1. Anatomischer Bau. Das Charakteristische der Samenkanälchen besteht darin, dass ein jedes sich ununterbrochen schlängelt und oft anastomisirt, bevor es zuletzt in das vas deferens ausläuft, und dass jedes einzelne der zahlreich vorhandenen von verhältnissmässig weitem Lumen ist, während der Gang, in dem alle Röhrchen ausmünden, ein verhält- nissmässig sehr schwaches Kaliber besitzt; es verengert sich also das Gesammtlumen der Samenröhren, vom Anfang zum Ende des Hodens. Diese Verengung scheint aber keineswegs eine stetig fortschreitende, son- dern eher eine auf- und absteigende zu sein; so hat es offenbar den Anschein, als ob das in den ductus efferentes so ungemein verschmä- lerte Bett der (vereinigt gedachten) Samenröhrchen in den coni vasculosi sich wieder erweitere und gegen das vas deferens wieder verengere. -- Die Wand der Kanälchen ist muskelfreies elastisches Bindegewebe, das nach innen durch eine Lage von Epithelialzellen gedeckt ist; das vas deferens ist dazu noch ausgestattet mit einer cirkularen und längs- verlaufenden Schicht Faserzellen. -- Die Capillargefässe des Hodens, welche aus der langen und engen art. spermat. entspringen, sind nicht zahlreich; sie sammeln sich in ein vielfach anastomisirendes Netz von weiten Venen. -- Aus den Hoden gehen sehr voluminöse Lymphgefässe hervor. -- Die Nerven des Hodens und insbesondere des vas deferens, welche aus dem Lenden- und Sakraltheil des Grenzstrangs hervortreten, sollen ebenfalls bis in das Hirn zu verfolgen sein. -- Die feste Kapsel- haut des Hodens (tunica albuginea) schliesst eine Lage von muskulösen Faserzellen ein (Kölliker).
2. Samen *). Eine mechanische Scheidung zerlegt den von dem Hoden abgesonderten Saft in einen flüssigen und aufgeschwemmten Theil. Dieser letztere enthält bestimmt geformte Gebilde, und zwar entweder Samenfaden und Samenzellen zugleich oder auch nur Samenzellen. Das zuletzt erwähnte Vorkommen (Anwesenheit von Samenzellen bei Mangel an Samenfäden) findet sich ganz allgemein vor den Pubertätsjahren (in dem sog. unreifen Samen) und häufig, aber keineswegs immer, in sehr hohem Alter und zuweilen in chronischen Krankheiten (Duplay). Bei dem Mangel einer jeglichen Untersuchung des fadenfreien Samens be- schränken wir uns auf den fadenhaltigen.
Die Samenzellen scheinen in einer Beziehung zu den Epithelialzel- len der Samenkanälchen zu stehen, indem die letztern häufig fehlen, wenn die Kanälchen mit reifen Samen erfüllt sind. Die Zellen des rei- fen Samens sind rund, von verschiedener Grösse, einen bis zu zwanzig
*)Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Aufl. 521. -- Duplay, Archives generales. Dec. 1852. -- Valentin, Lehrbuch der Physiologie. 2. Aufl. II. Bd. 1. Abthlg. p. 41. -- Leukart, (u. Frerichs), Todd, Cyklopaedia. IV. Bd. p. 540.
Männliche Geschlechtswerkzeuge; Hoden.
Männliche Geschlechtswerkzeuge.
A. Hoden.
1. Anatomischer Bau. Das Charakteristische der Samenkanälchen besteht darin, dass ein jedes sich ununterbrochen schlängelt und oft anastomisirt, bevor es zuletzt in das vas deferens ausläuft, und dass jedes einzelne der zahlreich vorhandenen von verhältnissmässig weitem Lumen ist, während der Gang, in dem alle Röhrchen ausmünden, ein verhält- nissmässig sehr schwaches Kaliber besitzt; es verengert sich also das Gesammtlumen der Samenröhren, vom Anfang zum Ende des Hodens. Diese Verengung scheint aber keineswegs eine stetig fortschreitende, son- dern eher eine auf- und absteigende zu sein; so hat es offenbar den Anschein, als ob das in den ductus efferentes so ungemein verschmä- lerte Bett der (vereinigt gedachten) Samenröhrchen in den coni vasculosi sich wieder erweitere und gegen das vas deferens wieder verengere. — Die Wand der Kanälchen ist muskelfreies elastisches Bindegewebe, das nach innen durch eine Lage von Epithelialzellen gedeckt ist; das vas deferens ist dazu noch ausgestattet mit einer cirkularen und längs- verlaufenden Schicht Faserzellen. — Die Capillargefässe des Hodens, welche aus der langen und engen art. spermat. entspringen, sind nicht zahlreich; sie sammeln sich in ein vielfach anastomisirendes Netz von weiten Venen. — Aus den Hoden gehen sehr voluminöse Lymphgefässe hervor. — Die Nerven des Hodens und insbesondere des vas deferens, welche aus dem Lenden- und Sakraltheil des Grenzstrangs hervortreten, sollen ebenfalls bis in das Hirn zu verfolgen sein. — Die feste Kapsel- haut des Hodens (tunica albuginea) schliesst eine Lage von muskulösen Faserzellen ein (Kölliker).
2. Samen *). Eine mechanische Scheidung zerlegt den von dem Hoden abgesonderten Saft in einen flüssigen und aufgeschwemmten Theil. Dieser letztere enthält bestimmt geformte Gebilde, und zwar entweder Samenfaden und Samenzellen zugleich oder auch nur Samenzellen. Das zuletzt erwähnte Vorkommen (Anwesenheit von Samenzellen bei Mangel an Samenfäden) findet sich ganz allgemein vor den Pubertätsjahren (in dem sog. unreifen Samen) und häufig, aber keineswegs immer, in sehr hohem Alter und zuweilen in chronischen Krankheiten (Duplay). Bei dem Mangel einer jeglichen Untersuchung des fadenfreien Samens be- schränken wir uns auf den fadenhaltigen.
Die Samenzellen scheinen in einer Beziehung zu den Epithelialzel- len der Samenkanälchen zu stehen, indem die letztern häufig fehlen, wenn die Kanälchen mit reifen Samen erfüllt sind. Die Zellen des rei- fen Samens sind rund, von verschiedener Grösse, einen bis zu zwanzig
*)Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Aufl. 521. — Duplay, Archives generales. Dec. 1852. — Valentin, Lehrbuch der Physiologie. 2. Aufl. II. Bd. 1. Abthlg. p. 41. — Leukart, (u. Frerichs), Todd, Cyklopaedia. IV. Bd. p. 540.
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Männliche Geschlechtswerkzeuge; Hoden.
Männliche Geschlechtswerkzeuge.
A. Hoden.
1. Anatomischer Bau. Das Charakteristische der Samenkanälchen
besteht darin, dass ein jedes sich ununterbrochen schlängelt und oft
anastomisirt, bevor es zuletzt in das vas deferens ausläuft, und dass jedes
einzelne der zahlreich vorhandenen von verhältnissmässig weitem Lumen
ist, während der Gang, in dem alle Röhrchen ausmünden, ein verhält-
nissmässig sehr schwaches Kaliber besitzt; es verengert sich also das
Gesammtlumen der Samenröhren, vom Anfang zum Ende des Hodens.
Diese Verengung scheint aber keineswegs eine stetig fortschreitende, son-
dern eher eine auf- und absteigende zu sein; so hat es offenbar den
Anschein, als ob das in den ductus efferentes so ungemein verschmä-
lerte Bett der (vereinigt gedachten) Samenröhrchen in den coni vasculosi
sich wieder erweitere und gegen das vas deferens wieder verengere. —
Die Wand der Kanälchen ist muskelfreies elastisches Bindegewebe, das
nach innen durch eine Lage von Epithelialzellen gedeckt ist; das vas
deferens ist dazu noch ausgestattet mit einer cirkularen und längs-
verlaufenden Schicht Faserzellen. — Die Capillargefässe des Hodens,
welche aus der langen und engen art. spermat. entspringen, sind nicht
zahlreich; sie sammeln sich in ein vielfach anastomisirendes Netz von
weiten Venen. — Aus den Hoden gehen sehr voluminöse Lymphgefässe
hervor. — Die Nerven des Hodens und insbesondere des vas deferens,
welche aus dem Lenden- und Sakraltheil des Grenzstrangs hervortreten,
sollen ebenfalls bis in das Hirn zu verfolgen sein. — Die feste Kapsel-
haut des Hodens (tunica albuginea) schliesst eine Lage von muskulösen
Faserzellen ein (Kölliker).
2. Samen *). Eine mechanische Scheidung zerlegt den von dem
Hoden abgesonderten Saft in einen flüssigen und aufgeschwemmten Theil.
Dieser letztere enthält bestimmt geformte Gebilde, und zwar entweder
Samenfaden und Samenzellen zugleich oder auch nur Samenzellen. Das
zuletzt erwähnte Vorkommen (Anwesenheit von Samenzellen bei Mangel
an Samenfäden) findet sich ganz allgemein vor den Pubertätsjahren (in
dem sog. unreifen Samen) und häufig, aber keineswegs immer, in sehr
hohem Alter und zuweilen in chronischen Krankheiten (Duplay). Bei
dem Mangel einer jeglichen Untersuchung des fadenfreien Samens be-
schränken wir uns auf den fadenhaltigen.
Die Samenzellen scheinen in einer Beziehung zu den Epithelialzel-
len der Samenkanälchen zu stehen, indem die letztern häufig fehlen,
wenn die Kanälchen mit reifen Samen erfüllt sind. Die Zellen des rei-
fen Samens sind rund, von verschiedener Grösse, einen bis zu zwanzig
*) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Aufl. 521. — Duplay, Archives generales. Dec.
1852. — Valentin, Lehrbuch der Physiologie. 2. Aufl. II. Bd. 1. Abthlg. p. 41. — Leukart,
(u. Frerichs), Todd, Cyklopaedia. IV. Bd. p. 540.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/294>, abgerufen am 22.12.2024.
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