Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Geliebte in Christo Jesu. WAnn der Apostel Paulus zun Philippern am 4. spricht:Exemplum humilis subjectionis in Sanctis. Phil. 4, 11. Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen; macht er vns mit seinem Exempel lieb eine solche Tugend / dadurch ein Christ sich seinem GOtt lässet / vnd ein hertzlich Wolgefallen an jhm hat / wol zu frieden mit allem was GOTT schickt / es sey Glück oder Vnglück. Ein solcher Mensch erhebt sich nicht im Glück / vnd im Vnglück murret vnd verzaget er nicht. Daß aber diese Tugend in die Vbung gebracht werde / muß der Grund recht wol geleget seyn / im Glauben vnd in der Liebe / in der Gedult vnd in der Demuth. Durch Demuth achtet sich ein Christ hoher Ehren vnd grosses Glücks vnwürdig / vnd erhebt sich nicht in grossem Glück. Die hertzliche Liebe zu GOtt macht / daß Gottes Wille in allem vns lieb vnd werth ist. Die Gedult erträget das böse. Durch Glaub vnd Hoffnung kleben wir an GOtt / vnd tragen kindlich Vertrawen zu jhm / er werde als ein hertzlich lieber Vatter vns nicht übel führen. Wer mit diesen Tugenden außgerüstet ist / der kan mit Paulo sagen: Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen. Ich kan niedrig seyn / vnd kan hoch seyn / ich bin in allen dingen vnd bey allen geschickt / beyde satt seyn / vnd hungern / beyde übrig haben / vnd mangel leiden. Ich vermag alles durch den / der mich mächtig macht / Christus. Die Historia deß Lebens Pauli zeiget / beydes wie werth vnd vnwerth er gewesen; auff beyden seiten hat er sich wol schicken können / vnd ist allezeit friedlich gewesen mit dem Glück / das er für sich gefunden. Wann jhn deß Satans Engel mit Fäusten schlägt / flehete er zwar vnd bittet hefftig / daß er möchte von jhm genommen werden; wann er aber durch den H. Geist diese Antwort be- Geliebte in Christo Jesu. WAnn der Apostel Paulus zun Philippern am 4. spricht:Exemplum humilis subjectionis in Sanctis. Phil. 4, 11. Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen; macht er vns mit seinem Exempel lieb eine solche Tugend / dadurch ein Christ sich seinem GOtt lässet / vnd ein hertzlich Wolgefallen an jhm hat / wol zu frieden mit allem was GOTT schickt / es sey Glück oder Vnglück. Ein solcher Mensch erhebt sich nicht im Glück / vnd im Vnglück murret vnd verzaget er nicht. Daß aber diese Tugend in die Vbung gebracht werde / muß der Grund recht wol geleget seyn / im Glauben vnd in der Liebe / in der Gedult vnd in der Demuth. Durch Demuth achtet sich ein Christ hoher Ehren vnd grosses Glücks vnwürdig / vnd erhebt sich nicht in grossem Glück. Die hertzliche Liebe zu GOtt macht / daß Gottes Wille in allem vns lieb vnd werth ist. Die Gedult erträget das böse. Durch Glaub vnd Hoffnung kleben wir an GOtt / vnd tragen kindlich Vertrawen zu jhm / er werde als ein hertzlich lieber Vatter vns nicht übel führen. Wer mit diesen Tugenden außgerüstet ist / der kan mit Paulo sagen: Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen. Ich kan niedrig seyn / vnd kan hoch seyn / ich bin in allen dingen vnd bey allen geschickt / beyde satt seyn / vnd hungern / beyde übrig haben / vnd mangel leiden. Ich vermag alles durch den / der mich mächtig macht / Christus. Die Historia deß Lebens Pauli zeiget / beydes wie werth vnd vnwerth er gewesen; auff beyden seiten hat er sich wol schicken können / vnd ist allezeit friedlich gewesen mit dem Glück / das er für sich gefunden. Wann jhn deß Satans Engel mit Fäusten schlägt / flehete er zwar vnd bittet hefftig / daß er möchte von jhm genommen werden; wann er aber durch den H. Geist diese Antwort be- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0567" n="547"/> </div> <div> <head>Geliebte in Christo Jesu.</head><lb/> <p>WAnn der Apostel Paulus zun Philippern am 4. spricht:<note place="right">Exemplum humilis subjectionis in Sanctis. Phil. 4, 11.</note> Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen; macht er vns mit seinem Exempel lieb eine solche Tugend / dadurch ein Christ sich seinem GOtt lässet / vnd ein hertzlich Wolgefallen an jhm hat / wol zu frieden mit allem was GOTT schickt / es sey Glück oder Vnglück. Ein solcher Mensch erhebt sich nicht im Glück / vnd im Vnglück murret vnd verzaget er nicht. Daß aber diese Tugend in die Vbung gebracht werde / muß der Grund recht wol geleget seyn / im Glauben vnd in der Liebe / in der Gedult vnd in der Demuth. Durch Demuth achtet sich ein Christ hoher Ehren vnd grosses Glücks vnwürdig / vnd erhebt sich nicht in grossem Glück. Die hertzliche Liebe zu GOtt macht / daß Gottes Wille in allem vns lieb vnd werth ist. Die Gedult erträget das böse. Durch Glaub vnd Hoffnung kleben wir an GOtt / vnd tragen kindlich Vertrawen zu jhm / er werde als ein hertzlich lieber Vatter vns nicht übel führen. Wer mit diesen Tugenden außgerüstet ist / der kan mit Paulo sagen: Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen. Ich kan niedrig seyn / vnd kan hoch seyn / ich bin in allen dingen vnd bey allen geschickt / beyde satt seyn / vnd hungern / beyde übrig haben / vnd mangel leiden. Ich vermag alles durch den / der mich mächtig macht / Christus.</p> <p>Die Historia deß Lebens Pauli zeiget / beydes wie werth vnd vnwerth er gewesen; auff beyden seiten hat er sich wol schicken können / vnd ist allezeit friedlich gewesen mit dem Glück / das er für sich gefunden. Wann jhn deß Satans Engel mit Fäusten schlägt / flehete er zwar vnd bittet hefftig / daß er möchte von jhm genommen werden; wann er aber durch den H. Geist diese Antwort be- </p> </div> </body> </text> </TEI> [547/0567]
Geliebte in Christo Jesu.
WAnn der Apostel Paulus zun Philippern am 4. spricht: Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen; macht er vns mit seinem Exempel lieb eine solche Tugend / dadurch ein Christ sich seinem GOtt lässet / vnd ein hertzlich Wolgefallen an jhm hat / wol zu frieden mit allem was GOTT schickt / es sey Glück oder Vnglück. Ein solcher Mensch erhebt sich nicht im Glück / vnd im Vnglück murret vnd verzaget er nicht. Daß aber diese Tugend in die Vbung gebracht werde / muß der Grund recht wol geleget seyn / im Glauben vnd in der Liebe / in der Gedult vnd in der Demuth. Durch Demuth achtet sich ein Christ hoher Ehren vnd grosses Glücks vnwürdig / vnd erhebt sich nicht in grossem Glück. Die hertzliche Liebe zu GOtt macht / daß Gottes Wille in allem vns lieb vnd werth ist. Die Gedult erträget das böse. Durch Glaub vnd Hoffnung kleben wir an GOtt / vnd tragen kindlich Vertrawen zu jhm / er werde als ein hertzlich lieber Vatter vns nicht übel führen. Wer mit diesen Tugenden außgerüstet ist / der kan mit Paulo sagen: Ich habe gelernet / bey welchen ich bin / mir genügen lassen. Ich kan niedrig seyn / vnd kan hoch seyn / ich bin in allen dingen vnd bey allen geschickt / beyde satt seyn / vnd hungern / beyde übrig haben / vnd mangel leiden. Ich vermag alles durch den / der mich mächtig macht / Christus.
Exemplum humilis subjectionis in Sanctis. Phil. 4, 11. Die Historia deß Lebens Pauli zeiget / beydes wie werth vnd vnwerth er gewesen; auff beyden seiten hat er sich wol schicken können / vnd ist allezeit friedlich gewesen mit dem Glück / das er für sich gefunden. Wann jhn deß Satans Engel mit Fäusten schlägt / flehete er zwar vnd bittet hefftig / daß er möchte von jhm genommen werden; wann er aber durch den H. Geist diese Antwort be-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/567>, abgerufen am 03.07.2024. |