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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Bestimmungsweisen der Muskelkräfte.
sich diese letztere gegeneinander, so wird offenbar je nach der Grösse
des Neigungswinkels ein gewisser Antheil der Gesammtkraft des
Muskels innerhalb desselben durch die aufeinander erfolgenden Ge-
genwirkungen verzehrt und somit seinen bewegenden, auf andere
Massen übertragbaren Kräften entzogen. In der That ist aber auch
diese Bedingung gleichläufiger Fasern selten erfüllt.

Unter den bis dahin in Anwendung gebrachten scheint das relative Muskelmaass,
welches Ad. Fick vorschlägt, noch das vorzüglichere. Er stellt sich die Aufgabe,
die Maxima der Tragfähigkeit zu vergleichen; zu diesem Behufe setzt er die Kraft
des Muskels proportional dem grössten (nicht aber etwa einem mittleren) Quer-
schnitt desselben, den jener besitzt, bevor seine Röhren irgendwelche Verkürzung er-
fahren haben. Wie wir durch Ed. Weber und Schwann wissen (Seite 343), kommt
zu dieser Zeit dem Muskel die grösste Tragfähigkeit zu, oder wie wir uns dort aus-
drückten, er vermag das Maximum der Last auf Null Höhe zu heben. Diese Auf-
fassung ist allerdings mit der Einseitigkeit behaftet, von einer Vergleichung der
Hubhöhe ganz abzusehen; sie gewährt dagegen den Vortheil, dass sie die Muskeln
vergleicht, während die Fasern in dem möglichsten Parallelismus sich befinden, und
zugleich erlaubt sie die Zusammenstellung von solchen Muskelmassen, deren einzelne
Fasern von sehr verschiedener Länge sind, da im Beginn der Zusammenziehung allen
Röhren eine gleiche Kraft zukommt. -- Den grössten Querschnitt findet man nun da-
durch auf, dass man aus dem zu untersuchenden Muskel an dem Orte seines grössten
Umfangs ein durch zwei parallele Schnitte begrenztes Stück ausschneidet, dasselbe
wiegt und seine Länge misst. Kennt man dann noch das spezifische Gewicht der Mus-
kelsubstanz, so ist der Querschnitt zu finden. Denn das absolute Gewicht des Muskel-
stückes (A) ist = dem Product aus dem spezifischen Gewicht (G) mit dem Volum
(V) des Muskels, d. h. A = SV. Das Volum V ist aber = Länge (L) mal Querschnitt
(Q), also A = SLQ und somit Q = [Formel 1] .

Unüberwindliche Schwierigkeiten bietet es vorerst noch, wenn man die Muskeln
rücksichtlich ihres Nutzeffektes, oder auch nur mit Berücksichtigung ihrer Hubhöhe
auf ihre mechanischen Leistungen vergleichen will. Mit Beziehung hierauf lässt sich
kaum mehr aussagen, als dass der kurze Muskel die angehängte Last auf eine ge-
ringere Höhe bringen wird, als der längere. Die Schwierigkeiten, die einer weiteren
Beurtheilung entgegentreten, sind mannigfach; sie liegen zum Theil darin, dass wir
das Gesetz nicht kennen, nach welchem mit der proportionalen Verkürzung die Fähig-
keit des Muskels, Gewichte zu heben, abnimmt, d. h. in welchem Verhältniss der Trag-
fähigkeit gleich grosse Querschnitte verschieden stark zusammengezogener Muskeln
stehen. Da wir aber wenigstens im Allgemeinen wissen, dass die Tragfähigkeit ab-
nimmt, wenn die proportionale Verkürzung im Zunehmen begriffen ist, so schliessen
wir daraus, dass ein um einen bestimmten absoluten Werth verkürzter Muskel, der
aus Fasern von ungleicher Länge besteht, auf den verschiedenen Orten seines
Querschnitts eine grössere oder geringere Kraft besitzt, je nachdem durch den be-
treffenden Ort kürzere oder längere Fasern hindurchtreten. Hieraus folgt aber
sogleich, dass sich auch in diesem Falle die Richtung des Zuges fortlaufend mit der
Verkürzung ändern muss. Diese Schwierigkeit wäre nur wegzuräumen, wenn man
sämmtliche Faserlängen messen könnte; oder sie darf bei der Betrachtung der
im lebenden Menschen verwendeten Kräfte vernachlässigt werden, wenn sich das
Gesetz von Ed. Weber*) bestätigt, wonach sich bei den Gliederbewegungen die
einzelnen verschieden langen Röhren vermöge ihrer Anheftung an die Gelenk-

*) Ed. Weber, Ueber die Längenverhältnisse der Fleischfasern s. u. w. Leipziger Berichte;
mathematisch physische Classe 1851. -- Derselbe; über die Gewichtsverhältnisse der Muskeln
u. s. w ebendaselbst 1849..

Bestimmungsweisen der Muskelkräfte.
sich diese letztere gegeneinander, so wird offenbar je nach der Grösse
des Neigungswinkels ein gewisser Antheil der Gesammtkraft des
Muskels innerhalb desselben durch die aufeinander erfolgenden Ge-
genwirkungen verzehrt und somit seinen bewegenden, auf andere
Massen übertragbaren Kräften entzogen. In der That ist aber auch
diese Bedingung gleichläufiger Fasern selten erfüllt.

Unter den bis dahin in Anwendung gebrachten scheint das relative Muskelmaass,
welches Ad. Fick vorschlägt, noch das vorzüglichere. Er stellt sich die Aufgabe,
die Maxima der Tragfähigkeit zu vergleichen; zu diesem Behufe setzt er die Kraft
des Muskels proportional dem grössten (nicht aber etwa einem mittleren) Quer-
schnitt desselben, den jener besitzt, bevor seine Röhren irgendwelche Verkürzung er-
fahren haben. Wie wir durch Ed. Weber und Schwann wissen (Seite 343), kommt
zu dieser Zeit dem Muskel die grösste Tragfähigkeit zu, oder wie wir uns dort aus-
drückten, er vermag das Maximum der Last auf Null Höhe zu heben. Diese Auf-
fassung ist allerdings mit der Einseitigkeit behaftet, von einer Vergleichung der
Hubhöhe ganz abzusehen; sie gewährt dagegen den Vortheil, dass sie die Muskeln
vergleicht, während die Fasern in dem möglichsten Parallelismus sich befinden, und
zugleich erlaubt sie die Zusammenstellung von solchen Muskelmassen, deren einzelne
Fasern von sehr verschiedener Länge sind, da im Beginn der Zusammenziehung allen
Röhren eine gleiche Kraft zukommt. — Den grössten Querschnitt findet man nun da-
durch auf, dass man aus dem zu untersuchenden Muskel an dem Orte seines grössten
Umfangs ein durch zwei parallele Schnitte begrenztes Stück ausschneidet, dasselbe
wiegt und seine Länge misst. Kennt man dann noch das spezifische Gewicht der Mus-
kelsubstanz, so ist der Querschnitt zu finden. Denn das absolute Gewicht des Muskel-
stückes (A) ist = dem Product aus dem spezifischen Gewicht (G) mit dem Volum
(V) des Muskels, d. h. A = SV. Das Volum V ist aber = Länge (L) mal Querschnitt
(Q), also A = SLQ und somit Q = [Formel 1] .

Unüberwindliche Schwierigkeiten bietet es vorerst noch, wenn man die Muskeln
rücksichtlich ihres Nutzeffektes, oder auch nur mit Berücksichtigung ihrer Hubhöhe
auf ihre mechanischen Leistungen vergleichen will. Mit Beziehung hierauf lässt sich
kaum mehr aussagen, als dass der kurze Muskel die angehängte Last auf eine ge-
ringere Höhe bringen wird, als der längere. Die Schwierigkeiten, die einer weiteren
Beurtheilung entgegentreten, sind mannigfach; sie liegen zum Theil darin, dass wir
das Gesetz nicht kennen, nach welchem mit der proportionalen Verkürzung die Fähig-
keit des Muskels, Gewichte zu heben, abnimmt, d. h. in welchem Verhältniss der Trag-
fähigkeit gleich grosse Querschnitte verschieden stark zusammengezogener Muskeln
stehen. Da wir aber wenigstens im Allgemeinen wissen, dass die Tragfähigkeit ab-
nimmt, wenn die proportionale Verkürzung im Zunehmen begriffen ist, so schliessen
wir daraus, dass ein um einen bestimmten absoluten Werth verkürzter Muskel, der
aus Fasern von ungleicher Länge besteht, auf den verschiedenen Orten seines
Querschnitts eine grössere oder geringere Kraft besitzt, je nachdem durch den be-
treffenden Ort kürzere oder längere Fasern hindurchtreten. Hieraus folgt aber
sogleich, dass sich auch in diesem Falle die Richtung des Zuges fortlaufend mit der
Verkürzung ändern muss. Diese Schwierigkeit wäre nur wegzuräumen, wenn man
sämmtliche Faserlängen messen könnte; oder sie darf bei der Betrachtung der
im lebenden Menschen verwendeten Kräfte vernachlässigt werden, wenn sich das
Gesetz von Ed. Weber*) bestätigt, wonach sich bei den Gliederbewegungen die
einzelnen verschieden langen Röhren vermöge ihrer Anheftung an die Gelenk-

*) Ed. Weber, Ueber die Längenverhältnisse der Fleischfasern s. u. w. Leipziger Berichte;
mathematisch physische Classe 1851. — Derselbe; über die Gewichtsverhältnisse der Muskeln
u. s. w ebendaselbst 1849..
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[391/0405] Bestimmungsweisen der Muskelkräfte. sich diese letztere gegeneinander, so wird offenbar je nach der Grösse des Neigungswinkels ein gewisser Antheil der Gesammtkraft des Muskels innerhalb desselben durch die aufeinander erfolgenden Ge- genwirkungen verzehrt und somit seinen bewegenden, auf andere Massen übertragbaren Kräften entzogen. In der That ist aber auch diese Bedingung gleichläufiger Fasern selten erfüllt. Unter den bis dahin in Anwendung gebrachten scheint das relative Muskelmaass, welches Ad. Fick vorschlägt, noch das vorzüglichere. Er stellt sich die Aufgabe, die Maxima der Tragfähigkeit zu vergleichen; zu diesem Behufe setzt er die Kraft des Muskels proportional dem grössten (nicht aber etwa einem mittleren) Quer- schnitt desselben, den jener besitzt, bevor seine Röhren irgendwelche Verkürzung er- fahren haben. Wie wir durch Ed. Weber und Schwann wissen (Seite 343), kommt zu dieser Zeit dem Muskel die grösste Tragfähigkeit zu, oder wie wir uns dort aus- drückten, er vermag das Maximum der Last auf Null Höhe zu heben. Diese Auf- fassung ist allerdings mit der Einseitigkeit behaftet, von einer Vergleichung der Hubhöhe ganz abzusehen; sie gewährt dagegen den Vortheil, dass sie die Muskeln vergleicht, während die Fasern in dem möglichsten Parallelismus sich befinden, und zugleich erlaubt sie die Zusammenstellung von solchen Muskelmassen, deren einzelne Fasern von sehr verschiedener Länge sind, da im Beginn der Zusammenziehung allen Röhren eine gleiche Kraft zukommt. — Den grössten Querschnitt findet man nun da- durch auf, dass man aus dem zu untersuchenden Muskel an dem Orte seines grössten Umfangs ein durch zwei parallele Schnitte begrenztes Stück ausschneidet, dasselbe wiegt und seine Länge misst. Kennt man dann noch das spezifische Gewicht der Mus- kelsubstanz, so ist der Querschnitt zu finden. Denn das absolute Gewicht des Muskel- stückes (A) ist = dem Product aus dem spezifischen Gewicht (G) mit dem Volum (V) des Muskels, d. h. A = SV. Das Volum V ist aber = Länge (L) mal Querschnitt (Q), also A = SLQ und somit Q = [FORMEL]. Unüberwindliche Schwierigkeiten bietet es vorerst noch, wenn man die Muskeln rücksichtlich ihres Nutzeffektes, oder auch nur mit Berücksichtigung ihrer Hubhöhe auf ihre mechanischen Leistungen vergleichen will. Mit Beziehung hierauf lässt sich kaum mehr aussagen, als dass der kurze Muskel die angehängte Last auf eine ge- ringere Höhe bringen wird, als der längere. Die Schwierigkeiten, die einer weiteren Beurtheilung entgegentreten, sind mannigfach; sie liegen zum Theil darin, dass wir das Gesetz nicht kennen, nach welchem mit der proportionalen Verkürzung die Fähig- keit des Muskels, Gewichte zu heben, abnimmt, d. h. in welchem Verhältniss der Trag- fähigkeit gleich grosse Querschnitte verschieden stark zusammengezogener Muskeln stehen. Da wir aber wenigstens im Allgemeinen wissen, dass die Tragfähigkeit ab- nimmt, wenn die proportionale Verkürzung im Zunehmen begriffen ist, so schliessen wir daraus, dass ein um einen bestimmten absoluten Werth verkürzter Muskel, der aus Fasern von ungleicher Länge besteht, auf den verschiedenen Orten seines Querschnitts eine grössere oder geringere Kraft besitzt, je nachdem durch den be- treffenden Ort kürzere oder längere Fasern hindurchtreten. Hieraus folgt aber sogleich, dass sich auch in diesem Falle die Richtung des Zuges fortlaufend mit der Verkürzung ändern muss. Diese Schwierigkeit wäre nur wegzuräumen, wenn man sämmtliche Faserlängen messen könnte; oder sie darf bei der Betrachtung der im lebenden Menschen verwendeten Kräfte vernachlässigt werden, wenn sich das Gesetz von Ed. Weber *) bestätigt, wonach sich bei den Gliederbewegungen die einzelnen verschieden langen Röhren vermöge ihrer Anheftung an die Gelenk- *) Ed. Weber, Ueber die Längenverhältnisse der Fleischfasern s. u. w. Leipziger Berichte; mathematisch physische Classe 1851. — Derselbe; über die Gewichtsverhältnisse der Muskeln u. s. w ebendaselbst 1849..

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/405>, abgerufen am 26.04.2024.