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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Sie ganz des Teufels, Herr? Ein Schreckschuß sollt' es
sein für den Ulrich. Der sollte vernünftig werden --
nachgeben. Und wenn ich's in der Hitze so gesagt hätte,
wie Sie's verstanden, so hätten Sie's anders verstehen
müssen. Sie wissen, daß ich im Herzen nicht daran denke,
den alten Mann da, der tausendmal mehr werth ist --
aber Sie haben's auch, Sie haben's richtig verstanden,
aber -- ich erinn're mich nun zu spät, Sie haben immer
gegen diese Heirath gesprochen.
Möller.
Ich habe zwanzig Jahr der Firma Stein und Sohn
gedient, Zeit genug, einmal zu erfahren, daß man auch
zu gewissenhaft dienen kann. Ich habe nichts gethan,
als buchstäblich Ihren Auftrag erfüllt. Und wenn Sie
mich dennoch verkennen wollen, so muß das mein Trost
sein: Ich habe der Würde von Stein und Sohn nichts
vergeben.
(Er setzt sich zur Arbeit).
Stein.
So mag's Ihnen die "Würde von Stein und Sohn"
danken, was Sie da gemacht haben, ich nicht.
(Pause.)
Aber freilich; bei Licht beseh'n, was war auch anders
zu thun? nach dem, was vorgegangen war. Beruhigen
Sie sich nur. -- Ich hab' einmal den Herrn geltend ge-
macht --
Pastor.
Der obendrein noch so neu ist.
Der Erbförſter.
Sie ganz des Teufels, Herr? Ein Schreckſchuß ſollt’ es
ſein für den Ulrich. Der ſollte vernünftig werden —
nachgeben. Und wenn ich’s in der Hitze ſo geſagt hätte,
wie Sie’s verſtanden, ſo hätten Sie’s anders verſtehen
müſſen. Sie wiſſen, daß ich im Herzen nicht daran denke,
den alten Mann da, der tauſendmal mehr werth iſt —
aber Sie haben’s auch, Sie haben’s richtig verſtanden,
aber — ich erinn’re mich nun zu ſpät, Sie haben immer
gegen dieſe Heirath geſprochen.
Möller.
Ich habe zwanzig Jahr der Firma Stein und Sohn
gedient, Zeit genug, einmal zu erfahren, daß man auch
zu gewiſſenhaft dienen kann. Ich habe nichts gethan,
als buchſtäblich Ihren Auftrag erfüllt. Und wenn Sie
mich dennoch verkennen wollen, ſo muß das mein Troſt
ſein: Ich habe der Würde von Stein und Sohn nichts
vergeben.
(Er ſetzt ſich zur Arbeit).
Stein.
So mag’s Ihnen die „Würde von Stein und Sohn“
danken, was Sie da gemacht haben, ich nicht.
(Pauſe.)
Aber freilich; bei Licht beſeh’n, was war auch anders
zu thun? nach dem, was vorgegangen war. Beruhigen
Sie ſich nur. — Ich hab’ einmal den Herrn geltend ge-
macht —
Paſtor.
Der obendrein noch ſo neu iſt.
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[60/0074] Der Erbförſter. Sie ganz des Teufels, Herr? Ein Schreckſchuß ſollt’ es ſein für den Ulrich. Der ſollte vernünftig werden — nachgeben. Und wenn ich’s in der Hitze ſo geſagt hätte, wie Sie’s verſtanden, ſo hätten Sie’s anders verſtehen müſſen. Sie wiſſen, daß ich im Herzen nicht daran denke, den alten Mann da, der tauſendmal mehr werth iſt — aber Sie haben’s auch, Sie haben’s richtig verſtanden, aber — ich erinn’re mich nun zu ſpät, Sie haben immer gegen dieſe Heirath geſprochen. Möller. Ich habe zwanzig Jahr der Firma Stein und Sohn gedient, Zeit genug, einmal zu erfahren, daß man auch zu gewiſſenhaft dienen kann. Ich habe nichts gethan, als buchſtäblich Ihren Auftrag erfüllt. Und wenn Sie mich dennoch verkennen wollen, ſo muß das mein Troſt ſein: Ich habe der Würde von Stein und Sohn nichts vergeben. (Er ſetzt ſich zur Arbeit). Stein. So mag’s Ihnen die „Würde von Stein und Sohn“ danken, was Sie da gemacht haben, ich nicht. (Pauſe.) Aber freilich; bei Licht beſeh’n, was war auch anders zu thun? nach dem, was vorgegangen war. Beruhigen Sie ſich nur. — Ich hab’ einmal den Herrn geltend ge- macht — Paſtor. Der obendrein noch ſo neu iſt.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/74>, abgerufen am 26.04.2024.