine Abhülfe erheischte, er- wärmte sie ihre Jünger nicht nur durch das Bewußtsein, mit dem Wahren auch das Nützliche zu fördern, sondern sie empfing durch die Beobachtung der Thatsachen auch tausendfache Anre- gungen, wurde durch sie von den verschiedensten Irrwegen immer wieder auf die richtige Bahn zurückgeführt, erhielt für die Be- stätigung oder Verwerfung, für die Verallgemeinerung oder
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Einleitung.
Nur aus der ſteten Wechſelwirkung zwiſchen Wiſſenſchaft und Leben geht die hoͤhere Entwickelung beider hervor. Der Erkenntniß dieſer Wahrheit verdankt die neuere Zeit den groͤßten Theil der Fortſchritte, die ſie auf praktiſchem, wie auf theo- retiſchem Gebiet gemacht hat. Von dem Einfluß der Wiſſen- ſchaft auf das Leben uͤberzeugt uns ein Blick auf die Dinge und Einrichtungen, die uns Sicherheit, Bequemlichkeit, Behagen ge- waͤhren. Wie unendlich viele ſind darunter, die nach Form und Inhalt durch die gewonnene wiſſenſchaftliche Erkenntniß beſtimmt worden ſind. Von dem einfachen Zahne am Rade der Maſchine bis hinauf zu den complicirteſten Einrichtungen des oͤffentlichen Lebens, uͤberall zeigt ſich der Einfluß der Thaͤtigkeit, welche gefunden hat: Das ſind die natuͤrlichen Bedingungen, und ſo wird der Zweck daher am beſten gefoͤrdert. — Und nicht min- der tritt auf der andern Seite die wohlthaͤtige Ruͤckwirkung des Lebens auf die Wiſſenſchaft hervor. Indem die letztere ihre Eroͤr- terungen uͤberall da anknuͤpfte, wo das Beduͤrfniß der gegebenen Verhaͤltniſſe eine Frage aufwarf, eine Abhuͤlfe erheiſchte, er- waͤrmte ſie ihre Juͤnger nicht nur durch das Bewußtſein, mit dem Wahren auch das Nuͤtzliche zu foͤrdern, ſondern ſie empfing durch die Beobachtung der Thatſachen auch tauſendfache Anre- gungen, wurde durch ſie von den verſchiedenſten Irrwegen immer wieder auf die richtige Bahn zuruͤckgefuͤhrt, erhielt fuͤr die Be- ſtaͤtigung oder Verwerfung, fuͤr die Verallgemeinerung oder
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Einleitung.
Nur aus der ſteten Wechſelwirkung zwiſchen Wiſſenſchaft
und Leben geht die hoͤhere Entwickelung beider hervor. Der
Erkenntniß dieſer Wahrheit verdankt die neuere Zeit den groͤßten
Theil der Fortſchritte, die ſie auf praktiſchem, wie auf theo-
retiſchem Gebiet gemacht hat. Von dem Einfluß der Wiſſen-
ſchaft auf das Leben uͤberzeugt uns ein Blick auf die Dinge und
Einrichtungen, die uns Sicherheit, Bequemlichkeit, Behagen ge-
waͤhren. Wie unendlich viele ſind darunter, die nach Form und
Inhalt durch die gewonnene wiſſenſchaftliche Erkenntniß beſtimmt
worden ſind. Von dem einfachen Zahne am Rade der Maſchine
bis hinauf zu den complicirteſten Einrichtungen des oͤffentlichen
Lebens, uͤberall zeigt ſich der Einfluß der Thaͤtigkeit, welche
gefunden hat: Das ſind die natuͤrlichen Bedingungen, und ſo
wird der Zweck daher am beſten gefoͤrdert. — Und nicht min-
der tritt auf der andern Seite die wohlthaͤtige Ruͤckwirkung des
Lebens auf die Wiſſenſchaft hervor. Indem die letztere ihre Eroͤr-
terungen uͤberall da anknuͤpfte, wo das Beduͤrfniß der gegebenen
Verhaͤltniſſe eine Frage aufwarf, eine Abhuͤlfe erheiſchte, er-
waͤrmte ſie ihre Juͤnger nicht nur durch das Bewußtſein, mit
dem Wahren auch das Nuͤtzliche zu foͤrdern, ſondern ſie empfing
durch die Beobachtung der Thatſachen auch tauſendfache Anre-
gungen, wurde durch ſie von den verſchiedenſten Irrwegen immer
wieder auf die richtige Bahn zuruͤckgefuͤhrt, erhielt fuͤr die Be-
ſtaͤtigung oder Verwerfung, fuͤr die Verallgemeinerung oder
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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/13>, abgerufen am 03.03.2025.
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